HR-Karrierefrage #19: Ich bin mit Anfang 30 neu in der Führungsrolle als HR-Managerin. Wie kann ich ältere Mitarbeitende wertschätzen und trotzdem als Chefin anerkannt werden?
In einer Zeit, in der der Generationswechsel in vielen Unternehmen spürbar ist, kommt es häufiger vor, dass jüngere Mitarbeitende Führungsrollen übernehmen und ältere Kollegen anleiten. Besonders für Führungskräfte Anfang 30 stellt sich dann die Frage: Wie kann man die Erfahrung älterer Mitarbeiter wertschätzen, ohne dabei die eigene Autorität als Vorgesetzte oder Vorgesetzter zu verlieren?
Wertschätzung als Grundpfeiler
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit liegt in der Wertschätzung der Erfahrungen und des Fachwissens der älteren Mitarbeitenden. Diese Wertschätzung muss aufrichtig und sichtbar sein. Sätze wie „Ich schätze Ihre Erfahrung sehr“ sind ein guter Anfang, reichen jedoch nicht aus. Es geht darum, diese Wertschätzung aktiv zu zeigen, indem man ältere Kollegen bei Projekten einbezieht, ihre Meinungen erfragt und ihre Expertise gezielt nutzt.
Selbstbewusst auftreten, ohne zu dominieren
Als junge Führungskraft ist es essenziell, selbstbewusst aufzutreten, ohne dabei dominant oder überheblich zu wirken. Es ist völlig in Ordnung, eigene Unsicherheiten zu haben – schließlich ist Führung mit einer steilen Lernkurve verbunden. Wichtig ist jedoch, klarzumachen, dass man aufgrund der Qualifikation zur Führungskraft ernannt wurde. Dabei sollten Sie stets authentisch bleiben und sich nicht verstellen, um „älter“ oder „erfahrener“ zu wirken. Ihre Leistung und Ihre Kompetenz haben Sie in die Führungsposition gebracht, und das muss sich auch im Führungsstil widerspiegeln.
Kommunikation und Rollenklarheit
Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt in der Führung. Gerade bei älteren Mitarbeitenden, die sich vielleicht an die Zusammenarbeit auf Augenhöhe gewöhnt haben, ist es wichtig, frühzeitig klare Rollen zu definieren. Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen und besprechen Sie, wie Sie sich die Zusammenarbeit vorstellen. Es ist wichtig, klar zu formulieren, was Sie als Führungskraft von Ihrem Team erwarten und gleichzeitig offenes Feedback zu fördern. So vermeiden Sie Missverständnisse und schaffen eine Atmosphäre, in der sich alle ernstgenommen fühlen.
Vertrauen aufbauen durch Verantwortungsübergabe
Vertrauen ist das A und O in der Führung von älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine effektive Strategie ist es, Verantwortung abzugeben. Ältere Kollegen haben oft tiefe fachliche Kenntnisse und Erfahrungswerte, die Sie als Führungskraft nutzen sollten. Indem Sie diesen Mitarbeitenden anspruchsvolle Aufgaben anvertrauen oder sie in Entscheidungsprozesse einbinden, signalisieren Sie, dass Sie ihre Expertise schätzen und ihnen vertrauen. Diese Wertschätzung stärkt nicht nur die Beziehung, sondern positioniert Sie gleichzeitig als Führungskraft, die sowohl das Team als auch ihre Rolle im Griff hat.
Authentizität und Empathie zeigen
Als junge Führungskraft ist es wichtig, authentisch und empathisch zu bleiben. Verstellen Sie sich nicht, um „mehr Chef“ zu wirken – das wird von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen schnell durchschaut und kann als Unsicherheit ausgelegt werden. Zeigen Sie stattdessen, dass Sie menschlich bleiben und auf Augenhöhe kommunizieren können. Gleichzeitig sollten Sie jedoch nicht zögern, in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen und klar Stellung zu beziehen. Eine Führungskraft, die ihre Rolle versteht und gleichzeitig empathisch handelt, wird sowohl respektiert als auch geschätzt.
Fazit
Als junge Führungskraft Anfang 30, die ältere Mitarbeitende führt, ist es entscheidend, die Balance zwischen Kollegialität und Führungsverantwortung zu finden. Die Grundlage dafür ist Respekt, sowohl für die Expertise der älteren Kollegen als auch für die eigene Rolle als Führungskraft. Durch klare Kommunikation, Vertrauensaufbau und Authentizität kann es gelingen, die eigene Position als Chef zu festigen und gleichzeitig ein kooperatives Arbeitsklima zu schaffen. Letztlich profitieren beide Seiten von einer Führung, die auf Respekt und Offenheit basiert – unabhängig vom Alter.
Info
Antworten auf Fragen zur und Tipps für die Karriere im Job HR liefert die Kolumne von Heike Gorges. Sie berät Personalerinnen und Personaler als HRblue-Vorstand zu Karrierethemen.
Zur Kolumne von Heike Gorges „HR-Karriere-Coach“.