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HR Tech, Diversity und mein Tag als Frau

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Eine höhere Geschlechterdiversität kann zu einem besseren Geschäftserfolg, mehr Kunden und Kundinnen und einem höheren Umsatz und Gewinn führen. Belegt haben das unter anderem drei Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Jahr 2013. Und: Durch die Förderung von Geschlechterdiversität in der Führungsebene können Organisationen eine höhere Diversität in der Belegschaft erreichen. Soweit – hoffentlich – bereits bei uns allen angekommen.

Nun stellt sich die Frage: Wie kann HR Tech hier helfen? Diese Frage haben sich in der Vergangenheit bereits einige Unternehmen gestellt. Und sind dabei teilweise krachend gescheitert. Das wohl bekannteste Beispiel ist fast zehn Jahre alt: 2014 hat Amazon in den USA eine Software entwickelt, die mittels Künstlicher Intelligenz ein Ranking der eingegangenen Bewerbungen erstellen sollte.

KI trifft Entscheidungen nur aufgrund der Datenlage

Das Problem: Es stellte sich heraus, dass die Software Frauen diskriminierte – allerdings nicht absichtlich. Was ist passiert? Für jede Künstliche Intelligenz benötigt man erst einmal Daten, mit denen die KI “gefüttert” wird.

Amazon tat also genau das – hat jedoch übersehen, dass vor allem ein Typ von Kandidaten und Kandidatinnen sich besonders häufig bei dem Unternehmen bewirbt: nämlich technikaffine Männer. Die KI ging dann davon aus, dass diese Menschen ein besonders großes Interesse am Arbeitgeber haben. Eigentlich nachvollziehbar. Das Problem ist: Es bewarben sich vor allem Männer, weil es in der Tech-Branche mehr Männer gibt als Frauen. Daraus hat die KI geschlussfolgert, dass sich vor allem Männer für das Unternehmen begeistern können, und filterte Frauen eher heraus. Ein vermeidbarer Fehler? Ja, natürlich. Nur wurde er nicht vermieden – und stattdessen sind Millionen Dollar Entwicklungskosten für die KI in den Sand gesetzt worden.

HR-Tools für mehr Diversität

Dabei ist die Idee, bereits im Recruitingprozess auf HR-Technologie und -Software zu setzen, um die Diversität im Allgemeinen (also nicht nur die Gender Diversity) zu erhöhen, gut – nur die Umsetzung muss eben auch stimmen. Mittlerweile gibt es im HR-Tech-Bereich verschiedenste Softwarelösungen, die uns helfen können, sowohl diverse – und damit erfolgreiche – Teams zu rekrutieren, als auch bestehende Teams zu sensibilisieren: Angefangen bei Recruiting-Lösungen, welche die Fähigkeiten und den Team Fit in den Vordergrund stellen – und das Geschlecht und andere Merkmale dabei außen vor lassen – bis hin zu Softwarelösungen im Bereich Virtual Reality, die bestehende Teams spielerisch zum Thema Diversity sensibilisieren.

Ein Tag als Anna

So bin ich selbst vor wenigen Wochen, wenn auch nur virtuell, in die Rolle einer Frau geschlüpft. In der VR-Anwendung “A Day in the Office” des Anbieters “wondder” habe ich einen typischen Arbeitstag durch die Augen von Anna erlebt, einer weiblichen Führungskraft. Als Anna habe ich mich auf die Arbeit vorbereitet, an Besprechungen teilgenommen und mit Mitarbeitenden und Kollegen interagiert, und “durfte” mich währenddessen mit den Vorurteilen und Mikro-Aggressionen auseinandersetzen, mit denen Frauen täglich am Arbeitsplatz konfrontiert sind.

Selten habe ich mich so unwohl in meiner Haut als Mann gefühlt – und selten innerhalb von 30 Minuten so viel gelernt wie in der Rolle von Anna. HR-Technologie kann also, sofern richtig eingesetzt, einen großen Beitrag im Bereich Diversity für das Gewinnen, Halten und die Aufklärung von Mitarbeitenden leisten – und wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.

Seid ihr, liebe Männer, denn schon mal in die Rolle einer Frau geschlüpft? Wann habt ihr das letzte Mal eure weiblichen Mitarbeiterinnen offen und ehrlich gefragt, was ihnen im Alltag (immer noch) begegnet? Fragt nach. Nicht irgendwann, sondern am besten in den nächsten 14 Tagen. Und packt es an.

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