Mehr Vertrauen in HR: Was muss dafür geschehen?

Personalwirtschaft: Herr Professor Enste, zahlreiche New-Work-Ansätze basieren darauf, dass Mitarbeitende HR, ihren Führungskräften und sich untereinander vertrauen. Was ist Vertrauen überhaupt und wann vertrauen wir?
Dominik Enste: Vertrauen ist eine persönliche Überzeugung, bei der wir uns freiwillig verletzbar machen und uns einer anderen Person ein Stück weit ausliefern. Das tun wir zum Beispiel, weil wir nicht die Ressourcen haben, eine bestimmte Aufgabe allein zu erledigen. Dafür können uns Wissen, Macht, Zeitkapazitäten und vieles mehr fehlen. Gegenüber wem wir uns verletzbar machen, wählen wir oftmals anhand dessen Kompetenz und Wohlwollen uns gegenüber aus. Wir gehen das Risiko ein und vertrauen, weil es sich positiv auf unseren Erfolg auswirken kann.

Kompetenzen sind meist an bestimmte Bereiche geknüpft. Vertrauen wir deshalb anderen auch nur in besagten Feldern?
Nun, es gibt ein generalisiertes Vertrauen in Menschen, dass je nach Land und Kultur sehr unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In Deutschland vertraut rund die Hälfte der Menschen anderen, in Griechenland nur 8 Prozent. Im beruflichen Kontext vertrauen wir nicht bedingungslos, sondern oftmals unter Abwägung der Risiken. Auch geben wir meist einen Rahmen vor, in dem sich unser Gegenüber verhalten darf, um unser Vertrauen nicht zu missbrauchen. Wir setzen also klare Erwartungsgrenzen und bewerten, wann wir die Zusammenarbeit mit dem Gegenüber als Erfolg bezeichnen und sich unser Vertrauen somit gelohnt hat.