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Mehrheit der Beschäftigten für Anspruch auf Homeoffice

Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Nur etwas mehr Mitarbeitende erledigen ihre Arbeit hybrid als vor Ort im Betrieb. Derzeit arbeitet die Hälfte der Beschäftigten hierzulande (51 Prozent) teilweise im Homeoffice und teilweise vor Ort im Unternehmen, also hybrid. Lediglich drei Prozent üben ihren Job ausschließlich remote aus. Knapp jeder Zweite (46 Prozent) ist zurzeit im Firmenbüro tätig. Allerdings gibt weniger als ein Fünftel (18 Prozent) von denjenigen, die ausschließlich in Präsenz arbeiten, in einer aktuellen Umfrage an, dies auch tatsächlich zu wollen. Das geht aus dem Report „State of Hybrid Work 2023“ im Auftrag von Owl Labs, einem US-amerikanischen Anbieter für Videokonferenztechnologie, hervor. Für die Studie wurden im Juni und Juli dieses Jahres insgesamt 12.000 Vollzeitbeschäftigte in den USA und mehreren europäischen Ländern befragt, davon 2.000 in Deutschland.

Interessant ist auch: Die Mehrheit spricht sich für einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice aus. 61 Prozent findet, dass es für die Arbeit aus dem Homeoffice, sofern möglich, einen gesetzlichen Anspruch geben sollte. Ein Drittel derjenigen, die derzeit in hybridem Format arbeiten, würde bei einem Homeoffice-Verbot des Unternehmens zwar zunächst wieder vor Ort den eigenen Job ausüben, sich aber nach einer anderen Stelle umschauen. Sieben Prozent sagen sogar, dass sie in diesem Fall sofort kündigen würden.

Warum aber präferieren einige Arbeitgebende noch die Präsenz vor Ort? Fast die Hälfte (47 Prozent) der befragten Arbeitnehmenden glaubt, ihr Unternehmen würde aufgrund traditioneller Vorstellungen von ihnen verlangen, vor Ort anwesend zu sein. Ginge es nach den Wünschen der Mitarbeitenden, würden fast zwei Drittel (64 Prozent) in einem hybriden Format arbeiten. Mit 40 Prozent bevorzugt der größere Teil bei einem hybriden Modell festgelegte Homeoffice-Tage, 24 Prozent eine flexible Lösung ohne Festlegung. Insgesamt sprechen sich die meisten für zwei Tage Präsenzarbeit pro Woche aus und 18 Prozent würden ihre Aufgaben gern vollständig per Telearbeit erledigen. 43 Prozent der hybrid und remote Arbeitenden geben an, dass sie mit ihrem derzeitigen Arbeitsstil produktiver sind gegenüber nur 29 Prozent derjenigen, die im Unternehmen arbeiten.

Mehr Flexibilität gewünscht, selbst bei Gehaltseinbußen

Für mehr örtliche oder zeitliche Flexibilität nehmen die deutschen Befragten auch Nachteile in Kauf. 39 Prozent würden für flexible Arbeitszeiten auf zehn Prozent oder mehr ihres Gehalts verzichten. 37 Prozent wären zugunsten flexibler Arbeitsorte dazu bereit. Ein Fünftel (21 Prozent) würde dafür sogar auf 15 Prozent oder mehr Geld verzichten. Aber nicht nur für mehr Flexibilität können sich die Beschäftigten finanzielle Einbußen vorstellen, sondern auch im Gegenzug zu mehr Freizeit: Für eine Viertagewoche wären sogar 45 Prozent der Befragten bereit, auf mindestens zehn Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass laut Aussage gut eines Drittels (35 Prozent) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Stresslevel im vergangenen Jahr gestiegen ist. 58 Prozent geben an, er sei gleichgeblieben, nur sieben Prozent berichten, dass der Stress abgenommen hat.

Trotz der Offenheit der Beschäftigten für hybride Arbeitsmodelle befürchten immerhin 43 Prozent der Befragten, dass ihre Vorgesetzten die Kolleginnen und Kollegen vor Ort für fleißiger und vertrauenswürdiger halten als Mitarbeitende im Homeoffice. Vor einem Jahr waren diese Bedenken mit 56 Prozent noch stärker verbreitet. Doch offenbar aus Angst, weniger wahrgenommen zu werden, geben 38 Prozent der Befragten zu, dass sie manchmal nur für ein paar Stunden ins Büro gehen, um sich zu zeigen und weitere 16 Prozent liebäugeln mit diesem Gedanken. Auch macht sich etwa ein Drittel (35 Prozent) Sorgen, aufgrund der Remote-Tätigkeit weniger Mitspracherecht zu haben und Chancen verpassen zu können (2022 waren es noch 44 Prozent).

Nachteile bleiben bestehen

Darüber hinaus gibt es jedoch aus Sicht der Befragten weitere Nachteile von Homeoffice und hybriden Modellen. So hat jeder zweite leitende Angestellte den Eindruck, dass es oft keine Gelegenheit gibt, gegenüber den Mitarbeitenden spontanes oder informelles Feedback zu äußern. Dabei spielt der Führungsstil für die Befragten eine wichtige Rolle: Drei Viertel von ihnen stufen eine unterstützende Führungskraft als wichtig oder sehr wichtig ein. Je weniger Präsenz vor Ort, umso relevanter die Unterstützung: Während 71 Prozent der Büroangestellten Wert darauf legen, sind es bei den hybrid Tätigen mit 77 Prozent schon etwas mehr und bei denen, die nur remote arbeiten, sogar 82 Prozent.

Die vollständige Studie kann hier eingesehen werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.