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Mobiles Office: Jedes dritte Unternehmen verzichtet auf Anwesenheitspflicht

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Ein knappes Drittel der Unternehmen in Deutschland hat keine Anwesenheitsquote mehr im Büro. Das geht aus einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) und dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hervor. Knapp 400 deutsche Unternehmen und Organisationen wurden für die Studie mit dem Titel „Arbeiten nach der Corona-Pandemie – Ein Jahr danach“ befragt, die die Entwicklungen des hybriden Arbeitens in Deutschland zeigen soll.

Mobiles Arbeiten ist selbstverständlich

Dass mobiles Arbeiten inzwischen zum Standard in der Arbeitswelt gehört, zeigt der Anteil an Antworten, die eine Möglichkeit zum mobilen Arbeiten verneinen. Gerade einmal 0,6 Prozent der Befragten geben an, ihren Beschäftigten keinerlei Arbeitsmöglichkeiten von zu Hause aus anzubieten. Bei genau einem Drittel (33,3 Prozent) der befragten Betriebe ist dies zumindest für einen Teil der Beschäftigten möglich. Zwei von drei Unternehmen sagen, dass diese Möglichkeit prinzipiell (fast) allen Beschäftigten offensteht.

Auslöser für diese Entwicklung ist die Corona-Pandemie gewesen, zeigt die Studie. 83,2 Prozent der Befragten geben an, dass das mobile Arbeiten durch die Pandemie deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Ein Drittel der Arbeitgeber ermöglicht mobiles Arbeiten ohne Limitierung

32,4 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie zwei Tagen mobiles Office pro Woche gewähren. Drei Tage pro Woche erlauben immerhin noch 26,1 Prozent der Organisationen. Vier Tage sind bei 10,3 Prozent der befragten Unternehmen möglich. Keine Quotenregelungen beziehungsweise bis zu fünf Tage mobile Arbeit pro Woche sind bei immerhin einem knappen Drittel (27,8 Prozent) der Unternehmen möglich.

Ohnehin kontrollieren die Unternehmen die Regelungen meist nicht. So existieren bei lediglich 15,7 Prozent der Befragten Vorgaben zur Gestaltung des ortsflexiblen Arbeitsplatzes, deren Einhaltung auch tatsächlich kontrolliert wird; etwas davor liegen die 27,1 Prozent der Befragten, die dasselbe für die Einhaltung der Mindestanwesenheitszeit im Office benennen. Und immerhin 38,7 Prozent äußern, dass die Einhaltung der minutengenauen Arbeitszeiterfassung kontrolliert wird.

Büroflächen werden reduziert

Weniger Personal im Büro eröffnet Unternehmen neuen Möglichkeiten zum Sparen. Rund ein Drittel der Befragten (30,4 Prozent) haben bereits Bürofläche reduziert; ein weiteres Drittel (34,8 Prozent) gibt an, dass darüber derzeit nachgedacht wird und ebenso vielesagen, dass sie über die Flächenverkleinerung diskutieren wollen.

Knapp über die Hälfte der Unternehmen (51,6 Prozent) führt an, konsequenterweise Desk-Sharing eingeführt zu haben; 24,2 Prozent planen dies, weitere 24,2 Prozent planen es zumindest bisher noch nicht. Dieser Schritt ist zwar logisch, jedoch gleichzeitig an nicht unerhebliche technische sowie wesentliche nutzungsseitige Voraussetzungen und kulturelle Anpassungen gebunden.

Keine Kompensation für Beschäftigte, die nicht ortsflexibel arbeiten können

Doch all das oben diskutierte gilt nur für einen Teil der Beschäftigten. Viele Jobs ermöglichen es nicht, Zeit- und Ortsunabhängig arbeiten. Hier müssen Unternehmen kompensieren, damit es keinen Neid unter Kollegen gibt. Doch welche konkreten Ansätze gibt es? Hier gibt es drei Spitzenreiter unter den Nennungen (Mehrfachnennung waren möglich), die anteilsmäßig alle bei rund 45 Prozent der Antworten liegen.

Ganz vorne liegt eine erweiterte zeitliche Flexibilität (etwa durch erweiterte Schichtmodelle und Sabbaticals), dicht gefolgt von Leistungen, die die individuelle Mobilität unterstützen (wie ein Jobrad), mit gut 40 Prozent der Nennungen folgen dann „attraktiv ausgestattete“ Büroumgebungen. Dann folgen in einigem Abstand finanzielle Anreize wie ein Sponsoring von Pendleraufwänden (14,3 Prozent), weitere individuelle Services wie zum Beispiel arbeitsplatznahe Textilreinigungsmöglichkeiten (7,1 Prozent) oder kostenlose Frühstückangebote mit knapp fünf Prozent der Antworten.

Mobiles Arbeiten im Ausland

Auf die Frage, ob mobiles Arbeiten aus dem Ausland ein Thema ist, gibt es keine mehrheitliche Zustimmung. Knapp über 20 Prozent der Befragten geben an, dass das Thema derzeit in der Diskussion ist. Gut 22 Prozent äußern, dass bereits eine entsprechende Regelung für das EU-Ausland gefunden wurde. Weitere knapp 15 Prozent führen an, dass derzeit konkrete Umsetzungsmöglichkeiten geprüft werden. Und immerhin knapp sieben Prozent der Befragten sagen, dass ihr Unternehmen eine Lösung hat, die mobiles Arbeiten sowohl aus dem EU- als auch dem Nicht-EU-Ausland ermöglicht.

Die Produktivität leidet nicht

Eine Frage kommt immer wieder in Verbindung mit hybridem Arbeiten auf: Wie sind die  Auswirkungen auf die Produktivität? Die Werte dieser Studie sind positiv: Über 35 Prozent der befragten Unternehmen führen an, dass die Produktivität der Mitarbeitenden gleich geblieben sei, immerhin 21,5 Prozent sagen, dass diese etwas gestiegen, 3,3 Prozent sagen sogar, dass diese stark gestiegen sei. Etwas gesunken ist sie für 5,7 Prozent. Dass die Produktivität wirklich gelitten hat, monieren nur 0,3 Prozent der befragten Unternehmen. Ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass sie das nicht beurteilen können, weil der Vergleich fehle.

Tim Stakenborg war bis Sommer 2024 Redakteur bei der Personalwirtschaft.