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Braucht man einen Chief Collaboration Officer?

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Frage an die HR-Werkstatt: An welchen Unternehmensschnittstellen muss die Zusammenarbeit besser koordiniert werden, damit Digitalisierungsprojekte gelingen?

Es antwortet: Suzanne Schroder, Chief Collaboration Officer der Digitalagentur Valtech.

Es ist kein Geheimnis: Der technologische Wandel und die Digitalisierung haben alle Unternehmensprozesse auf organisatorischer Ebene grundlegend verändert. Wir befinden uns heute in einer neuen, post-pandemischen Arbeitswelt, in der ein kollaboratives Beschäftigungsverhältnis etwas ist, das jedes Unternehmen anstreben sollte. Vor allem, wenn sie am Erfolg ihrer digitalen Transformation interessiert sind. Doch wie hängt beides zusammen?

Woran digitale Projekte scheitern

Die digitale Transformation betrifft in der Regel mehrere Unternehmensbereiche wie IT, Marketing, Vertrieb, Customer Service und HR gleichzeitig. Eine enge Zusammenarbeit ermöglicht es, die Transformationsprozesse integriert und ganzheitlich zu betrachten. Der häufigste Fehler, den Branchen auf ihrem Weg zur Business Transformation machen, ist die Vernachlässigung der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Die Folge: Bereits bestehende organisatorische Silos werden verstärkt. Wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert, hat das Folgen für das gesamte Unternehmen. Wenn zum Beispiel die verschiedenen Geschäftsbereiche nicht wissen, wie ihre Beteiligung zum Gesamterfolg eines IT-Projekts beiträgt, kann kein ausreichender Wissensaustausch stattfinden. Darüber hinaus können mangelnde Zusammenarbeit oder Abstimmung und unzureichend kommunizierte Verantwortlichkeiten zu sinkender Motivation führen, was sich langfristig negativ auf die Arbeitsqualität oder Mitarbeiterbindung auswirken kann. 

Laut einer Studie von McKinsey scheitern 70 Prozent aller Digitalprojekte. Als wichtige Gründe werden unter anderem mangelndes Engagement der Mitarbeitenden, unzureichende Unterstützung durch die Führungsetage und schlechte oder nicht vorhandene Kollaboration zwischen den Abteilungen und damit verbunden ein fehlendes Gefühl von Verantwortlichkeit genannt. Anderen Studien zufolge gaben 79 Prozent der Beschäftigten an, in isolierten Teams zu arbeiten, während 68 Prozent der Befragten angaben, dass mangelnde Transparenz bei funktionsübergreifenden Projekten ihre Arbeit behindere.

Eine ähnliche Anzahl von Mitgliedern aus der Unternehmensführung bezeichnete Wissenssilos als eine der größten Herausforderungen für Unternehmen. Einfach ausgedrückt: Mangelnde Zusammenarbeit hemmt die Produktivität und hindert Unternehmen daran, ihr Optimum zu leisten. Dies hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis, sondern kann sich auch langfristig auf die Mitarbeiterbindung und die Kundenloyalität auswirken.

Bei unserer Arbeit mit Kundinnen und Kunden sehen wir häufig Probleme, die aus mangelnder Koordination resultieren. So werden beispielsweise digitale Projekte ohne Abstimmung und ohne Berücksichtigung der gegenseitigen Abhängigkeiten umgesetzt. Neue Technologien werden ohne Abstimmung zwischen den verschiedenen Silos implementiert, und diverse Änderungen werden mit unklarem Nutzen für das Unternehmen oder den Kundinnen und Kunden eingeführt. Oft führt eine schwache Zusammenarbeit auch dazu, dass Entscheidungen nicht zeitnah getroffen und strategisch wichtige Projekte verschoben werden. Was diesen Unternehmen fehlt, ist eine klare Leitvision und ein starker, kollaborativer, integrierter Ansatz für das Management digitaler Initiativen.

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Die Rolle des CCOs: Erfolgsfaktor für Zusammenarbeit

Bei einem multifunktionalen Projekt ist eine enge Zusammenarbeit aller Abteilungen nicht optional, sondern ein Muss. Erfolgreiche Unternehmen verfügen deshalb in der Regel über ein starkes Change- und Collaboration-Management.

Genau hier kommen Chief Collaboration Officers (CCO) ins Spiel. CCOs steigern die Produktivität, indem sie eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen. Sie sorgen dafür, dass die gesamte Belegschaft ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Zweck und eine klare Vorstellung davon hat, wohin die Reise gehen soll. CCOs haben einen ganzheitlichen Blick auf das Unternehmen und sind speziell für die Förderung von Kooperation und Zusammenarbeit innerhalb einer Organisation verantwortlich. 

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: „Ist das nicht die Aufgabe des CEO?“ Auch. Aber der Auftrag ist viel zu wichtig, um ihn nur als Teilaufgabe zu betrachten. Um Zusammenarbeit wirklich sicherzustellen, brauchen große Organisationen eine Person, die sich ausschließlich dieser Aufgabe widmet.

CCOs spielen eine zentrale Rolle bei der Schaffung einer offenen, kollaborativen Arbeitsplatzkultur und der Verbesserung der internen Kommunikation. Mitarbeitende – ob sie vor Ort, remote oder hybrid arbeiten – wollen sich mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren können und CCOs müssen dafür sorgen, dass dies der Fall ist.

Etwa, indem sie den Wissensaustausch fördern, Mitarbeitende bei der Bewältigung von Herausforderungen unterstützen und bei der Schaffung von Synergien helfen.

Zusammenarbeit als strategischer Bestandteil der digitalen Transformation

Die digitale Transformation beginnt in jedem Unternehmen mit einem starken Engagement des Top-Managements, die notwendigen Veränderungen zu initiieren. Gleichzeitig muss auch das mittlere Management von der Notwendigkeit der Transformation überzeugt werden. Auf dieser Führungsebene braucht es wiederum engagierte Teammitglieder, um den Wandel voranzutreiben. Die Zusammenhänge sind als komplex.

Die Zusammenarbeit wiederum muss als strategischer und integraler Bestandteil des Transformationsprozesses angesehen werden. Arbeiten Führungskräfte und Mitarbeitende nicht zusammen, um die strategische Ausrichtung des Unternehmens zu unterstützen, so werden die Ziele der digitalen Transformation nicht erreicht. Als zentrales Bindeglied zwischen Unternehmensstrategie, Technologie und Mitarbeitenden sind CCOs deshalb unverzichtbar für den Erfolg der digitalen Transformation eines Unternehmens.

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