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Studie: Immer weniger Menschen arbeiten von zu Hause aus

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Niemand konnte Anfang März 2020 ahnen, wie rasant sich die Arbeitswelt in den folgenden Jahren ändern würde: Die Corona-Pandemie zwang Millionen von Angestellten ins Homeoffice, große wie kleine Unternehmen mussten quasi über Nacht ihre Prozesse umstellen. Wo vorher Präsenz herrschte, fanden jetzt Meetings und Besprechungen via Teams & Co. statt. Und zum Erstaunen vieler Skeptiker funktionierte es. Mitarbeitende und Unternehmen lernten gleichermaßen, dass es möglich war, auch ohne direkte Begegnung im Büro produktiv zu sein.

Inzwischen ist die Pandemie vorbei, mit ihr allerdings auch die Bereitschaft vieler Betriebe, ihre Angestellten weiterhin aus dem Homeoffice heraus arbeiten zu lassen. Vielmehr scheint es so, als könnte 2024 das Jahr sein, in dem die Mitarbeitenden wieder mehr im Unternehmen und weniger in den eigenen vier Wänden arbeiten.

Laut einer aktuellen Umfrage der Königsteiner Gruppe und stellenanzeigen.de haben schon im gerade abgelaufenen Jahr 31 Prozent der Beschäftigten hierzulande weniger im Homeoffice gearbeitet als noch 2022. 29 Prozent berichten zudem davon, im vergangenen Jahr eine Anweisung ihres Arbeitgebers erhalten zu haben, ihre Homeoffice-Zeiten zu reduzieren. Bei 14 Prozent der Beschäftigten wurde die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten sogar kategorisch gestrichen.  

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Arbeit kehrt ins Unternehmen zurück

Die Gründe für den Trend zurück ins Büro sind vielfältig. So erklärte Anna Weber, Co-CEO von BabyOne unlängst im Interview mit der Personalwirtschaft: „Unsere Kultur hat unter der komplett freien Arbeitsortswahl gelitten. Das Zugehörigkeitsgefühl hat abgenommen – zwar nicht in den einzelnen Teams, aber über das gesamte Unternehmen hinweg. Besonders Menschen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren zu uns gekommen sind, hatten Probleme, sich zugehörig zu fühlen. Die alltäglichen Begegnungen haben gefehlt und die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit hat sich stark verschlechtert.“

Inzwischen arbeiten die BabyOne-Angestellten hybrid: „Wir glauben auch weiterhin, dass flexibles Arbeiten uns alle erfolgreicher macht. Nur haben wir gemerkt, dass eine gewisse Vorgabe an Präsenztagen hilft und für die Teams weniger Reibung und Diskussionen um den Arbeitsort bedeutet.“ Das Unternehmen hat sich daher für das 3-2-Verhältnis entschieden: „Das hat für viele andere Unternehmen, mit denen wir gesprochen haben, gut funktioniert. Aber auch diese neue Regelung ist für uns wieder ein Versuch.“

Auch bei SAP wird wieder hybrid gearbeitet

Auch der Softwarehersteller SAP ruft seine Angestellten zurück ins Büro. Nachdem das Unternehmen seinen Beschäftigten während der Pandemie weitgehend freigestellt hatte, von wo aus sie arbeiten, beordert sie der Walldorfer Konzern nun zurück ins Büro. Ab sofort müssen die SAP-Beschäftigten wieder mindestens drei Tage pro Woche in Präsenz arbeiten.

Die neue Regelung gilt für alle rund 110.000 SAP-Beschäftigte weltweit. Unter die drei Bürotage fallen laut einer Meldung der „Wirtschaftswoche“ (WiWo) auch Geschäftsreisen sowie Arbeitstage bei Kunden und Partnern außerhalb von SAP-Standorten. „Regelmäßige Büropräsenz trägt entscheidend dazu bei, neue Ideen zu generieren und so unseren Wettbewerbsvorteil zu sichern“, zitiert die WiWo aus den Arbeitsrichtlinien als Begründung für die neue Anwesenheitspflicht.

Klare Regeln sind entscheidend

Nils Wagner, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe hat für Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro beordern, eine klare Empfehlung: „Es ist wichtig, klare Regeln vorzugeben und transparent zu handeln. Unsere Zahlen zeigen: 41 Prozent unserer Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer finden Arbeitgeber mit klaren Homeoffice-Regelungen attraktiver als andere,“ so Wagener. Derzeit sind gerade einmal bei etwas mehr als der Hälfte aller Unternehmen (54 Prozent) die Präsenztage klar definiert. Klare Homeoffice-Regeln als Instrument des Employer Branding? In Zeiten des Fachkräftemangels scheint dies tatsächlich zu funktionieren.

Sven Frost betreut das Thema HR-Tech, zu dem unter anderem die Bereiche Digitalisierung, HR-Software, Zeit und Zutritt, SAP und Outsourcing gehören. Zudem schreibt er über Arbeitsrecht und Regulatorik und verantwortet die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft.