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Round Table E-Learning: Lehren aus der Krise

Lernen ist allgegenwärtig, die Inhalte sind so verschieden wie die Vermittlungsformen. Das bedeutet, dass E-Learning kein Monolith mehr ist, der getrennt von anderen Lernmethoden beschritten wird. Es geht vielmehr darum, den richtigen Lösungsmix für unterschiedliche Situationen zu finden. Ein Beispiel ist das Reskilling, das Aneignen von neuen Fähigkeiten im Zuge der digitalen Transformation. Ohne technologische Unterstützung wird man diese Aufgabe kaum bewältigen können.

Viele Unternehmen haben indes bereits einen Reifeprozess in der Pandemie durchlaufen: Mancher Neueinstieg ins E-Learning verlief hakelig, weil es insbesondere im ersten Lockdown darum ging, schnell Notlösungen zu finden. Mittlerweile zählen Instrumente wie Web-Meetings für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag – und Unternehmen suchen nach langfristigen Wegen, Lerninhalte nachhaltig zu vermitteln. Eine Möglichkeit sind individualisierte Angebote, die an den Wissensstand jedes einzelnen Lerners und jeder einzelnen Lernerin anknüpfen.

Goldene Zukunft für Blended Learning

Ein Königsweg scheint Blended Learning zu sein, der Mix aus verschiedenen Methoden und Medien, aus Online und Offline. Auf die Verzahnung kommt es an. So wird zum Beispiel schon erfolgreich praktiziert, einem Präsenzseminar eine E-Learning-Einheit voranzustellen. Das stellt sicher, dass alle Teilnehmenden auf dem gleichen Stand starten und lässt mehr Zeit, im persönlichen Kontakt offene Fragen zu klären, praktische Übungen zu absolvieren oder schlicht den sozialen Aspekt des Lernens zu stärken. Weitere Vorteile sind Kostenersparnisse aufgrund kürzerer Präsenztrainings und weniger Pendelfahrten, die Umwelt dankt es.

Kein Thema, das nicht nachgefragt würde

Die Nachfrage nach E-Learning-Formaten ist und bleibt groß, auch inhaltlich werden viele unterschiedliche Themen stark nachgefragt. Das reicht von „weichen“ Faktoren wie dem Umgang mit Stress oder Resilienz bis hin zu Prozess- und Systemtrainings zur digitalen Transformation, zum Datenschutz oder zur Compliance. Interessant wird sein, zu sehen, wie Unternehmen die Herausforderung annehmen, auch informelles Wissen zu managen. Einerseits soll das Wissen in den Köpfen der Fachleute im Betrieb auch Kolleginnen und Kollegen zugutekommen. Andererseits muss es verfügbar gemacht werden, ohne Inhalte doppelt und dreifach vorzuhalten. Eine Lösung könnte eine dezentralisierte, aber gut gesteuerte Creator Culture sein.

Weiter in die Zukunft zu denken lohnt sich ohnehin. Denn viele Organisationen haben es bisher versäumt, E-Learning und das Lernen insgesamt in den Kontext der eigenen Unternehmensziele einzubinden. Wissensbildung und -vermehrung kann dazu beitragen, strategische Ziele zu erreichen. Dazu muss aber bekannt sein, wohin man will und was man braucht, um dorthin zu kommen.

Noch viel Nachholbedarf bei Learning Analytics

Das führt in den Bereich Learning Analytics, also das Sammeln, Analysieren und Auswerten von Daten im Kontext der Lernenden. Damit tun sich viele Unternehmen offenkundig noch schwer, weil sie nicht wissen, wo sie damit anfangen sollen oder die Mehrwerte nicht erkennen. Einige sollen hier genannt werden: Content-Anbieter können am Nutzerverhalten sehen, welche Inhalte gut angenommen werden und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Manager erhalten belastbare Daten über den Erfolg oder Misserfolg von Lernmaßnahmen. Lernende können Empfehlungen für sinnvolle Anschlusstrainings erhalten. Das Thema ist jedoch nicht trivial, weil unter anderem Fragen des Datenschutzes im Raum stehen können und eine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt werden muss. Richtig eingesetzt, kann Learning Analytics aber ein Gewinn für alle Seiten sein.

Alles zum Thema

E-Learning

E-Learning steht für das Lernen internet- bzw. intranetbasierter Lerninhalte, das durch vielschichtige Interaktionsmöglichkeiten unterstützt wird. Im Zentrum von E-Learning-Konzeptionen stehen das Lernen selbst sowie dessen Förderung durch die Kombination von interaktiver multimedialer Lernsoftware mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Autonomie des Lernenden, eigenständiger über Zeit, Ort, Lernwege und -tempo zu entscheiden, stellt dabei eine besondere Herausforderung für die Gestaltung von Lernplattformen und das Tutoring dar.

Das Gesamtpaket muss stimmen

Aber nur, wenn die Daten nicht als alleiniges Allheilmittel angesehen wird. Didaktik und Technik müssen Hand in Hand gehen: Die Infrastruktur muss vorhanden und leicht nutzbar sein, der Content muss ansprechend und didaktisch aufbereitet sein, die Systeme müssen gut eingeführt und etabliert sein. Dann stehen die Chancen gut, dass die Angebote auch genutzt werden. Letztlich bleibt jedoch immer auch eine unternehmensindividuelle Komponente. Während das eine mit kleinen und individuell ausgespielten Modulen seine Ziele erreicht, sind für andere längere, tiefer in die jeweilige Materie gehende E-Learnings das Mittel der Wahl. Eine Patentlösung gibt es nicht.

Einen Wunsch frei …

Ebenso wenig wie „ideale Personalverantwortliche“. Trotzdem haben wir die Teilnehmenden des Round Table zum Abschluss gefragt, wie sie sich ihren idealen Gesprächspartner auf Unternehmensseite vorstellen würden. Offenheit für und Neugier auf neue Lernmethoden, -technologien und -formate wurden häufig genannt. Ebenso eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit den E-Learning-Dienstleistern, um gemeinsam an einer sinnvollen Umsetzung der Lernstrategie zu feilen. Gut geplant ist halb gewonnen, das gilt auch beim E-Learning.

Info

David Schahinian arbeitet als freier Journalist und schreibt regelmäßig arbeitsrechtliche Urteilsbesprechungen, Interviews und Fachbeiträge für die Personalwirtschaft.