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Bewerbungsprozess und Employer Branding müssen kohärent sein

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Frage an die HR-Werkstatt: Wie kann HR den Bewerbungsprozess und das Employer Branding kohärent gestalten?

Es antwortet: Dennis Böcker, VP EMEA Central bei SmartRecruiters

82 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland haben Schwierigkeiten, qualifizierte Talente zu finden. Das zeigt die Studie „Global Talent Shortage“ der ManpowerGroup. Ein starkes Employer Branding ist hier ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, um Top-Kandidaten und -Kandidatinnen anzuziehen und zu binden. Andersherum wird das Employer Branding allerdings auch durch die Candidate Experience beeinflusst. Diese Verbindung übersieht HR oftmals. Das ist schade, kann sie doch genutzt werden, um sowohl das Recruiting als auch das Employer Branding zu verbessern. Doch wie gelingt das?

Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, zunächst einen Blick auf die Definition von Employer Branding zu werfen: Es umfasst alle Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Employer Branding zielt darauf ab, ein positives Image zu schaffen, das sowohl bestehende Mitarbeitende motiviert als auch potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen anspricht. Zu den wichtigsten Komponenten zählen die Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und externe Kommunikation. Diese Elemente formen das Bild eines Unternehmens als Arbeitgeber und beeinflussen maßgeblich die Entscheidung potenzieller Bewerberinnen und Bewerber für oder gegen einen Job.

Der Bewerbungsprozess als erster Kontaktpunkt

Der Bewerbungsprozess ist oft der erste direkte Kontakt, den ein Kandidat oder eine Kandidatin mit einem Unternehmen hat. Daher ist es entscheidend, dass dieser Prozess die durch das Employer Branding geweckten Erwartungen erfüllt. Präsentieren sich Unternehmen als Innovationstreiber, sollten sie zukünftigen Talenten eine moderne Karriereseite und einen einfachen, digitalen Bewerbungsprozess bieten. Ein komplizierter, zeitaufwendiger und veralteter Bewerbungsprozess dahingegen schreckt Spitzenkräfte ab und widerspricht dem sorgfältig kreierten Bild des Unternehmens. Eine Lücke zwischen Bewerbungsprozess und Markenwahrnehmung kann dem Ruf des Unternehmens schaden.

Eine klare Kommunikation und Transparenz während des gesamten Bewerbungsprozesses sind unverzichtbar. Hinzu kommen ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit den Bewerbenden sowie die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit der Bewerbungstools. Talente erwarten beim Bewerbungsprozess vergleichbare Tools, wie sie sie aus ihrem Privatleben kennen: Wie beim Shopping möchten sie auch diese Journey mit wenigen Klicks anstoßen und kurze Zeit später eine verlässliche Rückmeldung erhalten.

Vertrauensverlust durch nicht eingelöste Versprechungen

Passt der Bewerbungsprozess nicht zu dem, was die Arbeitgebermarke verspricht, kann dies negative Auswirkungen haben. Kandidaten und Kandidatinnen können ein Stück weit direkt das Vertrauen in die angekündigten Unternehmenswerte und die versprochene Kultur verlieren. Und diese negativen Erfahrungen können sich schnell weiterverbreiten – unter anderem in den sozialen Medien. Hochqualifizierte Bewerber und Bewerberinnen verstehen schlechte Erfahrungen als Empfehlung, sich für den Wettbewerber zu entscheiden. Die Folge: Wertvolle Talente gehen verloren.

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Best Practices für einen kohärenten Bewerbungsprozess

Um einen Bewerbungsprozess zu gestalten, der das Employer Branding unterstützt, sollten HR-Abteilungen folgende Best Practices berücksichtigen:

  • Konsistente Kommunikation: Alle Kommunikationskanäle sollten die gleichen Botschaften und Werte vermitteln.
  • Positive Kandidatenerfahrung: Arbeitgeber sollten Bewerbende während des gesamten Prozesses respektvoll behandeln und regelmäßig über den Status ihrer Bewerbung informieren.
  • Effiziente Prozesse: Unternehmen sollten den Bewerbungsprozess so einfach und benutzerfreundlich wie möglich gestalten. Lange Wartezeiten und komplizierte Verfahren sind zu vermeiden.
  • Authentizität: Die im Bewerbungsprozess vermittelten Informationen sollten authentisch und ehrlich sein. Übertreibungen können später zu Enttäuschungen führen.

Wie Unternehmen ihre Employer Brand stärken

Immer mehr Unternehmen gestalten ihre Bewerbungsprozesse so, dass sie sowohl effizient als auch attraktiv für potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen sind. Dabei nutzen sie unterschiedliche Ansätze, um eine positive Kandidatenerfahrung zu gewährleisten. Während einige Unternehmen auf personalisierte Kontaktpflege setzen, um gezielt Beziehungen zu potenziellen Mitarbeitenden aufzubauen und ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern, legen andere den Schwerpunkt auf transparente Kommunikation und optimierte Prozesse, die eine nahtlose wie auch benutzerfreundliche Bewerbung ermöglichen.

Darüber hinaus eröffnen technologische Lösungen die Möglichkeit, bestehende Systeme flexibel zu integrieren oder maßgeschneiderte Tools einzusetzen, die exakt auf die Bedürfnisse des Unternehmens und seiner Zielgruppe abgestimmt sind. Die Vielfalt an Strategien und Werkzeugen bietet Unternehmen unterschiedliche Chancen, ihre Employer Brand zu stärken und sich erfolgreich im Wettbewerb um die besten Talente zu positionieren.

Implementierung und kontinuierliche Verbesserung

Damit Employer Branding und der Bewerbungsprozess Hand in Hand gehen, müssen HR-Bereich, Marketingabteilung und andere relevante Unternehmensbereiche abgestimmt zusammenarbeiten. Regelmäßige Kandidaten-Feedbacks helfen, den Prozess kontinuierlich zu verbessern; Tools wie Bewerbermanagementsysteme (ATS) unterstützen dabei. Regelmäßige Analysen und Anpassungen sorgen dafür, dass der Bewerbungsprozess stets den aktuellen Anforderungen und Erwartungen der Bewerbenden entspricht.

Praktische Schritte zur Umsetzung

  • Analyse des aktuellen Bewerbungsprozesses: Identifizieren Sie Schwachstellen und Bereiche, die nicht mit dem Employer Branding übereinstimmen, und optimieren Sie diese.
  • Schulung der HR-Mitarbeitenden: Stellen Sie sicher, dass alle im Recruiting-Prozess involvierten Mitarbeitende die Werte und Botschaften des Unternehmens kennen und vermitteln können.
  • Einsatz von Technologie: Nutzen Sie moderne Bewerbermanagementsysteme, um den Prozess effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten.
  • Feedback-Mechanismen: Implementieren Sie regelmäßige Feedback-Schleifen, um den Bewerbungsprozess kontinuierlich zu verbessern.

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen stellen Unternehmen sicher, dass ihr Bewerbungsprozess das Employer Branding unterstützt und positiv von potenziellen und bestehenden Mitarbeitenden wahrgenommen wird. So trägt ein kohärent gestalteter Bewerbungsprozess zur Stärkung der Arbeitgebermarke bei und hilft, Spitzenkräfte zu gewinnen und zu binden.

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