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Darum geht es beim DHDL-Start-up Jobswop.io

Montagabend war in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ mal wieder ein Start-up mit Arbeitsmarkt-Bezug zu sehen. Nachdem unter anderem die Gründungsteams des Personaldiagnostik-Unternehmens Aivy und der Recruiting-Plattform FreeMOM ihr Glück vor den Investoren und Investorinnen der Sendung versuchten, pitchte nun auch Jobswop.io vor einem Millionenpublikum. 

Einer der Gründer, der 34-jährige Felix Nawroth, hatte die Geschäftsidee auf dem Weg zur Arbeit. Wie viele andere Beschäftigte in Deutschland pendelte er regelmäßig zur Arbeit. Je nach Verkehrslage kostete ihn das anderthalb Stunden am Tag. „Anfangs denkt man noch, das geht schon. Aber jeder, der pendelt, merkt irgendwann: Es passt nicht mehr“, erzählt Nawroth gegenüber unserer Redaktion. Gleichzeitig beobachtete er, dass ihm auf seinem Weg immer wieder dieselben Menschen begegnen: ebenfalls Pendler und Pendlerinnen. Trotz des etablierten Homeoffices legen immer noch viele Menschen einen langen Weg zur Arbeit zurück, wenn auch nicht mehr täglich. Und er dachte sich: „Vielleicht ist da jemand, der einen ähnlichen Job hat wie ich, und wir könnten tauschen?“ Denn seiner Ansicht nach führe die stetige Pendelei dazu, dass Beschäftigte sich anderweitig umschauen, obwohl sie mit dem Job grundsätzlich zufrieden sind.  

Des einen Leid ist des anderen Freud 

„Das Problem: Jobs werden erst sichtbar, wenn jemand gekündigt hat“, sagt Gründer Felix Nawroth. Doch die Positionen, die aktuell mit Menschen besetzt sind, die zwar zufrieden sind, aber für einen näheren Job wechseln würden, finde man auf Jobplattformen und Karriereseiten der Unternehmen nicht.  

Diese „unsichtbaren Jobs“, wie der Unternehmer es nennt, sollen sichtbar gemacht werden. Die drei Gründer haben im Oktober 2020 mit der Entwicklung angefangen, seit etwa einem Jahr ist die App verfügbar. Über die Plattform von Jobswop.io können sich Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen daher ein Jobprofil mit dem aktuellen und dem Wunsch-Arbeitsstandort sowie den entsprechenden Berufsqualifikationen anlegen. Die Angaben sind anonymisiert, lediglich ein Aliasname ist zu sehen. Passt der ein Job zu dem eines anderen, werden beide miteinander verknüpft und sie können sich in dem App-integrierten Chat austauschen. „Ob eine Person auf die Stelle passt, entscheidet zunächst also die Person, die den Job selbst womöglich seit Jahren macht“, sagt der Gründer. Sind sich beide einig, dass der jeweils eigene Job auch zur anderen Person passt, gehen sie auf ihre Vorgesetzten zu und schlagen den Jobtausch vor. Nur wenn beide Unternehmen und beide Beschäftigte einverstanden sind, kommt es zum Arbeitsplatzwechsel. 

Was beispielsweise auf dem Wohnungsmarkt schon gängiger ist, sei Nawroth zufolge für die Unternehmen noch ungewohnt. Innerhalb von großen Konzernen oder im Öffentlichen Dienst sei der Jobtausch etablierter: Mitarbeiter A möchte familiär bedingt umziehen, Mitarbeiterin B sich in eine andere inhaltliche Richtung entwickeln. Bevor man beide verliert, haben manche Unternehmen bereits erkannt, dass ein Transparentmachen dieser wechselwilligen Angestellten vorteilhafter ist. „Im Mittelstand lohnt sich das aber oft nicht, denn so viele Standorte und Stellen gibt es unternehmensintern eben nicht“, sagt Nawroth. Gleichzeitig seien es gerade diese HR-Abteilungen, die sich über eine bereits geklärte Nachfolge freuen, denn vakante Stellen und Neubesetzungen sind teuer. 

Unternehmen können auch aktiv nach Bewerbern suchen 

Eine Plattform voller wechselwilliger Beschäftige? Das ist auch für HR-Abteilungen interessant, dachten sich die Gründer. Neben dem Matching der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen untereinander, können Unternehmen bei Jobswop.io daher auch aktiv nach neuen Beschäftigten suchen. „Sie stellen bei uns einen Suchauftrag mit der gesuchten Position, dem Arbeitsort und der Gehaltsspanne“, sagt Nawroth. Passen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu dem Gesuch und interessiert sich auch der Beschäftigte für das Unternehmen, werden die Profile freigeschaltet. 

Hierfür verlangen sie eine einmalige Freischaltgebühr, die sich nach der Höhe der Gehaltsspanne richtet. „Das sind etwa ein bis zwei Prozent vom Jahresgehalt“, teilt uns der Gründer mit. Für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist Jobswop.io immer kostenlos, egal ob Jobtausch oder Anfrage von Unternehmen direkt. 

Info

180.000 Euro für zehn Prozent am Unternehmen 

Das Prinzip von Jobswop.io hat den Gründern zufolge Potenzial: „Wir möchten unsere Plattform europaweit bekannt machen. Denn unsere Vision ist es, dass auch Menschen zwischen Stockholm und Madrid ihre Jobs miteinander tauschen können.“ Für 180.000 Euro Investment bot Jobswop.io in der Sendung zehn Prozent der Firmenanteile. Carsten Maschmeyer wollte zunächst 25 Prozent. In der Sendung einigten sich die Parteien bei 20 Prozent, doch hinter den Kulissen wird immer noch verhandelt. Sie „hoffen, schon bald ein Ergebnis verkünden zu können“. Das wurde unserer Redaktion von Seiten Maschmeyers und des Gründers mitgeteilt.

Gesine Wagner ist hauptverantwortlich für die Themen Arbeitsrecht, Politik und Regulatorik und ist Ansprechpartnerin für alles, was mit HR-Start-ups zu tun hat. Zudem schreibt Sie über Recruiting und Employer Branding.