Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Nach „geplatztem“ Deal bei „Die Höhle der Löwen“: Aivy schließt Finanzierung ab

Nach einem nicht zustande gekommenen Deal bei der Start-up-Sendung „Die Höhle der Löwen“ hat das HR-Start-up Aivy alte und neue Investoren überzeugen können. Anfang August schloss das Jungunternehmen eine Finanzierungsrunde in Höhe von etwa einer Million Euro ab. Das berichtete das Berliner Start-up der Personalwirtschaft exklusiv vorab.  

DIN-genormtes game-based Assessment 

Aivy ist eine Ausgründung der Freien Universität Berlin und ging im Januar 2020 offiziell an den Start. Die Hauptstädter bieten spielerisch verpackte psychologische Testverfahren für die Personalauswahl an. Mit dem Tool sollen Kandidaten eigene Potenziale erkunden und ein individuelles Stärkenprofil anlegen können. Alle Verfahren werden laut den Gründern anhand der Norm für Eignungsdiagnostik (DIN 33430) entwickelt und fortlaufend optimiert. Bisher wurden auf der Plattform etwa 150.000 Fähigkeitstests durchgeführt, sagt CEO Florian Dyballa. Mit der Unterstützung von den Investoren und Investorinnen der „Die Höhle der Löwen“ sollte die Plattform weiterentwickelt werden. 

Doch der Plan ging zunächst nicht auf. In dem geplanten Deal aus der Sendung im Mai dieses Jahres mit Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhl ging es eigentlich um 450.000 Euro für einen Anteil von 20 Prozent am Start-up. Der Mitgründer Florian Dyballa sagte zu der Zeit gegenüber dem Online-Magazin Gründerszene, dass Gründer und Investoren unterschiedliche Vorstellungen bei der „konkreten Ausgestaltung der Meilensteine“ gehabt hätten. Laut Gründerszene habe dies vor allem an einem Altgesellschafter gelegen, der sich quergestellt hat.  

Auch die HR-Szene investiert in Aivy 

Das Start-up hatte sich nicht allein auf die Investitionsoption in der Sendung verlassen, sondern fuhr mehrgleisig. Die Gespräche mit den Geldgebern dieser Finanzierungsrunde starteten bereits vor der Ausstrahlung der Sendung „Die Höhle der Löwen“ und vor Bekanntwerden des „geplatzten“ Deals mit den TV-Investoren. Neben dem namhaften Business Angel Matthias Helfrich, der überzeugt davon ist, dass „sich viele der Bewerbendenkompetenzen nicht aus Noten oder Bewerbungsanschreiben ableiten lassen“, erweitern auch bekannte Gesichter der HR-Szene den Investorenkreis. Darunter Recruiting-Experte Henrik Zaborowski sowie Jelena Klingenberg, Gründerin des Start-ups Hppyppl, das sich auf agiles HR-Management spezialisiert hat.  

Ebenfalls mit an Bord ist Andreas Schmitz, der ehemalige Arbeitsdirektor des Pharmaunternehmens Roche, der zuvor viele Jahre lang HR Business Partner bei SAP war. Er wechselte im Juli dieses Jahres als Chief People & Culture Advocate zu NanoTemper Technologies, einem Anbieter von Software für die Pharma- und Biotechnologie-Industrie. „Gerade befinde ich mich noch in meiner Anfangszeit bei NanoTemper und verschaffe mir einen Überblick, um eine HR Roadmap für die kommenden Jahre als Teil der Gesamtstrategie des Unternehmens zu erstellen“, teilt er der Personalwirtschaft mit. Technologie spiele dabei eine wichtige Rolle, sodass er sich eine Kooperation mit Aivy sehr gut vorstellen könne. In seiner Arbeit sehe er immer noch zu oft, wie unbewusste Vorurteile Entscheidungen prägen. „Hier unterstützt Aivy mit seinem spielerischen und wissenschaftlich fundierten Ansatz, denn dadurch entsteht Transparenz für die Mitarbeitenden, genauso wie für das Unternehmen“, ergänzt Schmitz. 

Finanzierung dient der Weiterentwicklung der Aivy-Plattform 

Mit dem neuen Kapital möchte das Start-up das Tool weiterentwickeln – eigenen Aussagen nach zu dem neuen „Standard neben dem Lebenslauf“. Florian Dyballa, Wirtschaftspsychologe und Managing Director bei Aivy, verrät, um welche Produkterweiterungen es genau gehen soll: „Dazu gehört beispielsweise ein Feature für unser objektives Auswahltool, das den Aufbau eines unternehmensinternen diagnostizierten Talentpools erlaubt oder der weitere Ausbau unseres Reverse Recruiting Produktes, worüber Unternehmen automatisiert passende Talente ansprechen können.“ 

Bereits im Mai 2020, also nur wenige Monate nach der Gründung, erhielt das Jungunternehmen eine halbe Million Euro als Pre-Seed-Finanzierung von einem Netzwerk aus Business Angels. Derzeit beschäftigt Aivy zehn Mitarbeitende. Zu den Kunden zählen der Nivea-Konzern Beiersdorf, Fresenius und der Bayerische Rundfunk. 

Gesine Wagner ist hauptverantwortlich für die Themen Arbeitsrecht, Politik und Regulatorik und ist Ansprechpartnerin für alles, was mit HR-Start-ups zu tun hat. Zudem schreibt Sie über Recruiting und Employer Branding.