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Frauen in Vorständen – erstmals Anteil über zehn Prozent

Eine Frau im Business-Kostüm und zwei Männer in Anzügen von vorn
Von einem paritätischen Verhältnis zwischen Frauen und Männern sind deutsche Vorstände noch weit entfernt.
Foto: © naka/StockAdobe

Im vergangenen Jahr waren in den 200 umsatzstärksten Unternehmen hierzulande 94 von 907 Vorständen weiblich; das entspricht einem Frauenanteil von 10,4 Prozent. 2018 lag die Quote noch bei neun Prozent und der Anstieg gegenüber dem Vorjahr betrug weniger als ein Prozent.

Auch bei den größten börsennotierten Unternehmen und bei jenen mit Bundesbeteiligung sowie bei Banken und Versicherungen verlief die Entwicklung etwas dynamischer als bisher. Dagegen entwickelte sich die Besetzung von Aufsichtsratsposten mit Frauen anders als in den meisten Jahren zuvor diesmal langsamer als in den Vorständen. Das sind Ergebnisse des aktuellen Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Dafür haben Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin, und Anja Kirsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Personalpolitik an der Freien Universität Berlin, im letzten Herbst über 500 Unternehmen hinsichtlich des Anteils von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten analysiert.

Trotz der zuletzt positiven Entwicklung in den Vorständen kann noch keine Rede davon sein, dass in sämtlichen Chefetagen das Umdenken begonnen hätte,

sagt Wrohlich. Die Entwicklung vollziehe sich nach wie vor auf einem extrem niedrigen Niveau, vor allem, wenn man mehrjährige Zeiträume betrachte. Geschlechterparität sei nach wie vor in weiter Ferne.

Firmen mit Frauenquote im Aufsichtsrat haben auch mehr weibliche Vorstände

Die Forscherinnen sehen allerdings Anzeichen dafür, dass die gesetzliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte, an die gut 100 Unternehmen in Deutschland seit dem Jahr 2016 gebunden sind, auch auf die Vorstände ausstrahlt: So ist der Frauenanteil in den Vorständen der Top-200-Unternehmen, die der Quotenregelung für Aufsichtsräte unterliegen, 2019 von acht auf 12,3 Prozent gestiegen. In den Top-200-Firmen, die nicht an die Vorgabe gebunden sind, stagnierte der Anteil weiblicher Vorstände dagegen bei gut neun Prozent.

Bringen mehr gesellschaftlicher Druck und weniger Arbeitsbelastung Frauen nach oben?

Laut Interviews mit Aufsichtsräten sind diese direkt an Personalentscheidungen für Vorstandsposten beteiligt und/oder legen Zielgrößen für den Frauenanteil fest, so der Bericht. Nach Ansicht von Kirsch schöpfen sie diese Möglichkeiten aber nicht aus, um mehr Frauen nach oben zu bringen. Weiterer politischer und gesellschaftlicher Druck könne sie dazu ermuntern, so Kirsch. Nach Ansicht der Autorinnen gehören aber vor allem die Erwartungen an obere Führungskräfte auf den Prüfstand. Wrohlich stellt die Frage, ob es wirklich notwendig sei, dass deren Posten mit einer so enormen Arbeits- und zeitlichen Belastung einhergehen oder ob sich das nicht auch anders organisieren lasse.

Der vollständige Bericht ist > hier als PDF abrufbar.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.