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Im Zuge der Digitalisierung schreitet die Automatisierung in vielen Arbeitsbereichen voran. Auch in den HR-Bereich sind digitale Tools eingezogen, besonders im Recruiting. Werden also auch viele Personaler künftig durch intelligente Maschinen ersetzt? Eine Analyse zeigt, dass Robot Recruiting zwar ein Thema ist, dennoch ist die Nachfrage nach „menschlichen“ Recruitern in den letzten zwölf Monaten um mehr als ein Drittel gestiegen.
In den letzten zwei Jahren entstanden im Personalmanagement deutscher Unternehmen insgesamt 122 495 neue Stellen. In den letzten zwölf Monaten nahm die Anzahl der HR-Jobs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 29 Prozent zu. Im Recruiting, für das besonders viele Tools mit selbstlernenden Algorithmen und künstlicher Intelligenz entwickelt wurden, wuchs die Nachfrage nach Mitarbeitern sogar um 36 Prozent. Derzeit richtet sich circa jede dritte Stellenanzeige im HR-Bereich an rein auf Recruiting spezialisierte Experten. Das geht aus einer Analyse von > Joblift hervor. Dafür analysierte die Jobplattform alle 14 Millionen Stellenanzeigen der letzten 24 Monate.
HR-Experten für Robot Recruiting vermehrt gesucht
Die voranschreitende Automatisierung im Personalwesen scheint sich der Analyse zufolge bisher noch nicht negativ auf den Stellenmarkt auszuwirken. In lediglich vier Prozent aller Jobinserate – das sind 4260 Anforderungsprofile – wurden in den letzten 24 Monaten explizit Kenntnisse im E-Recruiting oder Erfahrungen mit Recruiting Tools verlangt. Dennoch ist der Anteil der Jobinserate mit Bezug zu Robot Recruiting in den letzten zwölf Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 43 Prozent gestiegen. Am häufigsten mit 1002 Nennungen forderten die Unternehmen Kenntnisse oder Erfahrungen im Bereich Applicant Tracking Systems (ATS), die ähnlich einer CRM Software Bewerber im System anlegen und häufig bereits anhand von Schlüsselbegriffen vor- oder auswählen. An zweiter Stelle mit 106 Erwähnungen folgte das Stichwort Parsing – Anwendungen, die zum Beispiel Social-Media-Informationen über Kandidaten extrahieren und daraus einheitliche Profile zusammenstellen. An dritter Stelle genannt (31 Mal) wurden Chatbots, textbasierte und automatisierte Dialogsystem.
Soft Skills von Personalern ebenfalls stärker gefordert
Zwanzig Mal häufiger verlangt als Kenntnisse in Recruiting Tools werden von neuen HR-Mitarbeitern überdurchschnittlich ausgeprägte Soft Skills: 86 Prozent der Arbeitgeber gaben sie im Anforderungsprofil einer Stellenausschreibung an. An erster Stelle erwarten sie Kommunikationsfähigkeit; sie wurde in 56 Prozent aller Jobinserate für Personaler genannt. Zum Vergleich: Von allen deutschlandweiten Stellenanzeigen fragen nur 27 Prozent diese Fähigkeit nach. Auf dem zweiten Platz mit 22 Prozent befindet sich Organisationstalent (gegenüber lediglich zehn Prozent im branchenübergreifenden Schnitt). Empathie und soziale Kompetenz stehen mit sieben Prozent (im bundesweiten Durchschnitt aller Jobinserate sind es nur zwei Prozent) auf Platz drei der genannten Soft Skills für gesuchte Mitarbeiter im Personalbereich.
Persönlichkeitsmerkmale versus Robotisierung
Insgesamt wurden Soft Skills in den Anforderungsprofilen für HR-Jobs in den letzten zwölf Monaten um mehr als ein Drittel (38 Prozent) häufiger genannt als im Jahr zuvor. Der Anstieg ist zwar um fünf Prozent geringer als die Erwähnung von Erfahrungen mit Recruiting Tools, dennoch zeigt er, dass Unternehmen zunehmend und vor allem Wert auf Persönlichkeitseigenschaften, etwa soziale Qualitäten, ihrer HR-Experten legen. Vermutlich, so die Studie, werden HR Manager und insbesondere Recruiter auch künftig auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein – trotz des vermehrten Einsatzes von Robot Recruiting.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.