Steigende Erwartungen der Arbeitnehmerschaft und die angespannte Lage aufgrund von Inflation, Fachkräftemangel und Co. sollen laut dem Monster Insights HR Report den Wettbewerb auf dem Recruitingmarkt in diesem Jahr auf ein neues Level heben. Das ist das Ergebnis der Befragung des Stellenportals Monster, für die 401 Menschen auf Seite der Arbeitgebenden und 504 Angestellte befragt wurden. Die Personen mussten mindestens 24 Stunden die Woche arbeiten und durften keiner selbständigen Tätigkeit nachgehen.
Zu den Treibern der Entwicklungen auf dem Recruitingmarkt gehören demnach vor allem gestiegene Gehaltserwartungen. 44 Prozent der Angestellten geben an, im Vergleich zum Vorjahr höhere Erwartungen bezüglich des Gehalts zu haben. Der Hauptgrund für die Allermeisten (81 Prozent) ist die Inflation. Weitere Gründe für höhere Gehaltserwartungen sind die eigenen Fähigkeiten oder mehr Verantwortung im Job.
Das Gehalt spielt weiterhin eine große Rolle bei der Auswahl des neuen Arbeitgebers
Das Gehalt ist für ein gutes Drittel ein wesentliches Entscheidungskriterium (34 Prozent). Ebenfalls beliebt ist die Möglichkeit zur Vier-Tage-Woche ohne Gehaltseinbußen: Für 25 Prozent würde dieser Benefit einen Arbeitgeber attraktiver machen. Besonders beliebt ist Vier-Tage-Woche bei der zwischen 1966 und 1980 geborenen Gen X (30 Prozent) und bei den älteren „Babyboomern“ (34 Prozent). Die zwischen 1995 und 2009 geborene Gen Z (37 Prozent) und die 1980 bis 1995 zur welt gekommenen Millennials (42 Prozent) finden hingegen das Gehalt wichtiger. Mit jeweils 17 Prozent ist außerdem eine größere Flexibilität bei der Fernarbeit und eine bessere Work-Life-Balance beliebt bei den Arbeitnehmenden. Die Flexibilität spielt offenbar – auch wenn sie nicht bei allen nicht der Top-Benefit ist – eine immer wichtigere Rolle. Rund 61 Prozent der Befragten sagen, dass sie sich gar nicht erst auf eine Stelle bewerben würden, wenn das Unternehmen drei oder mehr verpflichtende Bürotage pro Woche voraussetzt. Und für 55 Prozent der Arbeitnehmerschaft ist die Arbeit aus dem Homeoffice an ein paar Tagen pro Woche nicht verhandelbar.
Trotz der höheren Ansprüche vieler Kandidaten geben 78 Prozent der befragten Recruiterinnen und Recruiter an, weiter Personal einstellen zu wollen. Lediglich neun Prozent sagen, dass Einstellungen in ihrem Unternehmen zunächst pausieren sollen. Dieser Trend spiegelt sich auch in den Erwartungen an die Ausgaben für das Recruiting für 2024 wider. 97 Prozent erwarten, dass das Recruitingbudget mindestens gleichbleibt. Die Hälfte der Recruiterinnen und Recruiter geht von einer Erhöhung des Budgets für 2024 aus.
Die Auswirkungen des Fachkräftemangels
Damit reagieren die meisten Unternehmen auf den sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel. Denn wie auch im vergangenen Jahr sagen 47 Prozent der befragten Arbeitgeber, dass sie aktuell nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber für unbesetzte Stellen finden können. Die größten Herausforderungen für die Unternehmen sind dabei, Kandidatinnen und Kandidaten mit den richtigen Fähigkeiten zu finden (51 Prozent), Spitzentalente anwerben und binden zu können (40 Prozent) und dass die Qualität von Bewerbungen und Lebensläufen abnimmt (32 Prozent). Die Folge: Unternehmen brauchen immer länger, um die ausgeschriebenen Stellen zu besetzen.
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Die Stellenvakanzen müssen meist durch die vorhandene Belegschaft ausgeglichen werden. So gaben 56 Prozent der befragten Beschäftigten an, dass sich ihr Arbeitspensum durch das Ausbleiben von Neueinstellungen vergrößert hat. Das kann sich auf das physische und psychische Wohlergehen der betroffenen Personen auswirken. 71 Prozent der Personen, die einen Personalmangel in ihrem Unternehmen erlebt haben, gaben für 2023 demnach an, dass sie sich ausgebrannter fühlen als noch im Jahr zuvor. Noch stärker betroffen sind die Gen Z und Millenials von denen sich 80 Prozent besonders ausgebrannt fühlen.
Unternehmen reagieren auf die Auswirkungen des Fachkräftemangels
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, wollen Unternehmen daher neue Maßnahmen umsetzen. 50 Prozent der Arbeitgebenden wollen beispielsweise die Gehälter erhöhen. Damit reagiert man auch auf die Wünsche vieler Beschäftigten. Ein weiterer Punkt, an dem 41 Prozent der Unternehmen ansetzen wollen, ist die Verbesserung von Mitarbeiterbenefits. 39 Prozent der Arbeitgebenden wollen die Möglichkeiten für hybride und remote Arbeit verbessern. Außerdem: In vielen Unternehmen, in denen es bereits jetzt mehr Möglichkeiten zur Flexibilität gibt, hat sich dies mit Sicht auf das Recruiting auch bereits bewährt. 37 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, dass es zum einen Vorteile bei der Rekrutierung von Talenten mit sich bringt und zum anderen dabei hilft, diese auch an sich zu binden. Für 29 Prozent der Führungskräfte ist außerdem die Vier-Tage-Woche der Weg in die Zukunft.
KI wird in der Zukunft eine immer größere Rolle im Recruiting-Prozess spielen
Wenn es um die Zukunft des Recruitings geht, ist zudem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz nicht mehr wegzudenken. 45 Prozent der Unternehmen wollen künftig KI einbeziehen, um den Einstellungsprozess zu verschlanken und zu automatisieren. Außerdem denken 17 Prozent der Befragten, dass sich ihre Recruiting-Strategien durch den sich verstärkenden Einsatz von KI oder ähnlicher Technologie 2024 verändern werden. Beispielsweise bleibt den Unternehmen so mehr Zeit für die menschliche Seite des Recruitings. Außerdem können Suchprozesse so optimiert werden, dass Kandidatinnen und Kandidaten schneller identifiziert werden können.
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Frederic Haupt war Volontär der Personalwirtschaft.

