ESG-Faktoren spielen in fast allen Dax-Unternehmen für die Vergütung des Vorstands eine Rolle. 98 Prozent der hiesigen börsennotierten Organisationen machen die Höhe der Incentives für ihre Top-Managerinnen und -Manager davon abhängig, ob mindestens ein ESG-Ziel erreicht wurde. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson (WTW) hervor. Die WTW-Analystinnen und -Analysten haben Geschäftsberichte von 885 Unternehmen, die im S&P500, FTSE 100, DAX 40 oder sieben weiteren wichtigen europäischen Indizes gelistet sind, für das Geschäftsjahr 2021 untersucht.
Für Personalerinnen und Personaler dürfte dabei vor allem ein Ergebnis der Untersuchung interessant sein: Von allen drei Nachhaltigkeitsbereichen sind die sozialen Faktoren am häufigsten an die Vorstandsvergütung gebunden. So spielen etwa die Gesundheit sowie die Motivation und Sicherheit der Mitarbeitenden für die Incentives eine größere Rolle (in 80 Prozent der Dax-Unternehmen sind sie an die Vorstandsvergütung geknüpft) als ökologische Faktoren (78 Prozent) und ESG-Ziele im Bereich Governance (38 Prozent). Damit ist der ESG-Bereich, in den HR mit der eigenen Arbeit direkt einzahlen kann, bei der Vorstandsvergütung am präsentesten.
Deutsche Unternehmen vorne mit dabei
Im internationalen Vergleich schneiden die deutschen Unternehmen sehr gut ab. Während 98 Prozent der Dax-Unternehmen die Incentives ihres Vorstands an die Erreichung von ESG-Zielen knüpfen, sind es weltweit 77 Prozent – ein Anstieg von 9 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Nur französische Unternehmen schneiden besser ab. Im Nachbarland von Deutschland ist in allen börsennotierten Organisationen die Vorstandsvergütung auch von der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen abhängig. In den USA haben dahingegen nur 69 Prozent der börsennotierten Unternehmen die Incentives des Vorstands an ESG-Ziele geknüpft.
Der Grund für die nationalen Unterschiede: „Im Vergleich zu Europa gibt es in den USA keine so strenge Regulatorik und das Bewusstsein der Öffentlichkeit sowie der Investoren ist weniger stark ausgeprägt“, sagt Ralph Lange, Senior Director Executive Compensation bei WTW. „Trotzdem ist zu beobachten, dass auch in den USA die ESG-Ziele zunehmend Einzug in die Vorstandsvergütung halten.“
Doch nicht nur das Herkunftsland der Unternehmen beeinflusst, ob sie ihre Vorstandsvergütung an Nachhaltigkeitsziele knüpfen. Auch die Art der Bonuspläne spielt hierfür eine Rolle. So finden sich ESG-Ziele weitaus häufiger in kurzfristigen Bonusplänen (Short Term Incentive – STI), die sich auf das Geschäftsjahr beziehen, als in langfristigen (Long Term Incentive – LTI), die eine Laufzeit von drei bis vier Jahre haben. 98 Prozent der Dax-Unternehmen haben in ihren STI ESG-Faktoren berücksichtigt (im Vorjahr waren es 75 Prozent), wohingegen nur 45 Prozent der an der deutschen Börse notierten Organisationen Nachhaltigkeitsziele in ihre LTI integriert haben (ein Anstieg von 22 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr).
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.