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Vorstandsgehälter: Frauen liegen vorn, aber nur im Dax

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Wenn Frauen im Vorstand sind, dann verdienen sie mehr als ihre männlichen Kollegen. Und das schon seit rund acht Jahren. Im Schnitt haben sie 2022 rund 400.000 Euro mehr verdient als männliche Vorstände – etwa 2,42 Millionen Euro pro Jahr gegenüber 2,07 Millionen Euro. CEOs waren in diese Rechnung, die das Beratungsunternehmen EY im Rahmen seines aktuellen „Mixed Compensation Barometers“ gemacht hat, nicht integriert. Berücksichtigt wurde generell die Vergütung von Vorständen, die das komplette Geschäftsjahr im Gremium vertreten waren und bei denen alle Vergütungskomponenten offengelegt wurden. Generell sank die Vergütung der Vorstände von 2021 auf 2022 leicht um 0,8 Prozent auf 2,31 Millionen Euro.

Gehaltsvorsprung von Frauen auf DAX-Vergütung zurückzuführen

Die Betrachtung der einzelnen Indices ergibt, dass weibliche Vorstände nur im Dax mehr verdienten als Männer. Dort kamen sie nach einem Minus von 7,3 Prozent auf durchschnittlich 3,2 Millionen Euro Gesamtdirektvergütung, während ihre männlichen Kollegen nach einem Rückgang von 8,7 Prozent auf 3,08 Millionen Euro kamen.

Der Gehaltsvorsprung der Frauen war, so Jens Massmann, Partner und zuständig für Vorstandsvergütung bei EY, auf eine höhere Auszahlung variabler Vergütungsbestandteile zurückzuführen. Daraus lasse sich folgern, dass die weiblichen Vorstandsmitglieder tendenziell die ihnen vom Aufsichtsrat gesetzten Ziele in höherem Maß erreicht haben als ihre männlichen Kollegen. Bei den CEOs im Dax sank die Vergütung im Schnitt um zwölf Prozent von 5,96 auf 5,25 Millionen Euro, wobei geschlechtsspezifische Vergleich aufgrund der geringen Anzahl von Frauen laut EY nicht möglich sind.

Weiterhin höhere Gehälter von Top-Managerinnen im MDax

Während die weiblichen Vorstandsmitglieder im Dax ihren Gehaltsvorsprung gegenüber den Männern noch ausbauen konnten, verdienen männliche Vorstände im MDAX mit durchschnittlich 1,59 Millionen Euro weiterhin mehr als Frauen mit 1,54 Millionen Euro. Allerdings schrumpfte der Abstand von 80.000 auf 54.000 Euro, da die Managerinnen im letzten Geschäftsjahr mit 9,4 Prozent ein größeres Plus erzielten als die Männer mit einem Zuwachs von 7 Prozent. Während die Vorstandsvorsitzenden im Dax im Vergleich zu 2021 größere Gehaltsverluste verzeichneten, bekamen CEOs im MDax neun Prozent mehr Geld.

SDax: Frauen verdienen jetzt weniger als Männer

Wieder ein anderes Bild zeigt sich im SDax. Dort verlief die Gehaltsentwicklung von Frauen gegenläufig: Bislang lag die Vergütung von weiblichen Vorständen im Index um 178.000 Euro höher als die ihrer männlichen Kollegen. Doch da Männer auf einen Gehaltszuwachs von elf Prozent kamen und Frauen ein Minus von 20 Prozent hinnehmen mussten, verdienten Frauen 2022 nun 156.000 Euro weniger als männliche Vorstände. Massmann erklärt diesen Befund primär durch einen Wechsel in den Vorstandsgremien und der Bestellung einiger neuer weiblicher Vorstandsmitglieder, wobei die Vergütung bei Neuzugängen niedriger ausfalle als bei Mitgliedern, die schon länger im Amt seien.

Dass die Gehälter im Dax überdurchschnittlich stark sanken, führt Massmann auf die Entwicklung des operativen Geschäfts und des Aktienkurses zurück, unter anderem aufgrund des Kriegs in der Ukraine, gestiegener Energiepreise und von Lieferkettenproblemen. So konnten die Ziele, für deren Erreichen im Dax variable Gehaltsbestandteile eine besonders wichtige Rolle spielen, oft nicht erreicht werden.


Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.