Geflüchtete fordern in ihren ersten Jahren in Deutschland monatlich mehr Gehalt als andere Menschen mit oder Erwerbslose ohne Migrationshintergrund. Wie eine aktuelle Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, möchten sie in ihren ersten zwei Jahren in Deutschland im Durchschnitt mindestens 1.529 Euro netto monatlich für ihre Arbeit erhalten. Zum Vergleich: Bei anderen erwerbslosen Personen mit Migrationshintergrund sind es 1.374 Euro und bei erwerbslosen Menschen ohne Migrationshintergrund 1.350 Euro.
Für die Studie haben IAB-Expertinnen und -Experten die Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung (ein Gemeinschaftsprojekt des IAB, des Bundesamts für Migration und Geflüchtete und des Sozioökonomischen Panels) von Geflüchteten aus den Jahren 2016 bis 2020 von knapp 7.900 zugezogenen Asylsuchenden im Alter von 18 bis 64 Jahren untersucht.
Nicht nur die Lohnvorstellungen liegen den Daten zufolge höher, sondern auch die Zahl der Wochenarbeitsstunden. Für ihren Anspruchslohn sind Geflüchtete bereit, rund 5 Stunden länger ihrem Job nachzugehen als die anderen beiden Vergleichsgruppen. Die Asylsuchenden würden für 1.529 Euro 37 Stunden pro Woche tätig sein wollen, während die anderen beiden Vergleichsgruppen wöchentlich 32 Stunden für ihren Anspruchslohn arbeiten möchten.
Lohnansprüche sinken bei Geflüchteten nach und nach
Mit der Zeit verändern sich die Lohnvorstellungen der Geflüchteten allerdings. Nach drei Jahren in Deutschland erwarten sie statt den ursprünglichen 10,40 Euro pro Stunde 9,60 Euro. Die untersuchten Daten zum Lohnanspruch liegen damit leicht über dem gesetzlichen Mindestlohn, der zu der Zeit (2016-2020) galt. Wenn die asylsuchenden Menschen bereits Stellen über die Arbeitsagentur oder das Jobcenter gesucht oder Berufserfahrungen in Deutschland gesammelt haben, erwarten sie tendenziell weniger Gehalt für ihren Job. Denn laut den Studienverfasserinnen und -verfassern wissen sie dann besser, welche Löhne für sie in Deutschland durchschnittlich realistisch sind. Dahingegen steigen die Lohnvorstellungen wenig überraschend, wenn die Geflüchteten qualifiziert sind, gute Deutschkenntnisse haben oder für einen großen Haushalt und Kinder sorgen müssen.
„Geringe Deutschkenntnisse und unvollkommene Informationen haben oft zur Folge, dass Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Deutschland den Arbeitsmarkt nicht genau kennen. Das betrifft etwa Qualifikationsanforderungen oder Löhne und Gehälter“, sagt IAB-Forscher Ehsan Vallizadeh. „Diese Informationsdefizite können die Einschätzungen hinsichtlich der Erwerbschancen und der erzielbaren Löhne verzerren.“
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.