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So unterstützen Coachings Führungskräfte bei virtueller Führung

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HR-Werkstatt zu virtueller Führung

Frage an die HR-Werkstatt: „Wie unterstützen wir Vorgesetzte bei virtueller Führung durch Coachings?“

Es antwortet: Tina Deutsch, Mitbegründerin und Managing Partnerin von Haufe Advisory.

Die Veränderungen in unserer Arbeitswelt sind radikal zu spüren. Ganze Teams sitzen im Mobile Office und genießen die neu gewonnene Flexibilität. Für Unternehmen und ihre Führungskräfte bedeutet das ein Umdenken.

Wer als Arbeitgeber attraktiv bleiben möchte, muss Teams künftig auch komplett digital und agil führen können. Einfach bei dem bleiben, was vorher funktioniert hat, klappt meist nicht. Denn virtuelle Teams haben andere Bedürfnisse und Herausforderungen. Wenn alle allein vor sich hinarbeiten, kann es schnell zu gefühlter Distanz und fehlender Verbundenheit kommen.

Genau hier kommt eine gute Führung ins Spiel. Denn inspirierende Führungskräfte haben immensen Einfluss auf die Motivation ihrer Mitarbeiter. Sicher, Teamentwicklung ist ein Prozess, der Führungskräften viel Energie und Konzentration abverlangt. Es geht aber auch einfacher, wenn man weiß, welche Hebel zu nutzen sind. Coaching setzt bei Führungskräften die Ressourcen frei, die es braucht, um Teamdynamik und „Wir-Gefühl“ aktiv zu fördern sowie niemanden dabei aus den Augen zu verlieren.

1. Setzen Sie auf Selbstreflexion als Basis für Teamführung

Führungskräfte sind Vorbild und Motivator für ihr Team. Das heißt: Alle Augen sind auf sie gerichtet, Mitarbeiter schauen sich bestimmte Verhaltensweisen ab. Daher ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen die Basis für eine gute Führung. Denn nicht immer wirken wir auf andere Menschen, wie wir es erwarten – digital vielleicht noch weniger. Das kann zu Konflikten oder unbewusstem Fehlverhalten führen. Betrachtet man das eigene Handeln aus der Metaperspektive – gemeinsam mit einem Coach – können Führungskräfte eine mögliche Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild erkennen und blinde Flecken leichter ausmachen.

2. Stärken Sie die Resilienz Ihrer Führungskräfte

Viele Veränderungen können auch Vorgesetzte an den Rand ihrer Belastbarkeit führen, gerade dann, wenn so viel von ihnen erwartet wird. Sie dürfen trotz großer Unsicherheit nicht ausbrennen – auch wenn vielleicht Überstunden anfallen oder digitale Auszeiten rar sind. Dabei sollen sie jederzeit Leidenschaft und Optimismus ausstrahlen. Nur wer es schafft, bei alldem resilient zu bleiben, kann auch andere gut führen. Führungskräfte müssen also in der Lage sein, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen umzugehen und sie in etwas Positives umzukehren. Dabei hilft es oft, einfach mal alle Unsicherheiten bei einem unbeteiligten Sparringspartner abladen zu können und sich über die richtigen Impulse das Idealszenario und den Weg dorthin zu vergegenwärtigen. Sprich:

  • Was braucht mein Team wirklich?
  • Kann ich als Führungskraft alles Operative selbst abarbeiten?
  • Wie kann ich mich vielleicht ein Stück zurücknehmen?
  • Wo liegen meine Steuerungsoptionen?

3. Helfen Sie, die Teamdynamik aufrechtzuerhalten

Wenn alle zuhause arbeiten, reduzieren sich automatisch die Kontakte. Calls oder E-Mails finden statt, wenn dies beruflich erforderlich ist. Informelle Gespräche auf dem Flur oder in der Kaffeeküche hingegen fallen einfach weg. Darunter leidet das Teamgefühl und am Ende auch die Zusammenarbeit. Ein Coach hilft Vorgesetzten dabei, selbst ins Brainstorming zu gehen und Wege zu finden, die zur Unternehmenskultur passen und den Teamspirit wiederaufleben lassen.

Eine gemeinsame Vision trägt beispielsweise dazu bei, den Zusammenhalt zu stärken und den Eigenantrieb immens zu erhöhen. Wenn Mitarbeiter das höhere Ziel hinter ihrem Tun verstehen – und auch ihr „Personal Why“ mit der Vision des Unternehmens zu verknüpfen wissen, wird es einfacher, sie stärker in die Eigenverantwortung zu bringen.

4. Führungskräfte müssen ihre Fühler ausstrecken und vertrauensvolle Beziehungen aufbauen

Nicht allen Menschen liegt der ausschließliche Austausch über digitale Medien. Da kann es leicht passieren, dass die Produktivität leidet, weil ein Teammitglied sich im Homeoffice leicht ablenken lässt oder sich gar komplett zurückzieht. Mit kleinen Tricks lernen Vorgesetzte, (zwischen)menschlicher zu agieren und Vertrauen aufzubauen. Dazu gehören:

  • regelmäßige Einzelgespräche
  • auch mal ein mitfühlendes „Wie geht es denn dem Sohn an der neuen Schule?“
  • aktives Zuhören
  • das Gefühl vermitteln zu können, jemanden ernst zu nehmen ebenso wie
  • die richtigen Fragestellungen, um mögliche Stressfaktoren ihrer Teammitglieder herauszufinden.

5. Etablieren Sie eine wertschätzende Kommunikation

Ohne Körpersprache wird Kommunikation um einiges schwieriger. Heißt: In der Teamführung via Telefon oder Video-Call kommt es umso mehr auf die richtig gewählten Worte an.

Jeder von uns weiß: Ein kleines Lob zwischendurch lässt uns zur Höchstform auflaufen. Regelmäßige Feedbackgespräche oder virtuelle Kaffeeplaudereien sorgen für Nähe und Wertschätzung. Je positiver und handlungsbezogener die Rückmeldung ist, desto motivierter geht das Team an seine Aufgaben. „Deine Präsentation war nicht zielführend“ ist beispielsweise eine Aussage, mit der ein Mitarbeiter wenig anfangen kann. Führungskräfte sollten Pauschalisierungen vermeiden und Kritik an konkreten Beispielen festmachen. Dabei gilt es, auf die Sprache zu achten:

  • Ist sie positiv bestärkend?
  • Hören Sie zu, fragen nach und formulieren wertfrei?
  • Agieren Sie empathisch, mitfühlend und vermitteln Verständnis?

An Themen wie dem geduldigen Zuhören und der wertschätzenden Kommunikation kann man im Coaching arbeiten. Mit den richtigen Worten gelingt es Führungskräften, eine Atmosphäre in ihr Team zu bringen, in der sich alle angenommen und respektiert fühlen.

6. Machen Sie Ihre Führungskräfte fit für gutes Konfliktmanagement

In jedem Team gibt es Reibereien. Das ist normal und gehört dazu. Denn Menschen ticken unterschiedlich. Wichtig ist nur, dass Führungskräfte Konfliktherde frühzeitig ausräumen und sie mit einer offenen Gesprächskultur angehen. Ansonsten können Differenzen das Arbeitsklima nachhaltig verschlechtern – umso mehr, als im Homeoffice Konflikte oft eine Zeit lang unerkannt bleiben. Mit der richtigen Herangehensweise können Vorgesetzte Streitigkeiten im Team eindeutiger identifizieren und nachhaltiger lösen. Dabei lernen sie, Probleme nicht nur symptomatisch zu behandeln, sondern systemisch auszuräumen und damit zukünftigen Differenzen den Nährboden zu entziehen. In akuten Konfliktfällen kann ein Coach auch mal als Mediator agieren und dabei unterstützen, den Konflikt rasch wieder zu lösen.

Fazit: Die neue Homeoffice-Revolution verlangt Führungskräften viele neue Kompetenzen ab. Wichtig ist es, dass sie flexibel bleiben und nicht davor zurückschrecken, sich mit dem Wandel zu entwickeln. Coaching hilft Schlüsselkräften dabei, bestehende Ressourcen zu verstärken und ihre Instinkte im virtuellen Miteinander zu verbessern.

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