Bei einem waren sich alle Referentinnen und Referenten der Agile HR Conference 2025 einig: Die eine One-fits-all-Lösung für die Herausforderungen von HR im Spannungsfeld des Wandels gibt es nicht. „Weg vom eindimensionalen Denken“, forderte HR Pioneers-Gründer und Geschäftsführer André Häusling daher bei der Eröffnungs-Keynote für das zweitätige Event in den Kölner Balloni-Hallen. „Wir rennen so viel im Hamsterrad, dass wir denken es sind Karrieresprossen.“ Ein Weg hinaus dafür sieht Häusling im veränderten Blick auf Führung.
Dieses Thema griff auch Dr. Stefan Barth in seinem Vortrag auf. Er berichtete von seinen Erfahrungen bei Softwareunternehmen Qvest, wo seit 10 Jahren die Führungsrollen auf verschiedene Schultern verteilt werden, warnte aber auch vor Fallstricken. So sei es in vielen agilen Modellen der erste Schritt, das Führungsmodell aufzubrechen. Zu früh, meint Barth, denn: „Selbstorganisation braucht eine gewisse methodische Festigung.“
Was wenn Führung versagt?
Und was wenn Führung versagt? So geschehen beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Nach dem Veruntreuungsskandal 2022 stand der Sender zwei Monate ohne Führungsriege da. Susanne Klein und Juliane Josinger, Organisationsentwicklerinnen beim rbb, legten ihren zweijährigen Transformationsprozess und viele Schmerzpunkte offen. Sie teilten in ihrem Vortrag ihre Learnings, wie zum Beispiel: Freiraum ist nicht für alle gleich gut, ist vor allem kein Selbstläufer und kann auch überfordern.
Der zweite – leider auch augenscheinlich deutlich schlechter besuchte – Konferenztag begann mit dem Thema Environmental, Social and Governance (ESG). Nicole Engenhardt-Gillé, Vorständin für Personal und ESG bei Freenet, schilderte, wie sie bei Freenet ein kollaboratives ESG-Team aus HR, Recht, Finance, Controlling und Risk Management aufgebaut hat und so ESG zum Teil der Unternehmenskultur und HR-Strategie macht. „HR als ESG-Architekt“ ist dabei das Motto.
Roland Hehn, Personalvorstand der Schwarz-Gruppe, fordert von seiner HR-Abteilung nicht weniger, als sich zu einer unternehmerischen Personalabteilung zu entwickeln. „Wir müssen Part of the Business statt nur Partner of the Business sein”, so Hehn. Das, so Hehn, bedeute jedoch auch, sich stärker abzugrenzen und Verantwortung dort anzusiedeln, wo sie auch liegt – nämlich bei den Führungskräften.
Am Nachmittag holte Eva Bock von September Strategie & Forschung den Begriff „Macht” aus der sprichwörtlichen Schmuddelkiste. Denn sich Macht zurückzuholen, so Bock, sei ein zentrales Bedürfnis, insbesondere im Kontext multipler Krisen und Herausforderungen, die viele Menschen mit einem Gefühl von Machtlosigkeit zurücklässt. Das gelte nicht nur für die Weltpolitik, sondern auch für die Arbeitswelt.
In den Pausen gab es jede Menge Zeit zum Netzwerken. Dem Bühnenprogramm hätte jedoch vielleicht eine Bühne weniger nicht geschadet – so verlief sich die Menge teilweise doch sehr und blieben vor allem vor der Hauptbühne viele Plätze unbesetzt. Nichtsdestotrotz: Wer einen Überblick über aktuelle HR-Themen suchte, hat ihn bei der Agile HR-Conference definitiv bekommen.
