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Bärbel Bas: Die neue Arbeitsministerin im Kurzporträt

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Deutschland hat seit Dienstag eine neue Bundesregierung und damit auch eine neue Arbeitsministerin. Bärbel Bas (SPD) hat das Amt von Hubertus Heil (SPD) übernommen. Heils Abschied sei emotional gewesen, sagte Bas im Interview mit Fernsehmoderatorin Sandra Maischberger. Das Amt sei seit seiner Ernennung zum Minister 2018 sein „Herzensstück“ gewesen.

In der Politik ist die Frau, die zukünftig den größten Etat in der Bundesregierung verwalten (179 Milliarden Euro für das anlaufende Jahr) und die Politik der Arbeitswelt mitgestalten wird, keine Unbekannte. Seit 2021 leitete sie den Deutschen Bundestag. Sie war die dritte Frau in der Geschichte der Bundesrepublik, die dieses Amt innehatte. Für viele verkörpert sie deshalb auch Frauenförderung. Dessen bewusst sagte sie in ihrer ersten Rede im Amt als Präsidentin des Deutschen Bundestags im Oktober 2021: „Es tut unserem Land gut, wenn Bürgerinnen und Bürger sehen: Im Herzen der Demokratie trägt eine Frau die Verantwortung.“ Auch sagte sie in einem Video-Format des Deutschen Bundestags, sie sei eine Verfechterin davon, die Wahlliste der Kandidatinnen und Kandidaten des Bundestags paritätisch aufzustellen.

Bärbel Bas: Aufsteigerin aus Duisburg

Andere sehen in Bas als gebürtige Duisburgerin – und Fan des Fußballvereins MSV Duisburg – sowie langjährige Vertreterin des dazugehörigen Wahlkreises eine Unterstützerin der aktuell kriselnden Stahlindustrie. Wieder andere verbinden mit ihr das Aufstiegsversprechen der SPD, kommt Bas doch aus sozial schwächeren Verhältnissen. Sie hat sich zudem durch zahlreiche Ausbildungen und politische Ämter nach oben gearbeitet. 1968 in Duisburg geboren, wuchs die 57-Jährige als mittleres Kind von sechs Kindern in einem Arbeiterviertel auf. Der Vater war Busfahrer, die Mutter Hausfrau, die finanzielle Situation der Familie sei herausfordernd gewesen. „Manchmal konnte ich bei Klassenfahrten nicht mitmachen“, erzählte sie vor einem halben Jahr in Gregor Gysis Format „Miss-verstehen Sie mich richtig“.

Von der Personalabteilung in die Politik

Am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn musste Bas Durchhaltevermögen beweisen. Das Abitur durfte sie von ihren Eltern aus nicht machen, weil ihr älterer Bruder durchgefallen war. Für eine Ausbildung zu ihrem damaligen Wunschberuf als technische Zeichnerin erhielt sie rund 80 Absagen und lernte stattdessen das Schweißen. Was folgte, war Bas’ erster Berührungspunkt mit der HR-Welt: Sie absolvierte eine Ausbildung zur Bürogehilfin in der Personalabteilung der Duisburger Verkehrsgesellschaft. Dort war sie in den darauffolgenden Jahren Jugend- und Auszubildendenvertreterin und später Mitglied des Betriebsrats und des Aufsichtsrats.

Nach weiteren beruflichen Stationen – unter anderem arbeitete Bas als stellvertretende Vorständin der Betriebskrankenkasse EVS – machte sie erneut eine Fortbildung zur Personalmanagement-Ökonomin und war später als Leiterin der Abteilung Personalservice bei der BKK futur tätig. Ein Verständnis für HR-Themen und die Arbeitswelt hat sie also ohne Zweifel.

Diese Themen will Bas als Arbeitsministerin zunächst adressieren

Inwiefern sich dieses HR-Wissen in den Gesetzesänderungen zeigt, die von ihr und der Koalition vorangetrieben werden, bleibt abzuwarten. Eine Tendenz zu ihren Prioritäten als Arbeitsministerin zeigt sich dennoch zum einen im Koalitionsvertrag. Zum anderen in der Tatsache, dass sie der parlamentarischen Linken innerhalb der SPD angehört. Außerdem teilte Bas bereits ihre Positionen zu einigen arbeitsrechtlich relevanten Themen im Interview mit Sandra Maischberger. „Es geht mir darum, dass Menschen qualifiziert und ausgebildet werden“, sagt Bas. Und: „Mein Hauptjob ist, dafür zu sorgen, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können.“ Bas möchte zudem, dass der Mindestlohn 2026 auf 15 Euro steigt und sie will eine Rentenreform mit kreieren, laut der Menschen nicht länger als bisher arbeiten müssen.

Auch hält sie eine Work-Life-Balance für wichtig, um Menschen in Arbeit zu bringen und zu halten und so den Fachkräftemangel zu verringern. Dass sich eine Vier-Tage-Woche durchsetzt, empfindet sie aber als „unrealistisch“. Die optionale Abschaffung des Acht-Stunden-Tages zugunsten einer Wochenhöchstarbeitszeit „findet sie nicht toll“, denn die Regelung erhöhe das Risiko, dass der Arbeitsschutz leidet. Es sei in der Koalition aber vereinbart worden und daran halte sie sich.

Generell zeigt sich Bas zwar mit starken eigenen Positionen, stellt aber immer wieder demokratische Entscheidungen und deren Einhaltung in den Vordergrund. Dafür wolle sie auch mit Kanzler Friedrich Merz (CDU) warm werden. „Wir nähern uns gerade an. Wir duzen uns noch nicht, aber das kann noch kommen“, sagte Bas im Gespräch mit Maischberger.

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.