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Homeoffice-Plicht wird ab dem 20. März entfallen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich mit den 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer auf umfangreiche Corona-Lockerungen ab dem 20. März geeinigt. Dadurch wird unter anderem die Homeoffice-Pflicht aufgehoben. Ein von der Bund-Länder-Konferenz (BLK) entworfener Drei-Stufen-Plan sieht zunächst Lockerungen für private Zusammenkünfte sowie kulturelle und gastwirtschaftliche Einrichtungen vor. Im dritten Schritt sollen dann auch „alle tiefgreifenderen Schutzmaßnahmen“ entfallen, was auch die die nach dem Infektionsschutzgesetz verpflichtenden Homeoffice-Regelungen beinhaltet, wie es in einer Mitteilung der Bundesregierung heißt.

Was kommt nach der Homeoffice-Pflicht?

In der Beschlussvorlage des BLK ist aber auch angegeben, dass Unternehmen und Betriebe ihren Mitarbeitenden weiterhin die Möglichkeit des Homeoffice anbieten können. Ob das die meisten Arbeitgeber tun werden, ist unklar.

Nach einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus dem Herbst vergangen Jahres, wollen etwa zwei Drittel der Betriebe ihr Homeoffice-Angebot – sobald das Infektionsgeschehen es zulässt – auf den Stand vor der Coronakrise zurückfahren. Gründe, die Unternehmen hierbei häufig angeben, sind: Produktivitätseinbußen, fehlende technische Ausstattung und Datenschutzaspekte durch die Arbeit von Zuhause aus. Auch erschwere die physische Distanz die Zusammenarbeit.

Den Plänen einiger Arbeitgebern steht allerdings ein Gesetzesvorhaben von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gegenüber. Heil plant, einen Rechtsanspruch der Arbeitnehmenden auf Homeoffice einzuführen. „Ich bin dafür, dass wir aus dem coronabedingten, ungeplanten Großversuch zum Homeoffice grundlegende Konsequenzen für die Arbeitswelt ziehen“, sagte er im Januar dieses Jahres.

Kritik kam damals prompt von der Arbeitgeberseite, die eine staatliche Verordnung als falschen Weg sieht. Zwar bezeichnet die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, mittlerweile als Standard, will aber dem jeweiligen Arbeitgeber die Wahl überlassen, ob er dieses New Normal bei sich im Unternehmen dauerhaft einführen möchte.

Unternehmen gehen voran

In der Zwischenzeit sind Unternehmen im Hinblick auf Homeoffice flexibel geworden und viele bieten ihren Mitarbeitenden bereits verschiedene Modelle von Remote Work an. So etwa der Telekommunikationskonzern Vodafone, der seit Oktober 2021 den Großteil seiner Mitarbeitenden frei entscheiden lässt, wann und von wo aus sie arbeiten. Denn die Vorteile der Arbeitsform seien nicht von der Hand zu weisen.

Das sieht auch Kai Burr, Chief Human Resources Officer beim Outsourcing-Dienstleister Arvato Financial Solutions so: „Ob morgens eine Dreiviertelstunde länger schlafen, Sport in der Mittagspause oder sich abends früher den eigenen Hobbies widmen – es ist nur verständlich, dass viele Menschen diese Annehmlichkeiten auch nach Covid-19 genießen wollen“, erklärt er. Dies entspricht auch dem generellen Tenor, den Unternehmensberatungen einschlagen: Joachim Pawlik, CEO der Pawlik Group sagt etwa, dass die Homeoffice-Pflicht nicht durch eine umfassende Präsenzpflicht ersetzt werden solle. Führungskräfte müssten ihren Mitarbeitern vielmehr vertrauen.

Wie die vergangenen Monate gezeigt haben, können politische Entscheidungen schnell revidiert und verändert werden: Der nächste Gipfel der Bund-Länder-Konferenz soll im März 2022 stattfinden, noch vor dem Beginn der Lockerungen. Es bleibt folglich genug Zeit, um den Beschluss anzupassen.

Jan Schuermann war bis Sommer 2022 Volontär bei der Personalwirtschaft-Schwesterpublikation FINANCE und beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Gehalt in der Corporate-Finance-Welt. Im Frühjahr 2022 war die Personalwirtschaft eine seiner Ausbildungsstationen.