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25 Prozent der Deutschen geben Fehler auf Arbeit nicht zu

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Fehler im beruflichen Kontext sind für viele Mitarbeitende noch mit einem Tabu und daher mit Ängsten vor Konsequenzen behaftet. Deshalb kommunizieren Beschäftigte weiterhin oftmals ihre Fehler nicht. Auch nicht jüngere Mitarbeitende. Sie sind zwar eher der Meinung als andere Altersgruppen, die Fehlerkultur hierzulande habe sich verändert, verhalten sich aber selbst nicht dementsprechend. Das sind Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Versicherungs- und Finanzdienstleisters AXA. Für den „AXA Support Report“ wurden Ende Mai dieses Jahres gut 2.100 Personen befragt. Die Studie ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Jeder Vierte hat Angst, Fehler zuzugeben

Gegenüber sich selbst können Menschen in Deutschland wohl ihre Fehler eingestehen, aber nicht so gut gegenüber anderen. Jeder vierte Deutsche (25 Prozent) gibt an, sich oft nicht zu trauen, Fehler auf der Arbeit offen zuzugeben. Bei den Beschäftigten unter 25 Jahren liegt der Anteil mit 44 Prozent noch deutlich höher. Gut jeder Zweite der Jüngeren (52 Prozent) kann sich zwar generell selbst Fehler eingestehen, diese aber nur schwer vor anderen zugeben, während die Menschen über 55 Jahren hier weniger unsicher sind: Von ihnen stimmt weniger als jeder dritte (31 Prozent) dieser Aussage zu.

Jüngere fürchten, inkompetent zu erscheinen

Woran liegt es, dass jüngere Menschen nur schwer Fehler auf der Arbeit zugeben können? Die Mitarbeitenden unter 25 Jahren treibt eher die Sorge um, für inkompetent gehalten zu werden, wenn ihnen Fehler unterlaufen: Rund vier von zehn Befragten (44 Prozent) dieser Altersgruppe geben dies an. Bei den 25- bis 44-Jährigen teilt „nur“ etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) diese Befürchtung und bei den über 55-Jährigen ist es weniger als ein Fünftel (18 Prozent).

Hingegen ist die Gruppe der 25- bis 44-Jährigen – die Menschen in der Lebensphase, in der wichtige Karriereschritte erfolgen und die Familienplanung umgesetzt wird – mit 61 Prozent am häufigsten von einem schlechten Gewissen nach Missgeschicken und Fehlern geplagt. Es folgen die Beschäftigten unter 25 Jahren mit 57 Prozent und die Arbeitnehmenden über 55 Jahre mit 53 Prozent. Altersübergreifend befürchtet immerhin fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent), nach Offenlegung eines begangenen Fehlers mit negativen Konsequenzen rechnen zu müssen.

Widersprüche bei der jungen Generation

Wie steht es nach Ansicht der Deutschen um die Fehlerkultur in unserer Gesellschaft? Knapp vier von zehn Befragten (39 Prozent) stimmen im Schnitt der Aussage zu, die Fehlerkultur habe sich verändert und Fehler würden heute mehr akzeptiert. Auch hier zeigen die verschiedenen Altersgruppen unterschiedliche Einschätzungen. Ausgerechnet die jüngeren Befragten, die ja besonders starke Befürchtungen hegen, Missgeschicke zuzugeben, nehmen häufiger eine gestiegene Fehlerakzeptanz wahr als die älteren: 55 Prozent der Deutschen unter 25 Jahren sehen diese Entwicklung gegenüber 50 Prozent bei den 25- bis 34-Jährigen und lediglich 36 Prozent der 35- bis 44-Jährigen. Die Jüngeren leben ihre Erkenntnisse in der Praxis jedoch nicht.

Mitarbeitende reden selten mit Führungskraft über Fehler

Je jünger die Menschen sind, umso weniger holen sie sich überdies Unterstützung: 60 Prozent der Befragten unter 25 Jahren sagen, dass es ihnen schwerfällt, andere um Hilfe zu bitten. Bei den über 55-Jährigen gibt dies knapp die Hälfte (49 Prozent) an. Die Studienteilnehmenden wurden auch gefragt, an wen sie sich nach einem beruflichen Misserfolg, Missgeschick oder Scheitern als erstes wenden. Für mehr als ein Viertel (28 Prozent) sind Partner oder Partnerin die Ansprechperson erster Wahl, während sich nur fünf Prozent an die Führungskraft und lediglich acht Prozent an Kolleginnen und Kollegen wenden. Hier scheint die Befürchtung vor beruflichen Nachteilen der Grund dafür zu sein, nicht den naheliegendsten Weg zu gehen und begangene Fehler vor Ort anzusprechen.

Durch einen offenen Diskurs über Fehler und Misserfolge sowie eine wertschätzende Feedbackkultur könnten Unternehmen die psychologische Sicherheit der Mitarbeitenden fördern, sagt Sirka Laudon, Personalvorständin bei AXA Deutschland. Insbesondere junge Beschäftigte benötigten mehr Feedback, um sich entwickeln und Selbstbewusstsein im Job aufbauen zu können.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.