Bei der PR-Agentur Adel & Link machen die Mitarbeitenden einen Tag im Monat blau. Damit gibt es einen zusätzlichen freien Tag pro Monat für alle 25 Kolleginnen und Kollegen, dazu zählen auch Werkstudierende sowie Praktikantinnen und Praktikanten. Den Benefit gibt es seit rund einem Jahr bei der Kommunikationsagentur. Doch für den Wir-machen-blau-Tag gibt es Regeln.
Matthias Adel, Managing Director der Agentur, erklärt im Gespräch, wie es zu dem Modell kam: Wer viel leistet, braucht auch Erholungszeiten, um gesund zu bleiben und Inspiration zu sammeln. „Wir schreiben E-Mails, kommunizieren per Teams oder Slack, betreiben Social-Media-Kanäle – so viel zu kommunizieren und auch mit neuen Ideen präsent sein zu müssen, macht den Kopf irgendwann müde. Es ist gut, wenn man dann auch mal eine Pause hat.“
Ein anderer wichtiger Grund für die Einführung war laut Adel die Tatsache, mit der Reduzierung der Arbeitszeit mit aktuellen Trends mitzugehen. Bei der jährlichen Trendvernissage, bei der die Agentur aktuelle Trends betrachtet und anschließend ihrem Netzwerk vorstellt, kristallisierte sich 2022 die Frage heraus: „Wie will die Generation Z arbeiten?“ Adel erzählt, dass Themen wie Teilzeitarbeit, mobiles Arbeiten und eben auch die reduzierte Arbeitszeit für die junge Generation wichtig seien. Kurzum: Der zusätzliche freie Tag soll das letztere Thema bedienen und so die Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität erhöhen.
Wie wurde der freie Tag umgesetzt?
Die Umsetzung des Wir-machen-blau-Tags ging schnell. Nachdem die Geschäftsführung die Idee Ende 2021 hatte, sie im Januar 2022 den Mitarbeitenden vorstellte – und diese erfreut reagierten – ging es einen Monat später los mit dem zusätzlichen freien Tag im Monat.
Um den Beschäftigten dieses Modell zu ermöglichen, gibt es auch Vorgaben, an die sie sich bei der Planung ihres freien Tags halten müssen. Er darf beispielsweise nicht an einen Urlaubstag angedockt sein. Laut Adel soll so ein wirklich eigenständiger Freiraum gewährleistet werden, damit die Mitarbeitenden zwischen den normalen Arbeitstagen – also außerhalb der Urlaubszeit – den Kopf frei bekommen Weiterhin dürfen die freien Tage nicht angesammelt werden, denn „uns ist wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen ihren Urlaub auch wirklich jeden Monat nehmen“, erklärt Adel.
An welchem Tag der Woche man wiederum freinimmt, ist insoweit frei wählbar, als es lediglich innerhalb des Teams abgesprochen werden muss. Es ist außerdem möglich, sich den Tag aufzuteilen und beispielsweise zwei halbe Tage Urlaub zu nehmen, solange es keine Abstriche bei der Arbeit mit den Kunden gibt. Denn wie jedes andere Unternehmen, erklärt Adel, müsse auch die Kommunikationsagentur wirtschaftlich arbeiten – und dafür sei es essenziell, dass die Kundenarbeit funktioniert.
Statt weniger für die Kunden verfügbar zu sein, sollen die nötigen Abstriche intern gemacht werden. Dazu müsse nun eben langfristiger geplant, Prozesse verschlankt und interne Agenturteams verkleinert werden. Zudem brauche es für Beschäftigte, die freihaben, eine Vertretung. So haben die Kunden immer einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin. Um dies zu gewährleisten, bedürfe es Absprachen: „Wir müssen öfter in den Kalender schauen, wann die Kolleginnen und Kollegen da sind.“
Erfahrungen mit dem Wir-machen-blau-Tag bisher positiv
Trotz dieser Einschränkungen seien die Erfahrungen mit dem zusätzlichen Tag Urlaub bisher sehr gut gewesen. Auch extern: Denn für das Employer Branding kommuniziert Adel & Link diesen Benefit auf allen Kanälen sowie auf der eigenen Webseite. Das scheint Ergebnisse zu erzielen – Adel spricht von „etwas mehr“ Bewerberinnen und Bewerbern, die sich daraufhin bei ihnen gemeldet haben, und betont, dass diese sehr qualifiziert seien. Dennoch sei der Wir-machen-blau-Tag nicht der einzige Grund, warum Talente sich bei der Agentur bewerben. Vielmehr sei er ein Baustein von mehreren, welche das Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv machen.
Neben den Bewerberinnen und Bewerbern bewerten auch die Kolleginnen und Kollegen, die bereits bei der Agentur arbeiten, den Benefit als positiv. Sie nutzen den freien Tag zur Regeneration oder „um einfach mal etwas Schönes zu machen“ und spielen Adel zurück, „motivierter und inspirierter“ zu sein. Die Geschäftsführung ist ebenfalls zufrieden, denn „alle Erwartungen, die wir an dieses Modell hatten, haben sich erfüllt“. Daher wird Adel & Link das Modell fortführen.
Stefanie Jansen ist Volontärin in der Redaktion der Personalwirtschaft. Ihre Themenschwerpunkte sind Aus- und Weiterbildung, der Job HR und neue Arbeitszeitmodelle.