Mehr als 70 Prozent der Unternehmen weltweit haben Probleme, passende Fachkräfte zu finden. Das zeigt die neue Creating People Advantage Studie 2023, die die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) zusammen mit der World Federation of People Management Associations (WFPMA) und mit Unterstützung der DGFP erhoben hat. Des Weiteren mangelt es noch an Fähigkeiten, um digitalisierte HR-Prozesse – etwa in Cloudanwendungen – bedienen zu können.
Passend zu dem wahrgenommenen Fachkräftemangel ranken die befragten 6.842 Managerinnen und Manager die Themen „Personal- und HR-Strategie“, „Führungsverhalten und -entwicklung“ sowie „Engagement und Wohlbefinden der Mitarbeiter“ auf die Top-3-Plätze an Aufgabe, mit denen sich Unternehmen in Zukunft dringend befassen müssen. Auf den letzten drei Plätzen stehen die Themen „HR-Shared-Services“, „Restrukturierungsmanagement“ und „Digitale HR-Lösungen“. Die größten Veränderungen im Vergleich zu den Studienergebnissen 2021 ergeben sich bei den Themen „Belohnungen und Anerkennung“ (2021 auf Platz 17 und 2023 auf Platz 10 gerankt), „Ökosystem für die Talentbeschaffung“ (2021 auf Platz 21 und 2023 auf Platz 15 gerankt), „Employee Relations“ (2021 auf Platz 22 und 2023 auf Platz 16 gerankt) sowie beim Thema „HR-IT-Architektur, und Cloud-Software“ (2021 auf Platz 12 und 2023 auf Platz 18 gerankt).

Ergebnisse, die überraschen

„Interessant ist, dass die wichtigsten Zukunftsthemen weltweit nahezu alle zu den Themenkreisen der Gewinnung, der Führung und letztlich der Bindung von Mitarbeitenden gehören“, kommentiert Kai Helfritz, von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), der in seiner Funktion als Head of the working group Surveys and Insights beim europäischem Verband European Association for People Management EAPM Co-Autor der Studie ist, die Ergebnisse für uns. „Weltweit spürt man deutlich die Auswirkungen des Arbeitskräftemangels.“
Außerdem sei es erstaunlich, dass die Digitalisierung weltweit noch immer nicht zu den wichtigsten strategischen Themen gehöre. Spannend sei ebenso, dass im Vergleich zu den weltweiten Ergebnissen einige Unterscheide für den deutschen Markt erkennbar werden. Bei den Zukunftsthemen werden hierzulande etwa digitale HR-Lösungen, Nachhaltigkeit/ESG und HR-IT-Architektur als weitaus wichtiger gerankt als weltweit. Das hänge mit den unterschiedlichen Reifegraden zusammen sowie der volkswirtschaftlichen Situation in den einzelnen Ländern, erklärt Helfritz.
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Was heißt das für HR?
HR solle sich nun noch mehr in Sachen Digitalisierung engagieren, am besten von der Strategie bis zur Umsetzung. Das sei nicht nur notwendig, weil beispielsweise die Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz den Arbeitsalltag verändern, sondern auch, weil die Entwicklungszyklen der HR-Software immer schneller werden. „Darauf muss sich HR noch mehr einstellen. Es sollte die Entwicklungen konsequent wahrnehmen und aufnehmen, analysieren und konkrete Maßnahmen für das eigene Unternehmen ableiten“, erklärt der DGFP-Vetreter. „In jedem HR-ler sollte auch ein IT-ler stecken – die Kombination von HR und IT ist zukunftsweisend.“ Der Experte empfiehlt die IT-Strategie an der HR-Strategie auszurichten. Damit meint er, dass die IT-Architektur beziehungsweise Cloud-Lösung über Schnittstellen verfügen sollten, an die weitere Tools angegliedert werden können, die HR voraussichtlich in Zukunft benötigt.
Weiterbildung und Mitarbeitergewinnung ausbaufähig
Weiterhin sei es relevant, die Mitarbeitergewinnung zu optimieren, die Weiterbildung und Umschulung zu forcieren und sich um die Transformation des Unternehmens zu kümmern. „Hier ist HR bereits seit vielen Jahren stark und erfahren, doch diese Prozesse müssen immer wieder angepasst werden, da sich die externen Faktoren ständig ändern“, sagt Helfritz. Am Ende bedeute dies, dass HR einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit als Kernkompetenz haben müsse.
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Zur Studie:
Die globale Umfrage „Creating People Advantage 2023“ wurde im Sommer 2023 vom Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) und der World Federation of People Management Associations (WFPMA) mit Unterstützung der DGFP durchgeführt. Die Umfrage möchte Themenfelder aufzeigen, in denen Personalfunktionen zuletzt erfolgreich agiert haben und solche, in denen weitere Anstrengungen erforderlich erscheinen. An der diesjährigen Studie haben rund 6.900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Managing-Ebene aufwärts aus 102 Märkten teilgenommen; aus Deutschland wurden 210 Antworten berücksichtigt.
Tim Stakenborg war bis Sommer 2024 Redakteur bei der Personalwirtschaft.

