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Deutsche Unternehmen setzen KI nur zögerlich ein

Künstliche Intelligenz kommt nur langsam in deutschen Unternehmen an. Bisher setzen 9 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland eine KI ein. Die Tendenz ist lediglich leicht steigend. Denn im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die KI nun in einem Prozent mehr der Unternehmen im Einsatz. Wie eine aktuelle repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt, reichen die Gründe dafür von hohen Kosten, über Datenschutzbedenken zu Unsicherheiten hinsichtlich der Anwendung.

Dabei sind es tendenziell vor allem kleinere der mehr als 600 befragten Unternehmen, die eine KI nicht in ihrem Arbeitsalltag integriert haben. In kleinen Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten liegt der Anteil derjenigen, die eine höhere Technologie einsetzen, bei lediglich fünf Prozent. Im Vergleich: In Firmen ab 2.000 Beschäftigten gibt fast die Hälfte (48 Prozent) an, eine KI einzusetzen, während es in Unternehmen mit 500 bis 1.999 Mitarbeitenden sowie in Betrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten jeweils knapp ein Fünftel (18 Prozent) ist

Dabei lassen die Prognosen KI-Liebhaber und -Liebhaberinnen nicht gerade Luftsprünge machen. Größenübergreifend diskutiert nur ein Viertel der Unternehmen, die bisher keine Künstliche Intelligenz verwenden, deren Einsatz. 2021 war es noch knapp ein Drittel. Für fast zwei Drittel ist die KI aktuell kein Thema; dieser Anteil ist gegenüber dem Vorjahr sogar um fünf Prozent gestiegen.

Warum so verhalten?

Bitkom-Präsident Achim Berg erklärt den derzeit zurückhaltenden Umgang mit der Technologie damit, dass viele Unternehmen aufgrund von steigenden Energiekosten, hohen Inflationsraten und unterbrochenen Lieferketten gezwungen sind, in den Krisenmodus zu schalten. Allerdings ist er der Ansicht, dass sich die Unternehmen gerade jetzt für die Zeit nach der Krise aufstellen und auch durch eine KI zukunftsfest machen sollten.

Diese Aussage wird wohl je nach Abteilung mehr oder weniger befürwortet. Denn der Einsatz von einer KI ist oftmals auch vom Unternehmensbereich abhängig. Bisher nutzen die Firmen die KI vor allem im Marketing (81 Prozent) und zur Kundenbindung (61 Prozent). In der Personalabteilung kommt die Technologie mit 23 Prozent vergleichsweise selten zum Einsatz. Von den Befragten, die momentan noch keine KI einsetzen, halten jedoch 60 Prozent die Nutzung im HR-Bereich zukünftig für wahrscheinlich.

Denn deren Vorteile sind vielen Arbeitgebern trotz derzeit verhaltender Nutzung bekannt. Knapp zwei Drittel der Befragten stimmen der Aussage zu, eine KI sei eine Chance für ihr Unternehmen. Als Vorteile geben sie vor allem schnellere und präzisere Problemanalysen (52 Prozent) sowie beschleunigte Prozesse (43 Prozent) und einen geringeren Ressourcenverbrauch (39 Prozent) an. Was HR betrifft, führen 38 Prozent die Vermeidung menschlicher Fehler an, 36 Prozent nennen die Möglichkeit, durch die KI Expertenwissen ins Unternehmen zu holen, und 26 Prozent sagen, dadurch könnten sich Beschäftigte auf andere Aufgaben konzentrieren.

KI-Risiken: Von fehlender IT-Sicherheit bis mangelnder Akzeptanz der Beschäftigten

Denjenigen, die eine KI als Chance einstufen, steht immerhin ein Fünftel (21 Prozent) gegenüber, das die Technologie vornehmlich als Risiko betrachtet. Bei den angegebenen Bedenken stehen die Sorge vor neuen IT-Sicherheitsrisiken (79 Prozent), Verstöße gegen Datenschutzvorgaben (61 Prozent) und mögliche Anwendungsfehler bei der Nutzung (59 Prozent) im Vordergrund. Fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) erwähnt überdies die mangelnde Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse sowie Fehler bei der Programmierung und die mangelnde Beherrschbarkeit von KI-Systemen (jeweils 48 Prozent). Fast genauso viele (47 Prozent) haben Bedenken, dass Fehlerquellen in den Lerndatenbeständen nur schwer erkennbar sind.

Dazu kommen weitere Vorbehalte oder fehlende Voraussetzungen wie mangelnde Lerndatenbestände (42 Prozent), Haftungsverpflichtungen bei Schäden (40 Prozent) und Know-how-Verlust im Unternehmen durch den KI-Einsatz (39 Prozent). Auch befürchtet jeder dritte Befragte (33 Prozent) angesichts der zum Teil kritischen öffentlichen Debatte zur KI einen möglichen Image-Schaden für das Unternehmen. Jeweils gut ein Viertel (27 Prozent) denkt, dass die Beschäftigten verunsichert werden oder dass Führungskräfte einen Kontroll- oder Kompetenzverlust erleiden könnten. Zusätzlich befürchtet jeder sechste Befragte (16 Prozent), dass Künstliche Intelligenz die Unmündigkeit der Mitarbeitenden fördert.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.