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Frauen kommen im Job seltener voran als Männer

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Frauen erreichen in Deutschland im Durchschnitt inzwischen höhere Bildungsabschlüsse als Männer. Dennoch sind sie in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert. Obwohl Frauen fast die Hälfte (47 Prozent) aller Erwerbstätigen ausmachen, betrug der Frauenanteil in der ersten Führungsebene 2020 laut einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom letzten Jahr nur gut ein Viertel (27 Prozent).

Eine aktuelle IAB-Studie zeigt nun, dass Frauen nicht nur seltener beruflich aufsteigen als Männer, was auch außerhalb von Führungspositionen gilt, sondern auch weniger häufig in Jobs mit einem hohen Anforderungsniveau tätig sind. Laut dieser Studie entfielen 2019 von allen formalen beruflichen Aufstiegen 59 Prozent auf Männer und 41 Prozent auf Frauen. Das heißt, 3,8 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer gegenüber 3,1 Prozent der Frauen schafften es, im Job aufzusteigen.

Frauen wählen oft weiblich dominierte Berufe

Die Analyse zeigt auch, dass Frauen seltener Tätigkeiten mit einem hohen Anforderungsniveau ausüben als Männer. So arbeiten in Helfer- und Anlerntätigkeiten 17 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer. Auch bei Fachkräften war der Anteil der Frauen mit 59 Prozent höher als der der Männer (mit 55 Prozent).

Bei komplexen und hochkomplexen Tätigkeiten dahingegen dreht sich das Verhältnis um: Während fast jeder dritte Mann in einem Spezialisten- oder Expertenjob arbeitete, war es bei den Frauen nur jede vierte. Dass Frauen weniger häufig als Männer Berufe mit einem hohen Anforderungsniveau ausüben, liegt vor allem an der sehr unterschiedlichen Berufswahl der Geschlechter in Deutschland, auch als berufliche Geschlechtersegregation bezeichnet.

Die Analyse zeigt, dass Beschäftigte in frauendominanten Jobs mit einem weiblichen Anteil von über 70 Prozent deutlich seltener komplexe und gut bezahlte Positionen bekleiden als Beschäftigte in männerdominierten Berufen mit einem Frauenanteil von unter 30 Prozent. In frauendominierten Berufen gibt es zudem weniger Stellen mit komplexeren Spezialisten- und Expertentätigkeiten, so die Studienverfasserinnen und -verfasser.

Auch Benachteiligung und geringe Karriereorientierung behindern Aufstieg

Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, beruflich aufzusteigen, jedoch auf allen Anforderungsniveaus geringer als bei Männern. Die Studie hat untersucht, welche Faktoren außer der geschlechtersegregierten Berufswahl dafür verantwortlich sein könnten, kam jedoch zu dem Schluss, dass sich an den Ergebnissen auch dann nichts ändert, wenn wichtige strukturelle Unterschiede zwischen Frauen und Männern berücksichtigt werden, etwa die Teilzeitquote und die Erwerbserfahrung.

Das bedeute, dass teilweise eine Benachteiligung von Frauen durch Betriebe eine Rolle spielen könne. Ebenso sei es möglich, dass Frauen weniger karriereorientiert sind und auch in der heutigen Zeit noch den Hauptteil der familiären Verpflichtungen übernehmen. Das IAB rät dazu, junge Frauen frühzeitig durch Kampagnen wie den „Girl’s Day“ dazu zu ermuntern, Berufe in geschlechtergemischten und männerdominierten Berufen zu ergreifen. Außerdem sollten die Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen gezielt gefördert werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.