Sie sind eher zufrieden mit ihrem Job als unzufrieden: Fachkräfte mit einer Berufsausbildung scheinen sich zwar tendenziell größtenteils wohl bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu fühlen, doch einige von ihnen sind einem Wechsel dennoch nicht abgeneigt. Das geht aus einer Untersuchung von meinestadt.de hervor, bei der im Dezember 2022 und Januar 2023 rund 3.000 nichtakademische Fachkräfte befragt wurden. Die Befragung zeigt auch: Geld steht derzeit höher im Kurs als Freizeit.
Die detaillierten Ergebnisse: Gut drei Viertel der Fachkräfte mit Berufsausbildung (78 Prozent) geben an, dass sie derzeit eher oder sehr zufrieden in ihrem Job sind, immerhin ein gutes Fünftel (22 Prozent) ist jedoch unzufrieden. Fast ein Drittel (31 Prozent) ist überdies mit der persönlichen Work-Life-Balance nicht zufrieden. Die Unzufriedenheit ist besonders stark bei den Kranken- und Altenpflegekräften. Von ihnen sagt fast die Hälfte (47 Prozent), mit dem Verhältnis von Arbeit und Privatleben unzufrieden zu sein.
Geld hat momentan höhere Priorität als Freizeit
Gefragt danach, ob sie sich dieses Jahr eher für mehr Freizeit oder Geld entscheiden würden, wenn ihr Unternehmen sie vor die Wahl stelle, antworten über alle Berufe hinweg rund vier von zehn Befragten (38 Prozent), dass sie mehr Freizeit wählen würden – vor allem, um mehr Zeit für die Familie zu haben, weil sie Freizeit kostbarer finden als Geld oder weil sie damit eine höhere Lebensqualität verbinden. Die Mehrheit hingegen (62 Prozent) würde sich für ein höheres Gehalt entscheiden, was angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten nicht verwundert. Als Hauptgründe gaben die Fachkräfte dann auch an, dass alles teurer werde, dass mehr Geld mehr Sicherheit biete oder dass sie sich dann mehr leisten könnten.
Ein Gedankenspiel soll ein höheres Gehalt bei manchen der Fachkräfte nicht bleiben. Ein Viertel der Befragten (26 Prozent) hat sich vorgenommen, dieses Jahr eine Gehaltserhöhung zu fordern. Auch wenn die meisten einem besseren Einkommen den Vorzug geben würden, haben sich 28 Prozent der Umfrageteilnehmer und -teilnehmerinnen das Ziel gesetzt, in 2023 an ihrer Work-Life-Balance zu arbeiten. Das spricht dafür, dass doch einige Fachkräfte mit Berufsausbildung überlastet sind.
Mehrheit der nichtakademischen Fachkräfte erwartet gute Jobaussichten
Ihre arbeitsbezogenen Perspektiven für das aktuelle Jahr schätzen die meisten Befragten optimistisch ein. 80 Prozent gehen davon aus, dass 2023 für sie beruflich ein gutes Jahr wird. Das bedeutet für nicht wenige, dass sie ihr Glück mit einem Jobwechsel versuchen wollen. Ob in der Kranken- und Altenpflege, Logistik oder im Einzelhandel: Jede neunte nichtakademische Fachkraft (11 Prozent) möchte sich eine neue Arbeitsstelle außerhalb ihrer bisherigen Branche suchen. Weitere 14 Prozent planen einen Arbeitgeberwechsel innerhalb der derzeitigen Branche.
Das heißt: Insgesamt ein Viertel dieser Fachkräfte ist bereit, das Unternehmen zu verlassen. Nach den konkreten Gründen – ob zu wenig Gehalt oder Arbeitsüberlastung – wurden die Beschäftigten nicht gefragt, doch scheinen die Arbeitnehmer und -arbeitnehmerinnen bestrebt zu sein, ihre berufliche Situation zu verbessern und sind offenbar zuversichtlich, dass dies klappen wird. Ein weiteres Befragungsergebnis: Ein Fünftel der Nichtakademiker und -akademikerinnen (21 Prozent) möchte sich im neuen Jahr fachlich weiterbilden. Weniger als ein Drittel der Befragten (30 Prozent) plant beruflich überhaupt keine Veränderungen.
Die Studienergebnisse deuteten auf eine zunehmende Dynamik auf den nichtakademischen Arbeitsmärkten in Deutschland hin, sagt Mark Hoffmann, CEO von meinestadt.de. Der Fachkräftemangel sei bei den Fachkräften selbst angekommen: „Beruflicher Optimismus ist vor dem Hintergrund des generalisierten Arbeitskräftemangels das vorherrschende Gefühl“, so Hoffmann. Für Arbeitgeber bedeute das, dass sie mit Blick auf Beschäftigte mit Berufsausbildung vor zusätzlichen Herausforderungen stehen, sowohl in Bezug auf das Recruiting neuen Personals als auch für die Mitarbeiterbindung.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.