In Deutschland, Frankreich und Großbritannien stellt im Schnitt die Hälfte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen fest, dass sich die Unternehmenskultur seit 2020 verbessert hat. Hierzulande ist der Anteil der Beschäftigten, die angeben, die Corona-Zeit habe sich positiv auf die Unternehmenskultur ausgewirkt, mit 48 Prozent niedriger als in Frankreich (50 Prozent) und Großbritannien (62 Prozent).
Damit sehe die verbleibende Hälfte eine Verschlechterung der Unternehmenskultur seit Krisenbeginn, so die Folgerung einer aktuellen Studie von Qualtrics, einem globalen Anbieter im Bereich Experience Management. Für die Studie wurden zwischen dem 7. April und dem 1. Mai dieses Jahres 3.209 Vollzeitbeschäftigte ab 18 Jahren befragt, davon 1.018 in Deutschland, 1.021 in Frankreich und 1.170 in Großbritannien.
Beschäftige wollen von Führungskräften gehört werden
Warum gehen die Erfahrungen der Beschäftigten so auseinander; von welchen Faktoren werden sie beeinflusst? Nach Aussage der Befragten, die in den vergangenen zwei Jahren eine positive Veränderung erfahren haben, machen vor allem eine offene und ehrliche Kommunikation des Unternehmens und das Gefühl, gehört zu werden, den Unterschied. In Deutschland sagte mehr als die Hälfte (56 Prozent), dass eine verstärkte Kommunikation wichtig ist. In Frankreich (55 Prozent) und Großbritannien (59 Prozent) fielen die Antworten ähnlich aus. Außerdem gaben 50 Prozent der Befragten hierzulande (51 Prozent in Frankreich, 59 Prozent in Großbritannien) an, dass Führungskräfte, die gut zuhören können, positiv auf die Arbeitskultur einwirken.
Überdies schätzen es 48 Prozent der hiesigen Beschäftigten (in Frankreich 47 Prozent, in Großbritannien 56 Prozent), wenn sich die Führungskräfte selbst um die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kümmern. Während der vergangenen zwei Jahre war es oft nicht möglich, sich persönlich auszutauschen. Sofern die Kommunikation zu Vorgesetzten auf digitale Kanäle verlagert und dabei teilweise sogar intensiviert wurde, erlebten die Beschäftigten eine höhere Empathie, so die Studie.
Verbesserte Kommunikation ist ein klarer Motor für die Verbesserung der Unternehmenskultur. Die Aufgabe der Führungskräfte besteht darin, zur richtigen Zeit richtig zuzuhören und auf diese Informationen zu reagieren, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter engagiert bleiben
kommentiert Dr. Roland Abel, Head of Employee Experience (EX) Solution Strategy DACH, die Befragungsergebnisse.
Jeder fünfte Beschäftigte beklagt fehlendes Unternehmensinteresse an Wohlbefinden
Die Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen wurden auch zu den erfahrenen negativen Veränderungen der zwei ersten Krisenjahre befragt. Durchschnittlich jeder fünfte Befragte (in Deutschland 18 Prozent) hatte den Eindruck, dass das Wohlbefinden der Beschäftigten keine Rolle mehr spielte. Von einer besseren Work Life Balance konnten hierzulande nur 15 Prozent berichten – in Frankreich (18 Prozent) und Großbritannien (19 Prozent) waren es etwas mehr. Darüber hinaus stellten in Deutschland und Frankreich je 15 und in Großbritannien elf Prozent fest, dass die Uneinigkeit unter Kollegen und Kolleginnen zugenommen hat. Zwölf Prozent der deutschen Befragten gaben an, dass die Arbeitsmoral gesunken ist. In Frankreich beträgt dieser Anteil zehn Prozent, während er in Großbritannien mit 19 Prozent am höchsten ist.
Arbeitgeber sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass ihre Belegschaft in diesen Zeiten mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert ist. Auch im Sinne der Mitarbeiterbindung sollten sie sich dafür einsetzen, die Moral und das Zugehörigkeitsgefühl ihrer Beschäftigten zu stärken, das Gespräch mit ihnen suchen und auf deren Feedback mit entsprechenden Verbesserungsmaßnahmen zu reagieren, so das Fazit der Studie.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.