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So können sich Unternehmen auf E-Learning im Metaverse vorbereiten

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Frage an die HR-Werkstatt: Wie können Unternehmen Strategien entwickeln, um den E-Learning-Wandel durch das Metaverse zu managen?
Es antwortet: Lars Börgeling, Director Customer Operations DACH bei Cegid.

Im Zuge der Digitalisierung hat E-Learning in den meisten Betrieben bereits Einzug gehalten. Die Formate erfreuen sich großer Beliebtheit und werden stetig weiterentwickelt. So werden etwa auch Augmented Reality und auch Virtual Reality (VR) in Lerninhalte eingebunden. Damit lassen sich sogar ganze Lernumwelten gestalten, die den Lernprozess auf ein neues Qualitätsniveau heben. In diesem Zusammenhang wird auch der Einzug in kollaborative Welten wie das Metaverse diskutiert. Die Prognose von Expertinnen und Experten: Sobald Lern- und Gemeinschaftstechnologien wie Horizon Workrooms ausgereift sind, wird E-Learning im Metaverse schnell zum Mainstream werden.

Doch in vielen Firmen herrschen noch immer teils massive digitale Kompetenzlücken. Unternehmen müssen daher jetzt damit beginnen, ihre Mitarbeitenden auf neue Formen der Kollaboration und des Lernens vorzubereiten. Tun sie das nicht, setzen sie ihr wertvollstes Kapital – das Skillset ihrer Mitarbeitenden – aufs Spiel.

Was Unternehmen jetzt schon tun können

  1. Erwartungen klar kommunizieren: Schon heute ist fast jeder Job „ein Job in der Technik“, und sei es nur in der Verwendung des E-Mail-Programms. Dies wird sich künftig verschärfen. Doch im Bewusstsein vieler Arbeitnehmender ist das noch nicht angekommen. Unternehmen dürfen zwar keinesfalls voraussetzen, dass sich ihre Mitarbeitenden in Eigenverantwortung in ihrer Freizeit ausreichend mit neuen Technologien auseinandersetzen. Doch sie müssen eine klare Erwartungshaltung an die Mitarbeitenden formulieren, dass der sichere Umgang mit den im Unternehmen etablierten Lösungen vorausgesetzt wird. Dazu kann unter Umständen auch das Metaverse gehören. Die Kommunikation dieser Erwartungen steigert die Bereitschaft, sich frühzeitig mit technologischen Trends auseinanderzusetzen.

Dennoch: Wer auf allen Ebenen vom potenziellen Mehrwert neuer Technologien profitieren will, muss bei Bedarf jeden einzelnen Mitarbeitenden an die Hand nehmen. HR-Abteilungen können Vorarbeit leisten und bereits jetzt eine verstärkte Auseinandersetzung mit Technologien fördern.

  • Dazu gehört auch, gleiche Bedingungen für alle zu schaffen: Wissenslücken im Umgang mit neuen Technologien sind nicht als „Boomer-Problem“ abzustempeln. Unsicherheit im Umgang mit Technik kommt erfahrungsgemäß in allen Altersstufen vor. Dennoch werden kommende Generationen bereits in der Grundschule mit VR-Lernwelten konfrontiert und kennen damit die Grenzen und Möglichkeiten des neuen Lernens genau. Wer sich hingegen noch nie zuvor mit VR-Welten auseinandersetzen konnte, wird aus den neuartigen Lernangeboten nicht dasselbe Wissen ziehen können. Der bereits heute heiß diskutierte Generationsunterschied im Bereich Technikkompetenzen könnte sich weiter verschärfen. Aus Gründen des gesellschaftlichen Zusammenhalts, aber auch aus professionellen Gründen entsteht hier ein enormer Upskilling-Bedarf, den Unternehmen frühzeitig angehen müssen – vielleicht schon morgen mit einem VR-Spiele-Event?
  • Transparenz schaffen:  In Verbindung mit dem Metaverse wäre E-Learning ein öffentlicher Ort und absolvierte Schulungen mit Leistungsnachweis könnten innerhalb der virtuellen Welt für andere User potenziell einsehbar sein – stärker als es heutzutage schon oft in Netzwerken wie LinkedIn der Fall ist. Denn: Die Metaverse-Technologie bietet die Möglichkeit, Leistungsnachweise quasi unfälschbar zu machen und Personen eindeutig zuzuordnen. Unternehmen sollten sich dessen bewusst sein und einplanen, dass sie die Rahmenbedingungen der Datenverarbeitung ihrer E-Learning-Anbieter recherchieren, evaluieren und transparent kommunizieren müssen. Denn die personenbezogene Datenverarbeitung, die mit VR-Technologie auch Mimik und Gestik der Mitarbeitenden umfassen kann, muss DSGVO-konform erfolgen. Andernfalls setzen Unternehmen das Vertrauen ihrer Belegschaft aufs Spiel. Es sollten stets auch Alternativen zum E-Learning im Metaverse angeboten werden für Mitarbeitende mit Datenschutzbedenken.
  • Eine angemessene Unternehmenskultur aufbauen: VR-erzeugte Lernwelten werden auch Experimental-Learning-Methoden möglich machen, bei denen es um die praktische Anwendung und das Ausprobieren geht. Damit die Schulungen fruchten, muss die Hemmschwelle zum Experimentieren und Fehler machen möglichst niedrig sein. Eine gesunde Fehlerkultur, die über den Rahmen der Weiterbildungen hinaus geht, unterstützt diesen Lernprozess und sollte bereits jetzt gefördert werden.

Dazu gehört auch eine angemessene Wettbewerbs-Kultur: Gamifizierte Schulungsansätze werden ein beliebtes Mittel des E-Learning werden. Die erzielten Erfolge in Form von Unternehmens-Highscores und virtuellen Trophäen im Metaverse führen gegebenenfalls zu einem verstärkten Wettbewerbsgefühl innerhalb der Teams. Damit dieses nicht ins Negative kippt, müssen sich HR-Verantwortliche schon jetzt vorbeugend mit den Unternehmenswerten auseinandersetzen, Teambuilding-Maßnahmen forcieren und Methoden zur regelmäßigen Evaluierung des Betriebsklimas einführen.

  • Mitarbeitende informieren und Feedback einholen: Werden neue E-Learning-Angebote eingeführt, sollten Infoveranstaltungen und Promo-Material der neuen Möglichkeiten auf dem Kommunikationsplan der HR-Abteilungen stehen – insbesondere, wenn in diesen Angeboten technologische Neuheiten angewandt werden. Nur wenn sich die Mitarbeitenden selbst ein Bild ihrer Optionen machen können, gehen sie mit einer positiven Erwartungshaltung an neue Formate heran.

Zugleich gilt die Prämisse: Kenne deine Teams. Wie sie sich die optimale E-Learning-Erfahrung vorstellen und welche Anforderungen sie jetzt und in der Zukunft an ihre Weiterbildungsmöglichkeiten haben, muss in regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen ausgewertet und mit der Realität verglichen werden.  HR-Software-Lösungen unterstützen bei der Umsetzung und Evaluierung dieser Befragungen und sprechen auf dieser Basis Empfehlungen für geeignete E-Learning-Angebote aus.

  • Notwendige Infrastruktur schaffen: Werden E-Learning-Angebote immersiver, braucht es auch Räume, in denen die nötige Technik und Ruhe sowie ausreichend Platz für die Trainingseinheiten gegeben sind. Bei der (Neu-)Gestaltung von Büroräumen gilt es auch, diese Punkte künftig mitzudenken.

Wer an alten Methoden festhält, bleibt langfristig auf der Strecke

Am Ende des Tages geht es also um Informationen und das Wissen, das durch Inhalte vermittelt wird. Wer Zugriff auf diese Inhalte hat, wird erfolgreicher, sicherer, beständiger und vielleicht sogar länger am Markt aktiv sein. Es ist daher unabdingbar, dass Personaler dafür jedes Medium zur Mitarbeiterentwicklung zur Verfügung stellen und auch grundsätzlich alle Mitarbeitenden – vom Teamleiter bis zum Praktikanten – auf die Reise mitnehmen.

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