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Azubis: Anstieg der Frauen stärker als bei den Männern

468.900 Menschen haben im vergangenen Jahr einen neuen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen – das ist ein leichtes Plus um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es handelt sich bereits um den zweiten Anstieg in Folge, wie das Statistische Bundesamt bekanntgegeben hat.

Die Entwicklung der Azubi-Zahlen unterscheidet sich jedoch sehr nach den Branchen. Größter Gewinner ist der Ausbildungsbereich „Industrie und Handel“, dort wuchs die Zahl der Neu-Azubis um 2,9 Prozent auf 269.800. Klarer Verlierer ist die Landwirtschaft mit einem Rückgang von 5 Prozent auf 13.000 neue Ausbildungsverträge.

Gemischte Bilanz im Handwerk – Frauenanteil steigt stärker

Im Handwerk gibt es eine durchwachsene Bilanz: Insgesamt wurden 127.400 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen – das ist ein Minus von 2,3 Prozent. Der Rückgang ist vor allem Ergebnis des gesunkenen Interesses bei den jungen Männer: Deren Anteil ging um 2,3 Prozent zurück. Männer stellen mit 81 Prozent jedoch immer noch den überwältigenden Teil der neuen Handwerks-Azubis. Die Frauen holen nur langsam auf – ihre Zahl stieg 2022 um 2 Prozent.

Die Unterschiede je nach Geschlecht finden sich auch in den Gesamtzahlen wieder, allerdings liegen im Gegensatz zum Handwerk die Frauen vorne: Das Plus bei der Zahl aller neuen Ausbildungsverträge geht auf das Konto der Frauen – ihre Zahl ging insgesamt um 1,1 Prozent nach oben. Bei den Männern waren es lediglich 0,3 Prozent mehr Azubis.

Dramatischer Rückgang in der Pflege

Vor wenigen Tagen hat das Statistische Bundesamt zudem die vorläufigen Ergebnisse zur Ausbildung in der Pflege publiziert. Demnach befanden sich zum Jahresende 2022 insgesamt 146.500 Personen in der Ausbildung zum Beruf der Pflegefachfrau beziehungsweise des Pflegefachmanns. Davon hatten 52.300 Auszubildende im Jahr 2022 einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Rückgang um 4.000 Verträge, das sind 7 Prozent. 

Die duale Ausbildung – traditionelles Aushängeschild der deutschen Wirtschaft – hat sich trotz der leichten Zuwächse in den vergangenen beiden Jahres längst nicht von dem schweren Einbruch der Azubi-Zahlen durch die Corona-Pandemie erholt. Zum Vergleich: 2019 starteten noch 510.900 Auszubildende mit der dualen Berufsausbildung – etwa 42.000 mehr als im Jahr 2022. Auch wenn wieder mehr Ausbildungsverträge geschlossen werden, sieht die Situation bei den Stellenausschreibungen schlecht aus. Noch nie war es für Unternehmen so schwierig, Azubis zu rekrutieren. 42 Prozent der Unternehmen können nicht alle Ausbildungsplätze besetzen, ein Drittel erhält überhaupt keine Bewerbungen – ein negativer Rekordwert. Das geht aus einer Umfrage im vergangenen Sommer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter bundesweit rund 15.000 Ausbildungsbetrieben hervor.

Christina Petrick-Löhr betreut das Magazinressort Forschung & Lehre sowie die Themen Recruiting und Employer Branding. Zudem schreibt und recherchiert Sie zum Thema Transformation, Change Management und Leadership und ist verantwortlich für die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft.