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Die unterschiedlichen Erwartungen der Generationen

Gute Führung, Flexibilität oder Gehalt – Arbeitgeber versuchen derzeit vielerorts Mitarbeitende mit Benefits und der „optimalen“ Unternehmenskultur zu gewinnen und zu halten. Erschwert wird dieses Bestreben dadurch, dass für die unterschiedlichen Generationen verschiedene Dinge ausschlaggebend sind. Eine Forsa-Studie, die im Auftrag von Xing E-Recruiting im Januar 2022 in Deutschland mit rund 1.000 Erwerbstätigen sowie 200 Personalentscheiderinnen und -entscheidern durchgeführt wurde, zeigt, wie unterschiedlich die Generationen ticken.

Generation Z: Gesamtpaket, aber bitte mit gutem Gehalt

Die jüngste Arbeitsmarktgeneration, die 18- bis 29-Jährigen, hat offenbar die höchsten Ansprüche an Unternehmen. Sie legen bei der Arbeitgeberwahl großen Wert auf individuelle Arbeitsbedingungen, auf Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit und auf gute Führung. Am wichtigsten ist für die Generation Z jedoch die Bezahlung: Zwei Drittel (65 Prozent) sagen, dass sie bei einem neuen Arbeitgeber auf ein höheres Gehalt achten würden. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) würden für eine bessere Vergütung mit einem Jobwechsel liebäugeln. Faktisch hat bereits mehr als ein Drittel der jungen Beschäftigten (35 Prozent) aus finanziellen Gründen eine neue Arbeitsstelle angetreten. Die jungen Menschen unterscheiden sich von älteren nicht nur durch ihren höheren Fokus auf das Gehalt, sondern auch durch ihre ausgeprägtere Wechselbereitschaft. „Bei jungen Beschäftigten muss heute das Gesamtpaket stimmen“, kommentiert Frank Hassler, Vorstand der New Work SE und verantwortlich für die Geschäftsfelder Recruiting und Employer Branding, das Befragungsergebnis.

30-49-Jährige brauchen vor allem Flexibilität

Die Generation der 30- bis 49-Jährigen hat andere Prioritäten als ihre jüngeren Kollegen und Kolleginnen. Bei der mittleren Altersgruppe ist das Bedürfnis nach flexibler Arbeitszeit mit 61 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt vom Wunsch nach der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Dieses Ergebnis erstaunt nicht, handelt es sich doch um die Generation, die häufig kleinere Kinder hat oder sich um die eigenen Eltern kümmert und in der Corona-Zeit Arbeit und Homeschooling oder Kleinkindbetreuung unter einen Hut bringen musste.

Die 30- bis 49-Jährigen wechseln ihren Job vor allem, um eine bessere Work-Life-Balance (31 Prozent) zu erhalten oder dem Führungsverhalten ihres Vorgesetzten zu entkommen (26 Prozent). Ein höheres Gehalt ist für 23 Prozent ausschlaggebend, also weniger wichtig als für die Generation Z. Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen gab knapp ein Viertel (24 Prozent) als Einflussfaktor für die Entscheidung an. Wenn sie über ihren Arbeitsort entscheiden könnten, würden 59 Prozent auf ein zusätzliches Monatsgehalt verzichten – der höchste Anteil der drei Altersgruppen.

Beschäftigte ab 50 legen hohen Wert auf gute Führung

Die Generation 50 plus, die über die meiste Berufserfahrung verfügt, setzt wieder andere Schwerpunkte. Bei der Generation X und den Babyboomern spielt der Wunsch nach guter Führung die wichtigste Rolle; 61 Prozent geben dies an. An zweiter Stelle steht eine flexible Arbeitszeiteinteilung mit 54 Prozent, dicht gefolgt von persönlicher Sinnerfüllung (53 Prozent). Wenn es um einen möglichen Jobwechsel geht, spielt ein höheres Gehalt für fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) eine Rolle. Außerdem legen sie Wert auf Gesundheitsvorsorge für Mitarbeitende und das Engagement des Unternehmens für das psychische Wohlergehen der Beschäftigten (46 Prozent) – Themen, die für die zwei jüngeren Generationen eher von untergeordneter Relevanz ist. Wenn sie über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken, dann zumeist, weil sie mit der Geschäftsführung unzufrieden sind; 44 Prozent geben dies an.

Recruiting-Strategien den verschiedenen Zielgruppen anpassen

Angesichts der zum Teil erheblichen Unterschiede hinsichtlich der Anforderungen an Unternehmen und der Motive für einen Arbeitgeberwechsel warnt Hassler Unternehmen davor, beim Recruiting auf das Gießkannen-Prinzip zu setzen: „Gefragt sind intelligente New Hiring-Strategien, mit denen man Recruiting individualisieren und an die unterschiedlichen und im Laufe der Zeit wechselnden Bedürfnisse von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern anpassen kann“, sagt der Recruiting-Experte.
Die vollständigen Studienergebnisse sind hier einsehbar.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.