Die Nachfrage nach IT-Personal in Deutschland ist weiterhin hoch. Aufgrund der im Zuge der Corona-Krise fortschreitenden Digitalisierung sind IT-Kompetenzen noch wichtiger geworden. Allerdings hält die Zahl der vorhandenen Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt nicht mit dem Bedarf Schritt. Lücken gibt es vor allem in drei Berufen: Informatiker, Softwareentwicklerinnen und Wirtschaftsinformatikerinnen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) hervor. Die Analyse basiert auf Daten zu gemeldeten offenen Stellen und registrierten Arbeitslosen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Fachkräftelücke wieder auf dem Stand von 2016
Von 2011 bis 2018 hat die Zahl der offenen Stellen in IT-Berufen hierzulande fast kontinuierlich zugenommen. Seit 2016 ist die Fachkräftelücke stark gestiegen; die Zahl der offenen Stellen ist höher als die der Arbeitslosen, sodass Unternehmen nicht alle Vakanzen im IT-Bereich besetzen können. Aufgrund des konjunkturellen Einbruchs 2018 und der Corona-Krise verringerte sich die Lücke zwar kurzzeitig, liegt aber aktuell wieder auf dem Niveau von 2016. Im Oktober 2021 fehlten deutschlandweit rund 28.700 IT-Fachkräfte. Aktuell können 35,1 Prozent aller offenen Stellen für diese Berufe nicht besetzt werden.
IT-Berufe stark akademisch geprägt
Die Studie unterscheidet zwischen verschiedenen Qualifikations- und Tätigkeitsniveaus der ITlerinnen und ITler. 41,6 Prozent der Beschäftigten in IT-Berufen sind Experten oder Expertinnen mit Hochschulabschluss. 44,1 Prozent sind Spezialisten und Spezialistinnen, die häufig, aber nicht immer universitär gebildet sind. Die restlichen 14,3 Prozent stellen Fachkräfte dar. Die Anteile zeigen, dass der Berufsbereich stark akademisch geprägt ist. Momentan gibt es 13.158 unbesetzte Stellen für Experten und Expertinnen mit Hochschulabschluss, aber nur 518 Fachkräfte und 224 Spezialisten oder Spezialistinnen.
Fachkräftemangel bei Informatik-Experten am größten
Es sind vor allem drei der insgesamt 37 IT-Berufe, in denen ein deutlicher Fachkräftemangel besteht. An erster Stelle stehen Jobs für Informatikerinnen und Informatiker mit einer Lücke von fast 8000 Mitarbeitenden; ganze 81,6 Prozent der freien Stellen können nicht besetzt werden. Diesen Job üben in Deutschland insgesamt lediglich 20.000 Beschäftigte aus. Im Bereich Softwareentwicklung bleiben 2600 Jobs frei, die Stellenüberhangsquote liegt hier bei 40 Prozent. In diesem Beruf arbeiten mit 170.000 Beschäftigten die meisten ITlerinnen und ITler. An dritter Stelle der Mangelberufe rangieren Wirtschaftsinformatiker und –informatikerinnen; dort ist die Lücke 2300 Stellen groß und die Überhangsquote macht 80 Prozent aus. Die Fachkräftelücke aller drei Berufe zusammen liegt bei 12.867 und stellt den Großteil aller IT-Mangelberufe dar.
Rekrutierung von ITlern aus dem Ausland als Lösung?
Diesen Mangel versuchen Recruiter und Recruiterinnen mit allen Mitteln auszugleichen – oftmals auch, indem sie Fachkräfte aus dem Ausland anwerben. Die Erhebung zeigt, dass sich der Ausländeranteil in den IT-Berufen seit 2013 um 74,2 Prozent erhöht hat – deutlich mehr als im Schnitt alle anderen Berufe (56,5 Prozent Ausländeranteil). Der Anteil von Beschäftigten ohne deutsche Staatsangehörigkeit lag 2020 bei 11,5 Prozent. Am höchsten ist die Quote bei den Experten und Expertinnen für Softwareentwicklung: Hier hat fast jeder fünfte Beschäftigte eine ausländische Staatsangehörigkeit. Bei den am meisten begehrten Informatikerinnen und Informatikern liegt die Quote lediglich bei 14,6 Prozent.
Laut KOFA bietet es sich besonders bei den IT-Berufen an, internationale Fachkräfte zu rekrutieren, zumal in diesem Bereich gute Deutschkenntnisse oft zweitrangig seien. Die Integration in den Arbeitsmarkt gelinge bei Fachkräften aus Indien besonders gut. Allerdings stehe Deutschland bei der Anwerbung internationaler ITler stark in Konkurrenz mit englischsprachigen Ländern.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.