Weniger Unternehmen greifen derzeit auf die Unterstützung von Personalvermittlern zurück als noch vor einem Jahr. Gut die Hälfte (54 Prozent) gibt an, derzeit die Dienstleistung von Personalvermittlungen in Anspruch zu nehmen oder dies in der Vergangenheit getan zu haben – fünf Prozentpunkte weniger als 2022. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie „Barometer Personalvermittlung 2023“, die Index Research im Auftrag des Verbandsbereichs Personalvermittlung des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister durchgeführt hat. Die Untersuchungsergebnisse liegen der Personalwirtschaft exklusiv vor. Für die Studie wurden im Juli dieses Jahres 1.152 Unternehmen, 531 Personalvermittler und 1.000 potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten befragt.
Unternehmen nutzen Personalvermittlungen seltener als vor einem Jahr
Als einen der Gründe für die geringere Nutzung der Personalvermittlung vermutet die Studie die schwierige wirtschaftliche Lage. Arbeitgeber seien gezwungen, kosteneffizienter zu agieren. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (46 Prozent) verzichtet nach eigener Angabe aus Kostengründen auf ein Hinzuziehen der Dienstleister – neun Prozent mehr als im Jahr 2022. Auch die Zufriedenheit der Arbeitgeber, die bereits Erfahrungen mit Personalvermittlern haben, ist von 74 auf 61 Prozent zurückgegangen.
Gleichzeitig scheint auch der Fachkräftemangel die angespanntere Lage zu begünstigen: Oftmals können Personalvermittler ihren Auftrag nicht erledigen, weil sie keine geeigneten Talente für die Unternehmen finden. Das führt zur sinkenden Zufriedenheit der Kundenunternehmen. Positiv ist allerdings: Der Ruf von Personalvermittlern bei den Kandidatinnen und Kandidaten hat sich verbessert: Die Zufriedenheit der Kandidatinnen und Kandidatinnen, von denen 51 Prozent und damit fünf Prozentpunkte mehr als 2022 solche Dienste in Anspruch genommen haben, ist von rund 75 auf 85 Prozent gestiegen. Das zieht positive Folgen mit sich: Knapp zwei Drittel der Talente wären bereit, bei einem zukünftigen Arbeitswechsel auf Personalvermittlungen zuzugreifen; das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Perspektivwechsel verstärkt auf Kandidaten und Kandidatinnen als wichtigste Zielgruppe scheine demnach erfolgversprechend, heißt vonseiten der Studienverfasserinnen und -verfasser.
Stellenwert von Active Sourcing steigt weiter
Wie aber gelangen Personalvermittler aktuell an Talente und Unternehmen? Die beiden wichtigsten Kanäle für Personalvermittler sind wie zuvor das Jobportal Indeed und die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit, allerdings haben beide Kanäle gegenüber dem vergangenen Jahr an Bedeutung verloren. Dagegen werden eine eigene (Karriere-)Webseite und das Business-Netzwerk Linkedin immer wichtiger. Mit 88 Prozent setzen die meisten Personalvermittlungen auf eine ausgewogene Kombination aus klassischem Recruiting und Active Sourcing, wobei Active Sourcing seit 2022 einen größeren Stellenwert bekommen hat. Die meisten Jobvermittlungen finden über eine Direktansprache oder Empfehlungen statt.
Mehrheit der Dienstleister setzt bereits auf Active Placement
Als weiterer Trend zeichnet sich ab, dass Active Placement für Personalvermittlungen stetig an Bedeutung gewinnt. Darunter wird die aktive profilorientierte Vermittlung von Kandidaten und Kandidatinnen verstanden, die sich an den Anforderungen der Unternehmen orientiert. 81 Prozent der befragten Personalvermittler betreiben bereits Active Placement bei Bestandskunden. Knapp 70 Prozent nutzen diese Möglichkeit auch, um Firmen anzusprechen, die noch keine Kunden sind.
Rekrutierung von ausländischen Fachkräften gewünscht, aber schwierig
Die Studie hat erstmals untersucht, welche Bedeutung die Fachkräftesuche im Ausland für die Personalvermittlung hat. Denn die meisten Unternehmen haben Bedarf an ausländischen Fachkräften. Allerdings gestaltet sich die Rekrutierung als schwierig und ist mit vielen Hindernissen verbunden. Unternehmen seien allerdings bereit, die externen Dienstleister für zusätzliche Services zu bezahlen wie beispielsweise die Vorbereitung auf die Unternehmenskultur am Arbeitsplatz oder die Unterstützung bei Formalitäten. Insgesamt werde Personalvermittlung immer anspruchsvoller, lautet ein Fazit der Studienverfasserinnen und -verfasser.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.

