Die Gehaltserwartungen Studierender steigen weiter. Im Vergleich zu 2014 möchten die Nachwuchskräfte heute ein um 22 Prozent höheres Einstiegsgehalt haben. Allerdings lagen die Preissteigerungen in diesem Zeitraum bei insgesamt 24 Prozent. Die realen Gehaltserwartungen sind somit gesunken. Die Erwartungen und auch die Preissteigerungen stiegen vor allem in den vergangenen beiden Jahren 2022 und 2023. Dies geht aus der Studie „Wage Expectations of Graduates“ der Personalberatung candidate select hervor, an der seit 2014 in 23 Runden insgesamt mehr als 400.000 Studierende teilgenommen haben.
Interessant ist an der Auswertung unter anderem, dass sich der Gender Pay Gap bereits in den Erwartungen von jungen Männern und Frauen zeigt: Studentinnen erwarten weniger als vergleichbare Studenten, denn in den vergangenen neun Jahren haben weibliche Nachwuchskräfte ihre Gehaltsvorstellungen nicht denen der männlichen Kommilitonen angepasst. „Diese Antizipation ist auf der einen Seite auf den Gender Pay Gap zurückzuführen, treibt diesen zeitgleich aber auch weiter an”, schlussfolgern die Studienverfasserinnen und -verfasser daraus.
„Gerade bei dieser jüngeren Generation hätte man vermutlich eher dieselbe Gehaltserwartung innerhalb der Geschlechter vermutet“,
sagt Dr. Philipp Karl Seegers, Gründer und Geschäftsführer von candidate select.
Daher haben sie ein paar Fragen bei der Erhebung ergänzt, um weitere Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Erwartungen zu erhalten. Geantwortet haben bei diesen Fragen Personen, die das Studium bereits ein paar Jahre hinter sich hatten.
- „Wer bei einer Lohnverhandlung hoch pokert, riskiert es abgestraft zu werden und am Ende sogar weniger zu erhalten.“
Zustimmung: bei den Männern 16,3 Prozent, bei den Frauen 21,2 Prozent - „Wer bei einer Lohnverhandlung mit einer hohen Forderung einsteigt, gilt leicht als unverschämt.“
Zustimmung: bei den Männern 41,4 Prozent, bei den Frauen 50,1 Prozent - „Wenn möglich, höre ich mir das Angebot eines potenziellen Arbeitgebers an und versuche Verhandlungen zu vermeiden.“
Zustimmung: bei den Männern 35,7 Prozent, bei den Frauen 45,8 Prozent
Das Niveau des Gender Gaps bei den Gehaltserwartungen veränderte sich über die Jahre hinweg aber kaum – ähnlich wie die Lücke bei den tatsächlichen Gehaltsunterschieden.
Unterschiede bei Studiengängen
Während des gesamten Beobachtungszeitraums haben die Studierenden der Rechtswissenschaften das höchste Einstiegsgehalt erwartet. 2023 waren das 58.558 Euro brutto. Studierende von Sozial-, Erziehungs- und Geisteswissenschaften (37.892 Euro) und angehende Akademiker und Akademikerinnen der Sprach-, Kommunikation-, Kultur-, Kunst- und Medienwissenschaften (37.285 Euro) erwarten am wenigsten.
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In welchem Verhältnis stehen diese Erwartungen zu den tatsächlichen Einstiegsgehälter? Hierfür mussten die Studienmacher eine andere Quelle heranziehen: Ein Abgleich mit einer Arbeitsmarktstudie aus 2021 von Stepstone zeigt, dass die Rechtswissenschaftler und Rechtswissenschaftlerinnen ihr Gehalt am stärksten überschätzen. Die tatsächlichen Gehälter sind um 9 Prozent niedriger. Studierende der Naturwissenschaften dahingegen unterschätzen ihre Verdienstmöglichkeiten am stärksten, denn tatsächlich verdienen sie nach dem Studium 10 Prozent mehr als erwartet.
Auch die Hochschule spielt eine Rolle
Wie viel man als Student oder Studentin zukünftig verdienen möchte, hängt auch mit der Hochschule zusammen, die man besucht. Das zeigt ein Ranking unter 68 Lehranstalten, das ebenfalls aus den Daten von Candidate Select hervorgeht. Die Unterschiede sind erheblich: Wer an der TU München studiert, fordert tendenziell ein hohes Einstiegsgehalt (53.986 Euro). Knapp dahinter folgen die Studierenden der TU Hamburg Harburg. Sie erwarten ein Bruttoeinstiegsgehalt in Höhe von 52.089 Euro. Studentinnen und Studenten der HU Berlin, und weitere Institutionen aus dem Osten, sind mit ihren Gehaltsforderungen hingegen ganz unten angesiedelt. An der HU Berlin rechnet man mit einem Bruttogehalt von 37.097 Euro. Diese Gehaltserwartung hat sich seit 2015 auch kaum verändert. Bei den Lehranstalten auf den vorderen Plätzen hat sich das erwartete Gehalt seit 2015 wiederum um mindestens 5 bis 15 Prozent gesteigert – mitunter sogar um mehr als 25 Prozent.
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