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1998: Vorbereitung auf den Euro

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Die Augustausgabe widmete sich 1998 ausgiebig dem Euro. (Screenshot: PW)
Die Augustausgabe widmete sich 1998 ausgiebig dem Euro. (Screenshot: PW)

Eine große Veränderung wirft 1998 ihren Schatten voraus. Kaum eine Ausgabe im entsprechenden Jahrgang der Personalwirtschaft kommt ohne einen Artikel aus, in dem es um die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung geht. Denn ab dem 1. Januar des Folgejahres ist der Euro offizielles Zahlungsmittel in erst einmal 14 Ländern. Vorerst als Buchgeld und parallel zur Landeswährung, drei Jahre später dann auch als Münzgeld beim täglichen Einkauf.

„Bei der Euro-Einführung müssen nicht nur Personalabrechnung und Verträge umgestellt werden, vielmehr ergeben sich Auswirkungen auf alle Felder der Personalpolitik“, heißt es dabei im Bericht zu einer Studie der Deutschen Bank, die in der Euro-Titelgeschichte im August 1998 vorgestellt wird.

Fast 80 Prozent der befragten Personalerinnen und Personaler erwarteten demnach eine Verstärkung des Wettbewerbs auf den europäischen Arbeitsmärkten, knapp drei Viertel rechneten mit einer Angleichung der Vergütungspraktiken in den diversen Euroländern durch bessere Vergleichbarkeit. Mehr als 25 Jahre später hat sich letzteres allen Statistiken nach nur sehr bedingt erfüllt. Ersteres hingegen stimmt zwar – dürfte aber eher am Rande auf den Euro zurückzuführen sein. Wobei man fairerweise sagen musss, dass das die Autorinnen und Autoren auch damals schon wissen. Denn an einer Stelle im Text heißt es, dass „eine eindeutige Trennung zwischen Einführung des Euro und der allgemeineren Entwicklung der europäischen Integration nicht immer in aller Schärfe möglich“ sei. Trotzdem könnte es interessant sein, heute noch einmal ähnliche Fragen zu stellen, um herauszufinden, welche Hoffnungen sich erfüllt haben – und welche Ängste.

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Die Personalwirtschaft steht für kluge HR-Entscheidungen. Sie ist seit 50 Jahren das Fachmagazin für strategisch handelnde, zukunftsorientierte Personalprofis. Wir laden Sie ein, das heutige Personalwirtschaft-Team kennenzulernen, hinter die Kulissen der Redaktion zu blicken und in der allerersten Magazin-Ausgabe von 1974 zu stöbern.

Dadurch, dass die Euro-Einführung sich in der Praxis über drei Jahre hinzieht, haben auch Firmen und Betriebe entsprechend Zeit, ihre Prozesse und Systeme (in fast jeder Ausgabe geht es auch im Technik-Teil um die Euroumstellung) anzupassen. Ein Unternehmen wird im Laufe des Jahres gleich mehrfach als Vorreiter vorgestellt. Denn Siemens, einer der „größten privaten Arbeitgeber Europas“, plant bereits zum Wechsel des Geschäftsjahres im Oktober 1999 die vollständige Umstellung auf den Euro. „Die D-Mark wird damit im Jahre 1999 – jedenfalls bei Siemens – in den Ruhestand geschickt“, heißt es dazu in einem der Texte. (Wobei die Rentenversicherung, wie es an einer anderen Stelle heißt, zu den ersten Institutionen gehört, die ebenfalls den Euro vollständig akzeptieren.) Bei Siemens jedenfalls gibt man sich trotz der Erwähnung von „Risiken, die sich aufgrund mangelnder Erfahrung ergeben“ zuversichtlich, dass die frühe Umstellung mehr Vor- als Nachteile bietet. Denn: „Da die Finanzierungsspezialisten des Hauses sich bereits ab 1995 mit der Einführung des Euro befaßt haben, kommt die frühe Einführung nicht unvorbereitet.“

Dass die Euroeinführung schiefgegangen ist bei Siemens (oder in einem anderen Unternehmen), darüber ist jedenfalls nichts bekannt – und dazu steht auch in den Personalwirtschaft-Ausgaben in den folgenden Jahren nichts.

Ein weiteres Unternehmen, dass 1999 auf den Euro umstellen will, hat 1998 ein noch größeres Projekt vor, ist in der Januar-Ausgabe zu lesen: Daimler, einer der großen Automobilhersteller des Landes, geht im Herbst des Jahres mit dem amerikanischen Konkurrenten Chrysler zusammen. Es ist eine der größten Firmenfusionen aller Zeiten. Im Vorfeld befragt der spätere Personalwirtschaft-Chefredakteur Jürgen Scholl den späteren Bahn-Vorstandsvorsitzenden und damaligen Leiter des Bereichs Konzernstrategie und des Integrationsteams bei Daimler Benz, Rüdiger Grube, zu den Implikationen der Fusion für HR – und für die Unternehmenskultur. Unter anderem geht es dabei um die Frage, ob in Zukunft bei Daimler geduzt werde. Was zumindest damals offenbar noch einigermaßen unvorstellbar schien.

Ob per Du oder per Sie, die Ehe zwischen Daimler und Chrysler hielt keine zehn Jahre. Den Euro gibt es allen Unkenrufen und Krisen zum Trotz nun seit mehr als 25 Jahren.

Zukunftsblick des Jahres

Gleich zwei größere Artikel im Jahr 1998 widmen sich einem Thema, das für das Gros der Büroarbeiter mehr als zwanzig Jahre später besonders relevant wird: der Telearbeit. In ihnen stehen allerdings Sätze, die man (richtigerweise) auch heute noch liest: „Wer Telearbeit erfolgreich praktizieren will, muß sich von traditionellen Hierarchien und antiquierten Führungsmethoden verabschieden. Führung und Kontrolle müssen auf Ziel- und Ergebnisorientierung umgestellt werden“, heißt es etwa im August. „Nicht jeder Mitarbeiter ist für Telearbeit geeignet, die Abkehr von den bisher praktizierten Arbeitszeiten findet nicht zwangsläufig statt, die alternierende Telearbeit ist die am häufigsten praktizierte Form“, einen Monat zuvor.

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Telearbeit

Telearbeit ist in der Arbeitsstättenverordnung als das Arbeiten in den privaten Räumlichkeiten des Arbeitnehmers definiert. Der Arbeitgeber ist dabei verpflichtet, am Telearbeitsplatz Möbel, Arbeitsmittel und Kommunikationseinrichtungen zu installieren. Wichtig ist, dass die wöchentliche Arbeitszeit im privaten Büro sowie die Dauer der Einrichtung vertraglich festgehalten sind. Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit mobiler Arbeit oder dem Begriff Homeoffice.

Techniktrend des Jahres

Wir erinnern uns: 1998 waren die Tageszeitungen noch voll mit Stellenanzeigen. Aber langsam entstehen erste Stellenbörsen, denn für immer mehr Unternehmen „ist das Internet ein Rekrutierungsmedium, das rapide an Bedeutung gewinnt“, wie es im Juni heißt. In der Ausgabe werden auch unterschiedliche Stellenbörsen vorgestellt, von denen heute keine mehr eine Rolle spielt – einmal abgesehen von Jobware, das im Begleittext erwähnt wird, aber nicht genug Infos und Zahlen für die Marktübersicht geliefert hatte. Besonders bitter: Auch eine Tageszeitung ist mit ihrer Stellenbörse aufgeführt. Mit 25 Anzeigen und dem Zusatz „Noch kleiner Zusatzservice einer großen Tageszeitung“. Die Zeitung gibt es zwar heute noch. Wie bei anderen Tageszeitungen fehlen aber die Einnahmen aus Stellenanzeigen schmerzlich.

Info

Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.