Der akademische Nachwuchs hat seit Corona mit großen Problemen zu kämpfen. Ein normales studentisches Campus-Leben findet für den Großteil nicht statt. Ein Drittel der Studenten und Studentinnen (32 Prozent) kann universitäre Veranstaltung nur rein digital besuchen, fast genauso viele (29 Prozent) müssen überwiegend digital an Vorlesungen teilnehmen. Damit fehlt nicht nur der direkte persönliche Kontakt zu Lehrenden, sondern auch zu Kommilitonen und Kommilitoninnen. Das zeigt das neue Karrierebarometer Young Talents der Recruiting-Plattform Jobteaser. Dafür wurden im Zeitraum vom 11. bis 25. Januar dieses Jahres mehr als 3.000 Studierende sowie Absolventen und Absolventinnen in Deutschland und Österreich über das Jobteaser-Netzwerk zu ihrer aktuellen Situation befragt.
Optimistischer, aber immer noch besorgt
Was die größten Schwierigkeiten der Befragten betrifft, so standen im vergangenen Jahr vor allem Orientierungslosigkeit und Angst vor sozialer Isolation im Vordergrund. Inzwischen haben sich die Bedenken etwas verlagert: Mehr als drei Viertel der Befragten (78 Prozent) machen sich Sorgen um ihren akademischen oder beruflichen Werdegang. Konkret befürchten fast vier von zehn Befragten (39 Prozent), dass es für sie nicht genügend Stellenangebote gibt. Allerdings finden nach Auskunft der Absolventen und Absolventinnen derzeit nur zwei Prozent keinen Job. Andererseits gibt mehr als ein Viertel (28 Prozent) an, aktuell in einem Job tätig zu sein, dessen Anforderungsprofil niedriger ist als der Studienabschluss. Bei der letzten Befragung hielten sich noch 22 Prozent für überqualifiziert.
Des Weiteren sorgen sich aktuell 37 Prozent darum, ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren zu können. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) haben Angst, das aktuelle Studienjahr nicht beenden zu können oder Prüfungen nicht zu bestehen. Trotz aller Sorgen und Ängste ist die akademische Fraktion der Generation im Vergleich zur letzten Befragung optimistischer geworden: 82 Prozent sagen, dass sie zuversichtlich in die Zukunft blicken. Je näher die Jobsuche heranrückt, umso pessimistischer werden die jungen Menschen jedoch.
Generation Lockdown hat keine klare Vorstellung vom Arbeitsleben
Die Corona-Krise hat sie zudem unsicher zurückgelassen. Inzwischen haben 86 Prozent des Nachwuchses keine klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft. Laut den Studienverfassern hat dies folgenden Grund: Aufgrund der Lockdowns und der verhängten Kontaktbeschränkungen sind zahlreiche Praktika und Stellen für Werkstudenten und -studentinnen weggefallen.
Großes Bedürfnis nach Sicherheit
Angesichts der großen Verunsicherung und unklaren Perspektiven dieser Generation erstaunt es kaum, dass die jungen Menschen gleich zum angehenden Berufseinstieg ein großes Sicherheitsbedürfnis mitbringen. Mit 70 Prozent ist es einer deutlichen Mehrheit wichtig oder sehr wichtig, einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen. Rund ein Drittel der Befragten (32 Prozent) kann sich vorstellen, auf unbegrenzte Dauer für nur ein Unternehmen zu arbeiten und für ein Viertel (25 Prozent) ist es denkbar, zehn Jahre für einen Arbeitgeber tätig zu sein.
Für die Betonung auf Sicherheit spricht auch, dass die Bedeutung des Gehalts bei der Auswahl eines Jobs an Bedeutung gewonnen und mit 54 Prozent – zehn Prozent mehr als bei der vorigen Studie – an zweiter Stelle der Kriterien für die Auswahl des Arbeitgebers steht. Noch relevanter mit 66 Prozent sind lediglich die generellen Arbeitskonditionen. Dagegen hat der Stellenwert der Work-Life-Balance, wenngleich sie nach wie vor bedeutend ist, von 64 auf 47 Prozent abgenommen.
Purpose und Homeoffice
Wie auch in den Vorjahren legt der akademische Nachwuchs Wert darauf, dass die Arbeit sinnstiftend ist; 83 Prozent wünschen sich einen Job, der einen höheren Zweck verfolgt. Zwei Drittel (66 Prozent) geben an, dass sie in den nächsten zehn Jahren Führungsverantwortung übernehmen wollen. Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen ist es fast für drei Viertel (72 Prozent) wichtig, ihrer Tätigkeit mindestens teilweise im Homeoffice nachgehen zu können. Nur 13 Prozent können sich vorstellen, ausschließlich oder überwiegend im Firmenbüro zu arbeiten. Dafür geben sie ganz unterschiedliche Motive an: 71 Prozent und damit die meisten nennen den Zeitgewinn durch den wegfallenden Arbeitsweg. 41 Prozent führen die Möglichkeit an, dann parallel andere Dinge erledigen zu können, während 29 Prozent eher das Gegenteil anführen, nämlich die Chance zu vertieftem Arbeiten.
Arbeitgeber sollen proaktiv sein
Wenn es darum geht, mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu kommen, so wünschen sich 58 Prozent der Befragten Unterstützung durch hochschuleigene Career Center. Ebenfalls 58 Prozent erwarten, dass Unternehmen dort ihre offenen Stellen platzieren. Für fast die Hälfte (49 Prozent) ist die Präsenz der Unternehmen im Career Center wichtiger als in sozialen Netzwerken. Weitere 46 Prozent wünschen sich, dass Arbeitgeber direkt auf sie zugehen.
Der vollständige Report steht hier zum Download bereit.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.