Möglich sei ein Wechsel in die eine oder in die andere Richtung dennoch. Konzerne seien grundsätzlich schon interessiert, Personaler aus dem Mittelstand einzustellen. „Allerdings stellt sich immer die Frage, wie gut sie mit komplexen, meist internationalen Matrixstrukturen zurechtkommen“, sagt Gorges. Zudem seien die Chancen, aus mittelständischen Betrieben in einen Konzern zu wechseln, umso größer, je näher die neue Position an das operative Tagesgeschehen angegliedert sei. Und natürlich hilft es, wenn man in der gleichen Branche bleibt. „Wenn Sie etwa innerhalb der Branche von einem Zulieferer zu einem Konzern wechseln möchten, der vorher Ihr Kunde war, kann das bei der Bewerbung helfen“, sagt Gorges.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel?
Gorges rät, einen wachen Blick auf die Entwicklung des Unternehmens und der HR-Prozesse zu haben. „Wenn Ihr Unternehmen schon einen Teil der HR-Organisation – etwa das Recruiting oder die Gehaltsabrechnung – automatisiert hat, sollten Sie schauen, wo eine weitere Digitalisierung sinnvoll und eventuell sogar dringend nötig ist.“ Das sei nicht nur wichtig, damit das Unternehmen auf Dauer wettbewerbsfähig bleibt. Auch für die eigene Karriere sei es unumgänglich. „Wir beraten immer wieder engagierte Personalleitungen, die sich bei ihrem mittelständischen Arbeitgeber total wohlfühlen“, berichtet Gorges. „Gleichzeitig bemerken sie, dass die HR-Organisation und -Arbeit dort nicht weiterentwickelt werden kann.“ Und wer nicht Schritt halte, der habe bei einem späteren Jobwechsel schlechtere Chancen.
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Deshalb sollten ambitionierte Personaler spätestens dann über eine Veränderung ihrer Jobsituation nachdenken, wenn sie mit diesen Themen nicht mehr weiterkommen. „Das ist eine plausible Erklärung für eine Umorientierung, die auch in einem Vorstellungsgespräch nachvollziehbar ankommt“, hat Gorges beobachtet.
Sind die unterschiedlichen Unternehmenstypen für unterschiedliche Karrierephasen besser geeignet?
Karriereexpertin Heike Gorges glaubt, dass sich ein mittelständischer Arbeitgeber zum Beispiel am Anfang der Karriere gut eignet, um in verschiedenen operativen HR-Bereichen Grundkenntnisse aufzubauen. Anders sieht es mit bestimmten Spezialistenrollenaus. Es komme, wie so oft, auf die genauen Umstände an: „Nehmen wir einmal an, jemand hat Psychologie studiert und interessiert sich für Personalentwicklung. Der muss dann schauen, dass es diese Rolle bei seinem Arbeitgeber schon gibt.“ Nicht nur, dass solche Themen gerade bei sehr kleinen Mittelständlern mitunter komplett untergehen. „Auch in etwas größeren mittelständischen Unternehmen gibt es oft niemanden, von dem man Spezialwissen in der Bandbreite lernen kann“, sagt Gorges. „Und dann ist die Gefahr groß, schon zu Beginn der Karriere als Experte den Anschluss zu verlieren.“
Grundsätzlich hätten ohnehin die wenigsten Menschen schon zu Beginn ihrer Karriere eine genaue Vorstellung, wie diese einmal ablaufen soll. „Das passiert meist nach etwa zwei Jahren, in denen man in der HR-Welt ankommt und diese kennenlernt“, sagt sie. Im Idealfall wisse man dann, wo es mit der eigenen Karriere hingehen kann – und welche Art von Unternehmen am besten dazu passt.