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2001: Der technologische Wandel und die Arbeitszeit-Diskussion

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Wie soll HR mit der KI-Revolution der Arbeitswelt umgehen? Auf diese Frage suchen Personalerinnen und Personaler derzeit Antworten – und könnten sich dabei auch an den Personalwirtschafts-Heften aus dem Jahr 2001 orientieren. Anfang der 2000er sorgte die rasante Verbreitung des Internets für Furore. Das stellte HR schon einmal vor die Herausforderung, neue Technologien mit einem bis dato (und wenn wir ehrlich sind auch bis heute) unbekannten Potenzial in die Arbeitswelt aber auch die HR-Arbeit selbst zu integrieren. Ob Bewerbermanagement, die Mitarbeiterbefragung oder die Weiterbildung – verschiedenste Personalbereiche wurden schrittweise mit einem neuen technologischen Tool modernisiert.  

Dabei widmete sich das Redaktionsteam der Personalwirtschaft in der damaligen Berichterstattung vor allem dem neu aufgekommenen E-Learning. Wissen sollte über das Internet und das Intranet vermittelt werden; oftmals in Form von multimedialen Lerninhalten. Um das anbieten zu können, musste HR teilweise zum digitalen Content Creator werden und zu einer Abteilung, die gut mit Computern umgehen kann und sich im Internet zurechtfindet. Anfangs gingen Personalerinnen und Personaler dafür Kooperationen mit Business Schools und bestimmten Anbietern ein. Zudem lernten sie den Umgang mit der neuen Technik mit Hilfe einer Mischung aus Selbststudium, Online-Lernprogrammen, Frontalunterricht, Simulationen und On-the-Job-Training.  

Interessanterweise wurde auch schon vor 23 Jahren im Rahmen des technologischen Umbruchs betont: Lernen muss Alltag in Unternehmen werden. So sagte Professor Dr. August Wilhelm-Scheer von der Universität Saarbrücken: „Künftig werden wir nicht mehr so stark trennen können, was tägliche Arbeit und was abgekoppeltes Lernen ist. Es findet eine Vermischung statt. Wissensvermittlung wird mittels Internet-Technologien in die tägliche Arbeit eingebunden.“ Regeln für die Internetnutzung in der Arbeitswelt mussten 2001 noch gefunden werden – in etwa so, wie Expertinnen und Experten heute überlegen, wie KI unter sicheren und ethischen Aspekten verwendet werden kann.  

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Der Anspruch auf Teilzeit kam  

2001 trat allerdings ein anderes bahnbrechendes Gesetz in Kraft: das Teilzeitgesetz, welches den Arbeitnehmenden erstmals einen allgemeinen Anspruch auf Teilzeitarbeit versprach. Es soll seitdem Teilzeitarbeitende vor Diskriminierung schützen und Job-Sharing ermöglichen. Es passte hervorragend in eine Zeit, in der sich Unternehmen stark auf die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen fokussierten. Bei Siemens beispielsweise wurde eine Schnupper-Teilzeit eingeführt, Sabbaticals, die Vertrauensgleitzeit sowie die Zeitsouveränität in Absprache mit dem Team und der Führungskraft für Mitarbeitende. „Von der Stechuhr zur Vertrauenskultur“ hieß damals die Devise. 21 Jahre später schlug das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzbeschluss dann einen anderen Weg ein und urteilte: In allen Unternehmen muss die gesamte Arbeitszeit der Beschäftigten erfasst werden. Inwieweit das den seit 2001 von Arbeitgebern gegangenen Weg der Arbeitszeitflexibilität einschränkt, bleibt abzuwarten.  

Wenn wir über 2001 berichten, dürfen zwei gesellschaftliche Ereignisse nicht unerwähnt bleiben: Der Terroranschlag am 11. September, der auch die Zusammenarbeit in internationalen Konzernen beeinflusst hat, und die Umstellung zum Euro. Streng genommen wurde die Deutsche Mark erst zum 1. Januar 2002 durch den Euro ersetzt. Doch HR musste sich auf die Umstellung bereits 2001 vorbereiten. Personalerinnen und Personaler mussten Arbeitsverträge sowie Lohn- und Gehaltsabrechnungen anpassen und die Mitarbeitenden mit Informationsbroschüren und Leitfäden über die Umstellung in Kenntnis setzen.  

Skurriles aus 2001 

„Wie viele E-Mails erhalten Sie täglich?“, „Drucken Sie die E-Mails aus?“, „Und wie viele von Ihnen beantworten Sie innerhalb von 24 Stunden?“ waren 2001 anscheinend spannende Fragen, die man HR-Führungskräften stellt – was nochmal die Wichtigkeit des damaligen technologischen Wandels betont. Die Fragen waren fester Bestandteil der Rubrik „Nachgefragt“, die übrigens immer noch fester Bestandteil unseres Magazins ist. Die durchschnittlichen Antworten darauf: 50 bis 80 E-Mails erhielten Personalchefinnen und -chefs damals täglich. Die meisten davon druckten sie nicht aus, und lasen sie innerhalb eines Tages.  

Zitat des Jahres 

„Menschen arbeiten nicht in Unternehmen; Menschen arbeiten in Nachbarschaften. Diese Nachbarschaften sind symbolisch repräsentiert: durch ein paar Kollegen, Büros, Flure, Kaffeeecke, gemeinsame Rituale. Hier konkretisiert sich Gemeinsamkeit, Nähe, Solidarität. Wer sich auf Ziele konzentriert, verkrampft“, sagte Dr. Reinhard K. Sprenger, Unternehmensberater und Bestsellerautor, 2001 gegenüber der Personalwirtschaft als es darum ging, ob Zielvereinbarungen sinnvoll sind.  

Vergessenes Wissen aus der Forschung 

Brainstorming in Gruppen ist weniger produktiv, als wenn Individuen alleine Ideen sammeln. Zu dieser Erkenntnis kam der Psychologie-Professor Adrian Furnham in seiner damaligen Forschung. Die möglichen Gründe: Bewertungsangst, Produktivitätsblockaden, weil Gruppenmitglieder zu lange warten müssen, bis sie drankommen, und soziales Faulenzen. Trotzdem halten Unternehmen an dieser Methode fest. Denn gemeinsames Brainstorming schaffe Akzeptanz für die Ideen, vermittle einer größeren Gruppe Know-how, mache Spaß und kreiere ein größeres Gruppengefühl. Seinen Erkenntnissen stimmt die Forschung auch heute noch zu.  

Info

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.