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Für Ungeimpfte: Keine Lohnfortzahlung mehr bei Quarantäne

Wer sich nicht gegen Corona impfen lässt und in Quarantäne muss, bekommt keinen Lohnausgleich mehr. Das haben die Gesundheitsminister der Länder am Mittwoch beschlossen. Spätestens ab November solle keine Entschädigungsleistung nach dem Infektionsschutzgesetz bekommen, wer als Kontaktperson oder Reiserückkehrer in Selbstisolation müsse und keinen vollständigen Impfschutz vorweisen könne, heißt es in dem Beschluss, der auf der Webseite der Gesundheitsministerkonferenz veröffentlicht wurde.

Ausnahmen soll es demnach für Personen geben, für die es nicht mindestens seit acht Wochen eine Impfempfehlung gab – momentan würden dazu etwa noch schwangere und stillende Frauen gehören, für die die Empfehlung erst seit rund einer Woche besteht. Eine zweite wenig überraschende Ausnahme stellen all jene Menschen da, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden sollten und dies per ärztlichem Attest nachweisen können.

Geteilte Meinungen zur Neuregelung

Einige Bundesländer, etwa Baden-Württemberg, hatten entsprechende Regelungen schon vorher umgesetzt oder zumindest angekündigt. Nicht überall stieß das auf Gegenliebe. So bezeichnete der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, die Neuregelung als „Impfpflicht durch die Hintertür“, und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wies darauf hin, dass diese zu einer sinkenden Impfbereitschaft führen könne, um das Risiko für eine Quarantäne möglichst niedrig zu halten. Das gelte umso mehr, wenn die sogenannten Bürgertests in Zukunft nicht mehr kostenlos seien, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, befürwortete gegenüber der Zeitung hingegen die Neuregelung und bezeichnete sie als „ausgewogen, notwendig und angemessen“. Denn: „Menschen müssen Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen und können die Kosten nicht auf Unternehmen oder die Gemeinschaft abwälzen.“

Eine Umfrage der Meinungsforscher von Yougov im Auftrag der Jobplattform Indeed kam derweil zu dem Ergebnis, dass knapp die Hälfte der Ungeimpften unter der Neuregelung ihrem Arbeitgeber eine angeordnete Quarantäne verschweigen würden.

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist von der Neuregelung nicht betroffen: Auch wer ungeimpft an Covid-19 erkrankt, bekommt Krankengeld.

Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit dem Berufsbild HR und Karrieren in der Personalabteilung sowie mit Personalberatungen. Auch zu Vergütungsthemen schreibt und recherchiert er.