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Corona-Krise schwächt psychische Gesundheit der Mitarbeiter

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Für die Studie „AI@Work“ im Auftrag von Oracle wurden zwischen dem 16. Juli und 4. August dieses Jahres 12 347 Menschen im Alter von 22 bis 74 Jahren aus elf Ländern befragt, darunter 1003 in Deutschland. Zu den Befragten zählten Mitarbeiter, Vorgesetzte, HR-Experten und Vorstandsmitglieder. Laut der Studie ist 2020 für sieben von zehn Menschen bisher das stressigste Arbeitsjahr überhaupt. Mehr als drei Viertel der Menschen weltweit (78 Prozent) berichten, dass sie in ihrem psychischen Wohlbefinden beeinträchtigt sind – in Deutschland geben dies gut zwei Dritte (68 Prozent) an. International sind die Jüngeren zwischen 22 und 25 sind mit 89 Prozent am häufigsten betroffen. 

Vor allem Mitarbeiter im Homeoffice leiden unter vermehrtem Stress

Die Menschen machen sich nicht nur Sorgen um die Gesundheit, sondern vier von zehn Befragten weltweit (41 Prozent) sagen, auch am Arbeitsplatz täglich mit Stressfaktoren konfrontiert zu sein. Dazu gehören Leistungsdruck, Routinearbeiten, mühselige Aufgaben und ein zu hohes Arbeitspensum. Das gilt insbesondere für Mitarbeiter, die zuhause arbeiten, während noch andere Haushaltsmitglieder anwesend sind, etwa Kinder, die beim Homeschooling betreut werden müssen. 41 Prozent der Studienteilnehmer geben an, dass es keine Trennung mehr zwischen Beruf und Privatleben gibt. Rund ein Drittel der Beschäftigten im Homeoffice (35 Prozent) arbeitet seit Beginn der Pandemie erheblich mehr und leistet mindestens zehn Überstunden pro Woche. Jeder Vierte (25 Prozent) leidet wegen der Mehrarbeit an einem Burnout.

Psychische Probleme und Belastungen auch im Privatleben

85 Prozent der Studienteilnehmer sagen, dass ihre durch den Job verursachten psychischen Probleme auch ihr Privatleben beeinträchtigen. 85 Prozent berichten von Schlafmangel, schlechter körperlicher Gesundheit und geringerer Zufriedenheit im häuslichen Umfeld. Darunter leiden auch familiäre Beziehungen und Freundschaften. Jeder Vierte hat wegen fehlender Sozialkontakte Depressionen, 14 Prozent fühlen sich einsam.

Drei Viertel der Mitarbeiter erwarten mehr Gesundheitshilfen vom Arbeitgeber

Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gibt an, dass ihr Unternehmen während der Krise seine Leistungen angepasst hat, um psychische Dienstleistungen oder Unterstützung anzubieten. Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) sind dennoch der Meinung, dass ihr Arbeitgeber mehr zum Schutz der psychischen Gesundheit der Mitarbeiter unternehmen sollte. Auf der Suche nach Hilfe wenden sich Beschäftigte auch an technische Angebote. Ein erschreckendes Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) würden lieber mit einem Roboter als mit ihrem Vorgesetzten über Sorgen und Stress bei der Arbeit sprechen. Psychische Probleme würden noch immer stigmatisiert und viele Mitarbeiter zögerten deshalb, so die Studie.

Roboter als Seelentröster

Bedenklich ist dennoch, dass 82 Prozent der Befragten glauben, Roboter könnten mehr für ihre psychische Gesundheit tun als Menschen. Drei Viertel (75 Prozent) sagen, KI hätte ihnen dieses Jahr direkt oder indirekt geholfen, ihre psychische Gesundheit bei der Arbeit zu verbessern, durch Bereitstellung relevanter Informationen, durch Automatisierung von Aufgaben und durch die Reduzierung von Stress. 34 Prozent der Beschäftigten finden, dass KI eine urteilsfreie Zone schafft. 30 Prozent sagen, sie sei unvoreingenommen, und 29 finden, dass sie schnelle Antworten auf Gesundheitsfragen liefert. 83 Prozent der Befragten möchten, dass ihr Unternehmen Technologien zur Förderung der psychischen Gesundheit bereitstellt, etwa Apps, Chats oder Tools zur Gesundheitsüberwachung.

KI als Maß aller Dinge?

Oracle folgert aus den Studienergebnissen, es werde inzwischen akzeptiert, dass Künstliche Intelligenz mehr als nur Arbeitsaufgaben lösen kann. Im Homeoffice seien Hemmschwellen gegenüber digitalen Technologien abgebaut worden. Unternehmen, die bereits frühzeitig Technologien einsetzen, die das geistige Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter schützen, würden als zukunftsorientiert und unterstützend angesehen, seien produktiver und profitierten von einer verbesserten Fürsorge-Kultur, so der US-amerikanische Soft- und Hardwarehersteller.

Der Studienbericht kann > hier angefordert werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.