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So gelingt Selbstfürsorge als Führungskraft

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Digitalisierung, Veränderungsmanagement, Talentbindung – Führungskräfte sind im ständigen Herausforderungsmodus. Einen entscheidenden Faktor vernachlässigen sie dabei meist: Selbstfürsorge. Das ist problematisch: Denn nur wer gesund ist und bleibt, kann auch gut führen. Doch wie sieht eine effektive Selbstfürsorge für Führungskräfte aus?

Warum Selbstfürsorge für viele Führungskräfte so schwierig ist

Unter Selbstfürsorge versteht man, sich aktiv und bewusst um das eigene körperliche, emotionale und geistige Wohlbefinden zu kümmern. Dafür muss man zum einen wissen, was auf dieses Wohlbefinden einzahlt – und dieses fördern. Zum anderen sollte einem bewusst sein, was das Wohlbefinden gefährden kann und diese Faktoren, wenn möglich, vermeiden. Doch das ist als Führungskraft nicht immer leicht. 

Viele Führungskräfte stehen unter einem enormen Zeitdruck und müssen hohen Erwartungen gerecht werden. Das erschwert die Selbstfürsorge oftmals. Ein weiteres Hindernis ist in vielen Fällen der tief verwurzelte Glaubenssatz, dass Selbstaufopferung und Perfektionismus zu guter Führung gehören. Hinzu kommt das Stigma: Viele Führungskräfte sorgen sich um ihre Reputation und befürchten, dass die Einräumung von Selbstfürsorge als Schwäche ausgelegt wird. Dabei zahlt sich gute Selbstfürsorge bei Führungskräften doppelt aus. 

Gut für Führungskräfte, besser fürs Team

Wer gut für sich selbst sorgt, kann auch für andere bessere Leistung erzielen

Führungskräfte, die sich gut um sich selbst kümmern, sind in der Lage, selbst unter hohen Stressbelastungen den notwendigen Abstand zu gewinnen und die Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen. Sie bieten starke Führung und Unterstützung, auch in Zeiten von Unsicherheit und Stress. 

Führungskräfte beeinflussen maßgeblich, wie gut es den Mitarbeitenden geht

Durch ihr Führungsverständnis und -verhalten prägen Führungskräfte das Betriebsklima und die Unternehmenskultur. Denn Mitarbeitende neigen dazu, das Verhalten ihrer Führungskräfte zu spiegeln und kümmern sich eher um ihre eigene Gesundheit, wenn ihre Vorgesetzten dies auch tun. Studien belegen, dass Mitarbeitende unter guten Führungskräften ein geringeres Stressniveau und eine höhere Arbeitszufriedenheit erleben. Im Gegensatz dazu kann schlechte Führung zu Burnout-Symptomen und steigenden Ausfalltagen führen.

Führungskräfte, die Selbstfürsorge praktizieren, schaffen somit nicht nur eine bessere Grundlage für ihre eigene Leistungsfähigkeit, sondern tragen auch maßgeblich zur Gesundheit und Zufriedenheit ihres Teams bei.

 Selbstfürsorgestrategien für den Führungskräftealltag

Allerdings gilt auch für das Thema Selbstfürsorge: leichter gesagt als getan. Um Selbstfürsorge effektiv zu praktizieren, ist es wichtig, genau zu wissen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Hier sind einige Strategien und Beispiele:

  • Offenheit und Authentizität üben: Als Führungskraft sollten wir unsere tatsächlichen Gefühle zeigen und dies zur Norm machen. Das Ziel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der mentale Herausforderungen kein Tabu sind. Dazu gehört es, unsere Werte vorzuleben, Verletzlichkeit zu zeigen und offen über Ängste zu sprechen.
  • Grenzen setzen und eigene Zeit proaktiv managen: Für Führungskräfte sind ein gutes Zeitmanagement und eine effektive Priorisierung der täglichen Aufgaben entscheidend. Dazu gehört es auch, zeitliche, räumliche und zwischenmenschliche Grenzen zu setzen und diese offen zu kommunizieren. Darüber hinaus ist es wichtig, Freizeit bewusst zu planen, beispielsweise durch regelmäßige Offline-Zeiten oder fest eingeplante Treffen mit Freunden und Freundinnen sowie der Familie.
  • Mentale und emotionale Gesundheit stärken: Die besten Führungskräfte lassen sich durch Therapeuten, Psychologinnen und Coaches professionell unterstützen, um ihre eigene mentale Gesundheit zu priorisieren und zu stärken. Aber auch ohne zusätzliche Unterstützung können und sollten Führungskräfte Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören unter anderem regelmäßige Reflexion des eigenen Verhaltens und der eigenen Emotionen und Gedanken sowie Achtsamkeit. Konkret kann das zum Beispiel bedeuten, eine tägliche Meditationsroutine zu finden, Tagebuch zu führen, um Gedanken und Gefühle festzuhalten, oder regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft einzuplanen.
  • Physische Gesundheit sicherstellen: Wie für alle gilt auch für Führungskräfte, sich regelmäßig zu bewegen, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu schlafen, um langfristig fit zu bleiben. Schon kleine Schritte wie gesunde Snacks im Büro, das Einhalten fester Schlafzeiten und kurze Bewegungseinheiten während des Arbeitstags können viel bewirken.
  • Soziale Unterstützung sicherstellen: Soziale Unterstützung ist aus psychologischer Sicht entscheidend, da sie hilft, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Daher sollten Führungskräfte Mentoren und Mentorinnen aufsuchen, Netzwerken beitreten und Beziehungen innerhalb der Arbeitswelt aktiv pflegen. Familie und Freunde sind ebenfalls wichtige Stützen. Neben Netzwerkevents können auch Austauschgruppen mit Gleichgesinnten über Plattformen, Branchenveranstaltungen oder gemeinsame Essen mit Kolleginnen und Kollegen helfen, das soziale Netzwerk zu stärken und dadurch die eigene Resilienz und Zufriedenheit zu erhöhen.
  • Regelmäßig reflektieren: Als Führungskraft ist es wichtig, sich ein Bewusstsein für den aktuellen Zustand zu schaffen. Fragen wie: „Wie geht es mir eigentlich?”, „Wie fühle ich mich?” und „Wie hoch ist mein Stresslevel?“ können dabei helfen. Diese Selbstreflexion ermöglicht es, rechtzeitig Maßnahmen zur Selbstfürsorge zu ergreifen und so langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Folgende Reflexionsfragen können Führungskräften dabei helfen, zu überprüfen, wie gut sie sich um sich selbst kümmern:

  • Habe ich diese Woche genug Zeit für mich selbst eingeplant?
  • Habe ich diese Woche schon eine Pause gemacht?
  • Habe ich mir erlaubt, meine Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen, wenn ich mich überfordert fühle?
  • Habe ich mit jemandem über meine Gefühle oder Herausforderungen gesprochen und um Unterstützung gebeten, wenn ich sie brauche?
  • Habe ich mir erlaubt, meine Emotionen anzuerkennen und zu akzeptieren, ohne mich selbst dafür zu verurteilen?

Fazit

Selbstfürsorge ist kein Selbstzweck. Sie bildet die Grundlage für eine positive Einstellung gegenüber sich selbst und anderen und fördert die Gesundheit und den Erfolg sowohl des Einzelnen als auch des Teams. Führungskräfte tragen nicht nur die Verantwortung für unsere Teams, sondern auch für ihre eigene psychische Gesundheit und deren Auswirkungen auf das Team. Indem sie achtsam und authentisch mit ihren Emotionen und Stress umgehen, schaffen sie ein Umfeld, in dem alle gedeihen können. Praktizieren wir Selbstfürsorge, profitieren wir und unsere Mitarbeitenden gleichermaßen.

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