Was für die Mitarbeitenden gilt, gilt auch für Praktikantinnen und Praktikanten. Viele von ihnen arbeiten inzwischen im Homeoffice. Während vor der Corona-Krise erst rund ein Viertel (26 Prozent) die Möglichkeit hatte, das Praktikum oder die Werkstudententätigkeit von zu Hause aus zu absolvieren, waren es im vergangenen Jahr bereits zwei Drittel (67 Prozent). Das geht aus der 13. Ausgabe der Praktikantenstudie „Future Talents Report“ hervor. Dafür hat die Unternehmensberatung Clevis im zweiten Halbjahr 2022 etwa 2.950 Teilnehmer und Teilnehmerinnen befragt, die ein Praktikum oder eine Werkstudententätigkeit absolvierten. Nach eigenen Angaben ist das die bundesweit größte Praktikanten-Studie. Das durchschnittliche Alter aller Teilnehmenden betrug 27,2 Jahre.
Homeoffice-Option macht zufriedener
Wer im Homeoffice arbeitet, bekommt weniger Einblick in das Firmengeschehen und hat weniger direkte Kontakte mit anderen Beschäftigten und Vorgesetzten als andere, die im Betrieb sind. Trotzdem sind Praktikanten und Praktikantinnen mit Remote-Option laut Studie zufriedener mit ihrem Arbeitsverhältnis als jene, die ausschließlich vor Ort tätig sind. Das betrifft zumindest einige Aspekte. So sagen gut drei Viertel (79 Prozent) der Befragten mit Homeoffice-Möglichkeit, dass sie mit ihrer Work-Life-Balance und ihrer Führungskraft zufrieden sind. Von den Befragten, die nur im Unternehmen arbeiten, zeigen sich lediglich 61 Prozent mit ihrer Work-Life-Balance und 67 Prozent mit ihrer Führungskraft zufrieden.
Außerdem kommen mehr als drei Viertel der angehenden Berufseinsteiger (77 Prozent) nach eigenen Angaben bei Telearbeit mit ihrer Arbeitsbelastung – Stress, Termindruck und Arbeitsaufkommen – zurecht, während dieser Anteil bei den Befragten, die in Präsenz tätig sind, mit zwei Dritteln (66 Prozent) niedriger liegt.
Überstunden im Praktikum weit verbreitet
Ob im Homeoffice oder in der Firma: Praktikanten und Praktikantinnen arbeiten im Schnitt 34,1 Stunden pro Woche. Fast die Hälfte jedoch (46 Prozent) leistet Überstunden, zumeist zwei bis fünf Stunden wöchentlich. Fast zwei Drittel (64 Prozent) geben an, dass sie die Mehrarbeit angemessen finden. Gefragt nach den Gründen für Überstunden, antwortete jeweils rund jeder Vierte (22 Prozent), gute Arbeitsergebnisse erzielen und Projekte am entsprechenden Arbeitstag abzuschließen zu wollen. Das Motiv, durch Mehrarbeit mit einem Jobangebot zu rechnen, spielt nur für neun Prozent eine Rolle. Dass der Arbeitgeber Überstunden voraussetzt, ist für sechs Prozent der Grund.
Hohe Zufriedenheit sorgt für Wunsch, im Unternehmen zu bleiben
Trotz häufiger Überstunden sind acht von zehn Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen (80 Prozent) mit ihrem Praktikum zufrieden und 79 Prozent würden es weiterempfehlen. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) könnte sich vorstellen, im Rahmen einer Festanstellung im Unternehmen zu bleiben. Für gut ein Viertel (29 Prozent) wäre es eine Option, als Werkstudent weiterzumachen und ein Fünftel erwägt, die Abschlussarbeit im Unternehmen zu schreiben. Die Anstellung über ein Stipendium kommt nur für neun Prozent infrage und ein „Gap Year Programm“ wäre für lediglich sieben Prozent denkbar.
Viele der Befragten bleiben nach dem Praktikum noch in Kontakt zum Arbeitgeber, wobei aus der Studie nicht hervorgeht, von welcher Seite die Initiative ausgeht. Immerhin drei Viertel der Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen geben an, dass sie sich während des Praktikums im Unternehmen ein Netzwerk aufgebaut haben und 82 Prozent halten außerhalb der Arbeit privaten Kontakt zu Kollegen und Kolleginnen.
Die Top 10 der Arbeitgeber mit der höchsten Arbeitgeberqualität für Praktikanten und Praktikantinnen sowie Studierende besteht aus den folgenden Unternehmen: Holtzbrinck Publishing, Procter & Gamble, Kindernothilfe, Texas Instruments, Adolf Würth, Curacon, SAP, Dr. Oetker, Carl Zeiss sowie Phoenix Contact.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.