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Generation 50plus offen für Veränderungen

Eine aktuelle Studie hat die Karrierepläne von Beschäftigten zwischen 50 und 65 Jahren untersucht. Rund 40 Prozent können sich demnach vorstellen, dieses oder nächstes Jahr den Arbeitgeber zu wechseln. Gut neun zehn Prozent planen, aktiv auf Jobsuche zu gehen. Rund 31 Prozent bezeichnen sich als passiv suchend und wären bereit für eine neue Stelle, wenn sie von Unternehmen angesprochen werden. Jeder zweite Befragte hat aufgrund der Diskussion um den Fachkräftemangel den Eindruck, dass erhöhtes Interesse auch an der Arbeitskraft Älterer besteht. Fast ein Drittel (30 Prozent) denkt allerdings, die Fähigkeiten dieser Generation seien nicht mehr gefragt. Für die Studie „Gen 50 plus“ im Auftrag der HR-Beratung und Personalmarketing-Agentur Königsteiner Gruppe wurden Februar dieses Jahres 2.974 Beschäftigte von 50 bis 65 Jahren befragt, davon je die Hälfte Akademiker und Nichtakademiker mit einem Durchschnittsalter von rund 56 Jahren. Anschließend wurden die 1095 Wechselwilligen gebeten, Auskunft zu ihrer Motivation zu geben.

Wechselmotive von Gehalt bis zu neuen Aufgaben

Die Gründe, warum ältere Arbeitnehmer noch offen für eine berufliche Veränderung sind, sind vielfältig. Für viele ist der Hauptgrund der Wunsch nach einer besseren Bezahlung: 59 Prozent der Befragten geben dies an. Bei den 50- bis 54-Jährigen ist dies sogar für gut zwei Drittel (68 Prozent) die wichtigste Motivation. Immerhin fast die Hälfte der Wechselwilligen (45 Prozent) wünscht sich jedoch auch noch neue inhaltliche Aufgaben. 41 Prozent sagen, dass sie schon länger unzufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitgeber sind und fast ein Drittel (32 Prozent) hat das Gefühl, beruflich auf der Stelle zu treten; im Alter von 50 bis 54 geben dies mit 39 Prozent noch mehr Studienteilnehmer an. Weitere relevante Gründe, sich beruflich neu zu orientieren, sind das Bedürfnis nach einer besseren Work Life Balance, weniger Stress bei der Arbeit und flexibleren Arbeitszeiten sowie der Wunsch nach besseren Führungskräften, einem angenehmeren Kollegenkreis und einer sinnstiftenderen Tätigkeit. Der Übergang in eine Teilzeittätigkeit ist dagegen kaum in Motiv für die Umorientierung.

Ab 50 Jahre produktiver denn je

Die Mehrheit der Generation 50plus ist durchaus selbstbewusst, was ihre Leistungsfähigkeit betrifft und traut sich auch deshalb zu, noch einmal in einem anderen Unternehmen neu anzufangen. Gut ein Drittel (37 Prozent) hält sich für genauso produktiv wie im Alter von 20 bis 29 Jahren und weitere 29 Prozent schätzen sich sogar als produktiver ein als zur damaligen Zeit. 54 Prozent denken, sie seien so leistungsfähig wie mit 30 bis 39 und 21 Prozent halten sich gegenwärtig für produktiver als in diesem Alter. Auch die Bereitschaft zur fachlichen oder persönlichen Weiterbildung ist sehr hoch: Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) sind daran interessiert, auch bei den 60- bis 65-Jährigen liegt der Anteil noch bei 83 Prozent.

Arbeitgeber halten sich zurück

Trotz der Wechselbereitschaft und positiven Selbsteinschätzung der Beschäftigten mit langjähriger Berufserfahrung halten sich Unternehmen beim Recruiting dieser Generation eher zurück, auch wenn sie über Personalprobleme klagen. Nur knapp ein Viertel (23 Prozent) der wechselbereiten 50- bis 65-Jährigen geben an, dass sie letztes Jahr direkt von Arbeitgebern angesprochen wurden. Auch bei Employer-Branding-Maßnahmen findet diese Altersgruppe kaum Beachtung, das gilt auch für Weiterbildungsthemen.

„Arbeitgeber sollten ihren Blick für Kandidaten jenseits der jungen Generation schärfen und gezielt Menschen der Gen 50 plus in ihre Recruitingstrategie einbeziehen. Zu oft wird diese vorschnell dem alten Eisen zugeschrieben, während man der Gen Z ein erstaunliches Anspruchsdenken inklusive bisweilen geringer Belastbarkeit fast beiläufig verzeiht“, kommentiert Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe, die Befragungsergebnisse. Es sei fahrlässig, dieses große Kandidaten-Potenzial links liegen zu lassen, zumal gerade ältere Beschäftigte einen profunden Erfahrungsschatz, hohe Belastbarkeit sowie eine ausgeprägte Leistungsbereitschaft einbrächten.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.