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Immer mehr Arbeitnehmende bevorzugen anonyme Bewerbungen

Eine steigende Zahl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünscht sich Bewerbungen ohne Angabe des Alters, Geschlechts oder Namens. Das zeigt eine aktuelle, nach eigenen Angaben repräsentative Umfrage der Königsteiner Gruppe. Dafür wurden 1.000 Beschäftigte zu ihrer Meinung zu anonymisierten Bewerbungen befragt. Solche Bewerbungen ohne bestimmte identifizierende Angaben sind zum Beispiel in Großbritannien und den USA üblich.

Die Umfrage zeigt nun: Auch in Deutschland finden sie immer mehr Zuspruch, vor allem bei Arbeitnehmerinnen. Auf eine Altersangabe würde fast ein Drittel der Befragten gerne verzichten. Bei den Mitarbeiterinnen möchten 37 Prozent keine Information zum Alter angeben, bei den Mitarbeitern sind es 28 Prozent. Auch ihr Geschlecht möchten mehr Frauen als Männer weglassen. Insgesamt favorisieren 28 Prozent der Befragten das Fehlen der Geschlechtsangabe; sind es bei den Arbeitnehmerinnen ein Drittel, so wünschen sich dies nur 22 Prozent der Männer. Noch mehr Studienteilnehmende möchten auf das Bewerbungsfoto verzichten: Fast die Hälfte der befragten Frauen und 36 Prozent der Männer.

Was besagt die DSGVO?

Die Studie fragt auch danach, was die Beschäftigten von einzelnen Regelungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) halten. Darin ist unter anderem geregelt, dass Arbeitgeber nicht den Familienstand abfragen dürfen. 59 Prozent der Befragten begrüßen dies. Ähnliches gilt für den Gesundheitszustand, wobei hier die Zustimmung mit 82 Prozent sogar noch deutlich größer ist. Doch nicht alle Unternehmen halten sich an diese Regeln: Fast ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geben an, schonmal mit nicht datenschutzkonformen Fragen konfrontiert worden zu sein.

In einer weiteren DSGVO-Vorschrift heißt es, Arbeitgeber brauchen die Einwilligung der Kandidatinnen und Kandidaten, um deren Daten zu speichern. Dies wird von 87 Prozent der Studienteilnehmenden begrüßt. Nur 24 Prozent der Befragten sind einverstanden, dass ihre Bewerbungsdaten länger als 6 Monate gespeichert werden. 20 Prozent möchten ihre Daten nach höchstens drei Monaten gelöscht wissen, 24 Prozent hingegen nach einem Monat. Den Wunsch, dass Bewerbungsdaten sofort nach dem Recruiting-Prozess entfernt werden, äußern immerhin 24 Prozent der Teilnehmenden der Studie.

Anonyme Bewerbungen für mehr Transparenz

Ein verantwortungsvoller Umgang mit ihren Daten ist fast allen Befragten wichtig: 93 Prozent von ihnen stimmen der entsprechenden Aussage zu. „Arbeitgeber sollten sich die Frage stellen, ob sie den Bewerbungsprozess der Zukunft nicht auch in dieser Hinsicht verändern“, sagt Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe. „Inkognito-Bewerbungen könnten ein Schritt zu mehr Transparenz in diesem Kontext sein, auch wenn sich das zunächst vielleicht einmal paradox anhört.“

Stefanie Jansen ist Volontärin in der Redaktion der Personalwirtschaft. Ihre Themenschwerpunkte sind Aus- und Weiterbildung, der Job HR und neue Arbeitszeitmodelle.