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Benefitsstrategien oft wenig effizient 

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Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland hat den Eindruck, dass ihre Benefitsstrategie derzeit nicht wirklich effizient ist. Sie trage beispielsweise zu wenig dazu bei, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Zu diesem Ergebnis kommt die Benefits-Trends-Studie 2023 des Beratungsunternehmens WTW. In der Studie gaben mehr als 5.200 Arbeitgeber weltweit Auskunft zum aktuellen Stand, zur Effizienz und zur geplanten Ausrichtung ihrer Benefitsstrategien. In Deutschland nahmen 101 Unternehmen mit insgesamt rund einer Million Mitarbeitenden an der Befragung teil. 

Laut Studie planen viele Arbeitgeber, in den kommenden zwei Jahren ihre Benefitsstrategie nachzubessern. Bisher bieten die meisten Unternehmen eine betriebliche Altersversorgung an sowie kostenfreie Getränke im Büro, Gesundheitsbenefits, Boni oder Gewinnbeteiligungen, Firmenwagen oder Jobticket, Essenszuschüsse und Produktvergünstigungen. Das größte Optimierungspotenzial sehen Unternehmen bei der Employee Experience sowie bei Analyse und Reporting von Benefits. 45 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Maßnahmen als nicht oder kaum wirksam ein, wenn es um die Employee Experience geht, die auf die Nutzbarkeit und Erlebbarkeit der Nebenleistungen abzielt.  

Fokus auf Flexibilität und persönliche Entwicklung 

Laut Studie plant rund die Hälfte (50 Prozent) der befragten Unternehmen durch eine Überarbeitung ihrer Benefitsstrategie die Bedürfnisse möglichst aller Mitarbeitenden künftig besser berücksichtigen zu können. Da viele Mitarbeitende verstärkt Wert auf Benefits legen, die zur finanziellen Absicherung beitragen oder die zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen wie flexible Arbeitszeiten oder bezahlte Auszeiten, wollen Unternehmen ihr Angebot um Benefits erweitern, die das ganzheitliche Wellbeing der Beschäftigten – physisch, psychisch, sozial und finanziell – stärken.  

Casimir von Moltke, Senior Consultant Health & Benefits bei WTW, erklärt: „Der Trend einer gestiegenen Bedeutung von Wellbeing verstetigt sich.“ Da viele Arbeitskräfte mittlerweile am Unternehmensstandort und im heimischen Büro arbeiteten, müssten Arbeitgeber Benefits anbieten, die für Mitarbeitende unabhängig von Raum und Zeit nutzbar sind. So sei beispielsweise eine betriebliche Krankenzusatzversicherung attraktiver als das Angebot eines Betriebsarztes. Positiv ist, dass Mitarbeitende sowie Arbeitgeber für die Themen Gesundheit und Wohlbefinden zunehmend sensibilisiert seien. 

Bei der Optimierung ihres Benefitsangebots setzen Unternehmen vor allem auf Programme, die neue Arbeitsmodelle, insbesondere flexible Arbeitsregelungen, besser berücksichtigen (66 Prozent) sowie die Entwicklung und Karriere (46 Prozent) ihrer Mitarbeitenden fördern. Knapp zwei Fünftel der Unternehmen (39 Prozent) plant zudem, das Angebot auszuweiten und flexibler zu gestalten, um alle im Unternehmen tätigen Generationen anzusprechen. Für 38 Prozent ist auch die Altersvorsorge ein wichtiger Aspekt.  

Hoher Kostendruck spiegelt sich in Benefitsbudgets wider 

Das Ziel, Benefits zu optimieren, geht einher mit dem Ziel eines stringenten Kostenmanagements aufgrund der schwächeren wirtschaftlichen Lage und der hohen Inflation. Knapp die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) erwartet, dass die Inflation ihr Benefitsbudgets wesentlich beeinflussen wird. Etwa zwei Fünftel (42 Prozent) sind der Meinung, dass sich die Schwächung der Konjunktur auf die Budgets auswirken wird. Sprich: In Benefits muss noch stärker mit Bedacht investiert werden. Unternehmen müssen sich fragen, auf welche Benefits es ankommt und wie sie in ihnen ihr Geld gut anlegen können.  

Dennoch ist es wichtig, dass Unternehmen ihr Benefitsstrategie im Blick haben, denn dadurch können sie sich im Marktvergleich abheben und im Wettbewerb um Talente punkten. 85 Prozent der befragten Unternehmen haben den Wettbewerb um Fachkräfte im Blick, wenn sie ihre Benefitsstrategie neu ausrichten. Über die Hälfte (53 Prozent) der Befragten möchte flexiblere Arbeitsregelungen als die Konkurrenz bieten.  

Die Expertinnen und Experten von WTW raten Unternehmen zudem, dass sie ihre Benefitsstrategie regelmäßig bewerten, ihr Angebot klar priorisieren und anhand von Marktdaten einen Wettbewerbsvergleich durchführen.  

Digitalisierung des Benefitsangebots ermöglicht Messbarkeit 

Da die Benefitsprogramme in Unternehmen heutzutage heterogen sind, ist eine analoge oder statische Kommunikation nicht zielführend, heißt es bei WTW. Der Trend gehe klar in Richtung digitaler Kommunikationswege, abgestimmt auf die Wünsche der Mitarbeitenden, um eine echte Employee Experience zu ermöglichen – mobil und On-Demand.  

Wer digitale Kommunikationswege nutze, habe zudem den Vorteil, dass das Angebot für alle transparent ist und der Erfolg der einzelnen Bausteine effizient gemessen werden könne. In der Studie geben mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) an, dass sie nicht messen könnten, ob die Benefits die gewünschte Wirkung entfalten. 

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.