Die Fahrradbranche befindet sich derzeit in einer schwierigen Phase, die auch den Freiburger Dienstfahrradanbieter Jobrad betrifft. Das Unternehmen, das in Deutschland mit seinem Leasingmodell für Fahrräder und E-Bikes bekannt ist, baut umfangreich Stellen ab. Wie Jobrad mitteilt, sollen rund 20 Prozent der Arbeitsplätze wegfallen. Die genaue Zahl der betroffenen Stellen wird aktuell in Gesprächen mit dem Betriebsrat festgelegt.
Jobrad reagiert auf Marktveränderungen
Jobrad, das derzeit rund 850 Mitarbeitende beschäftigt, informierte Ende September seine Belegschaft über die geplanten Veränderungen. In den darauffolgenden Wochen wurden erste Gespräche mit dem Betriebsrat geführt. Am 4. November wurden die Mitarbeitenden bei einer internen Veranstaltung „über die Größenordnung des geplanten Stellenabbaus informiert“, wie Jobrad auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte.
Trotz der Herausforderungen zeigt sich die Geschäftsführung von Jobrad optimistisch. In einer Stellungnahme betonen die Verantwortlichen, dass das Geschäftsmodell des Unternehmens „robust und zukunftsfähig“ sei. Das Ziel sei es, Jobrad so aufzustellen, dass das Unternehmen langfristig wirtschaftlich erfolgreich bleibe. Das könnte bei den aktuellen Marktbedingungen eine Herausforderung sein.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die Fahrradindustrie, die nach dem boomenden Jahr 2020 einen Rekordabsatz von rund fünf Millionen Fahrrädern verzeichnete, hat in den vergangenen Jahren erheblich an Dynamik verloren. Im Jahr 2024 sank die Zahl der verkauften Fahrräder auf nur noch 3,9 Millionen – ein Rückgang von etwa 28 Prozent in nur vier Jahren, wie die Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands zeigen, einer Interessensvertretung für die Fahrradindustrie. Diese Entwicklung hat zu einem Überangebot an Fahrrädern, teils zu Preisnachlässen und einer gedrosselten Produktion geführt.
Der Markt für Diensträder hat ebenfalls an Fahrt verloren. Laut einer aktuellen Studie von Deloitte fiel der Umsatz im Jahr 2024 erstmals leicht auf 3,1 Milliarden Euro zurück, nach 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch die Zahl der neu geleasten Fahrräder ging zurück, von 790.000 im Jahr 2023 auf 750.000 im Jahr 2024.
„Künftig rechnen wir wieder mit einem Wachstum, wenn auch geringer als in der Vergangenheit“, erklärt Stefan Ludwig, Partner und Leiter der deutschen Sport Business Gruppe bei Deloitte. Insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sehen Expertinnen und Experten noch Potenzial für das Dienstradleasing. Entgegen dem allgemeinen Trend ist der Markt dort gewachsen. 2024 boten 269.000 Arbeitgeber in KMUs in Deutschland Dienstradleasing an, während es 2023 noch 204.000 Arbeitgeber waren. Dies entspricht einem Anstieg von rund 32 Prozent in einem Jahr. Die Marktbedingungen für Jobrad zeichnen sich auch durch einen Wettbewerb mit anderen Leasing-Anbietern aus.
Hochpreisige Fahrräder und Online-Leasing als Trend
Interessant ist, dass vor allem hochpreisige Fahrräder über das Leasingangebot gefragt sind. Die Durchschnittspreise von Diensträdern liegen deutlich über denen des Gesamtmarktes. Dies ist laut Deloitte vor allem darauf zurückzuführen, dass es bei Leasing-Abschlüssen einen Mindestpreis gibt. E-Bikes bleiben mit einem Anteil von 78 Prozent (2023: 80 Prozent) die beliebtesten Leasingobjekte.
Zudem wächst der Anteil des Online-Leasings. 2024 stieg der Anteil der über digitale Plattformen geleasten Fahrräder auf 17 Prozent (2023: 12 Prozent). Trotzdem bleibt der stationäre Handel eine wichtige Säule im Dienstradleasing, da der Onlineanteil im Gesamtmarkt bei nur 29 Prozent liegt.
Lohnt sich das Dienstrad für den Arbeitnehmer?
Ob sich das Dienstrad für einen Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin lohnt, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Das Leasingmodell bietet dabei insbesondere steuerliche Vorteile. Seit 2020 gilt für Diensträder und E-Bikes die 0,25-Prozent-Regelung, was bedeutet, dass der geldwerte Vorteil nur mit einem Viertel des Bruttolistenpreises versteuert werden muss, bei klassischen Dienstwagen liegt dieser Wert bei 1 Prozent und bei Hybridfahrzeugen bei 0,5 Prozent. Für ein E-Bike im Wert von 4.000 Euro bedeutet dies nur 10 Euro monatlich als geldwerten Vorteil, was je nach Steuerklasse nur wenige Euro an Steuern ausmacht.
Die Leasingrate wird dabei über die sogenannte Entgeltumwandlung direkt vom Bruttogehalt abgezogen, was das steuerpflichtige Einkommen reduziert und somit zusätzlich Steuer- und Sozialabgaben spart. Besonders für Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen, die das Rad regelmäßig nutzen oder ein höheres Einkommen haben, kann das Leasingmodell finanziell vorteilhaft sein. Wer hingegen das Rad nur selten nutzt oder geringere Einkünfte erzielt, sollte sich überlegen, ob der Kauf eines eigenen Rades nicht die bessere Option ist.
Justin Geschwill ist Volontär der Personalwirtschaft.

