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Wie viele Mitarbeitende verpetzen ihre Kollegen?

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Von Zuspätkommen bis zu privaten Beschäftigungen am Arbeitsplatz – solche Vorfälle werden von Unternehmen nicht gutgeheißen. Doch oftmals bekommt der Arbeitgeber gar nicht mit, dass Vorkommnisse stattfanden. Anders sieht das aus, wenn Mitarbeitende ihren Führungskräften oder HR gezielt vom Fehlverhalten ihrer Kollegen und Kolleginnen berichten.

CVapp.de, Anbieter einer App zum Verfassen von Lebensläufen, hat im Januar und Februar 4.000 Deutsche gefragt, ob sie Kolleginnen und Kollegen wegen solcher und anderer „kleiner Fehler“ schon einmal bei Vorgesetzten denunziert haben, um ihr eigenes Ansehen im Unternehmen zu steigern. Mehr als jeder vierte Befragte (27 Prozent) bestätigte, aus diesem Grund schon Beschäftigte angeschwärzt zu haben.

Mitarbeitende in einer Einstiegs- oder Juniorposition neigen mit 31 Prozent am meisten dazu, kleinere Vorfälle zu melden, um ihr Image zu verbessern, während der Anteil im Mittelbau mit 26 Prozent geringster ist. Im Management drücken Geschäftsführer und CEOs am ehesten die Augen zu, was nicht verwundert, da sie die Karriereleiter bereits emporgestiegen sind und mit solchen Anschwärzungen ihre Position kaum verbessern dürften.

Die Beschäftigten wurden auch gefragt, ob sie bereits einmal Zeuge eines Fehlers von Kolleginnen oder Kollegen gewesen waren und erwogen hatten, diesen zu melden, um sich selbst besser darzustellen, sich dann aber doch dagegen entschieden hatten. Etwas mehr als jeder zweite Befragte (54 Prozent) bejahte dies; bei den Geschäftsführern und Unternehmensinhabern waren es 59 Prozent.

Zuspätkommen und zu frühes Gehen werden am häufigsten weitergegeben


Welche Vorfälle petzen die Beschäftigten am häufigsten? Mit knapp einem Viertel (24 Prozent) gaben die meisten an, dass sie Kolleginnen und Kolleginnen verraten würden, die zu spät kommen oder die Arbeit zu früh verlassen. Der zweithäufigste Grund, den gut 18 Prozent nannten, ist Online-Shopping während der Arbeitszeit, dicht gefolgt von häufigen Privatanrufen mit knapp 18 Prozent. Weitere Anlässe, andere Mitarbeitende zu melden, sind längere oder häufige Pausen mit 15 Prozent, Romanzen unter Kollegen und Kolleginnen sowie häufiges Verlängern oder Überschreiten von Fristen mit jeweils 14 Prozent. Dahinter rangieren Beschwerden über Vorgesetzte (9 Prozent), zu häufige Rauchpausen (8 Prozent), das Weiterleiten von Privatgesprächen über Beschwerden am Arbeitsplatz (7 Prozent) und schlechte Hygiene von anderen Mitarbeitenden (6 Prozent). Die Bildung von Cliquen im Büro (2 Prozent) und kleinere Verstöße gegen die Kleiderordnung (1 Prozent) gehören zu den Fauxpas im Job, die den Beschäftigten am wenigsten Anlass zum Weiterleiten geben.

Auch hier gibt es wieder Unterschiede je nach Berufsdauer, Alter oder Position: So sind Zuspätkommen und zu frühes Arbeitsende für die Befragten mit Seniorität die meldewürdigsten Verfehlungen, es sei denn, die Personen mit dem Fehlverhalten befinden sich in einer Einstiegsposition. Nachwuchskräfte hingegen würden die Kollegenschaft am ehesten wegen häufiger Privatgespräche verraten. Leitende Angestellte und Mitarbeitende in Führungspositionen geben es im Vergleich zu Beschäftigten in anderen Positionen am häufigsten weiter, wenn sich andere über das Management beschweren.

Die Frage ist, ob die „petzbereiten“ Mitarbeitenden damit wirklich ihr eigenes Ansehen und ihre beruflichen Möglichkeiten verbessern. Amanda Augustine von CVapp.de ist der Meinung, dass das gegenseitige Melden eher kurzlebige Vorteile mit sich bringt, während der Aufbau eines Rufs als zuverlässiger, vertrauenswürdiger und kooperativer Mitarbeitender langfristig zu besseren Karrierechancen führt.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.