Was der jüngsten arbeitenden Generation in der veränderten Arbeitswelt wichtig ist, gilt auch für die ältere: Flexibilität, Wertschätzung und sinnstiftende Tätigkeit. Das zeigt der Gesundheitsreport 2024 der Techniker Krankenkasse (TK). Befragt wurden für die Untersuchung im Januar 1.000 Erwerbstätige über 50 Jahre und 311 Vertreter von Unternehmen. New Work scheint ein Schlüssel zur allgemeinen Mitarbeiterzufriedenheit zu sein. Das Konzept legt einen größeren Fokus auf Flexibilität und wertschätzende Zusammenarbeit. Aber was kann es konkret für die Bindung von älteren Arbeitnehmern an das Unternehmen leisten?
Wertschätzung und Flexibilität machen den Unterschied
Die Untersuchung zeigt: Empfinden Beschäftigte ihre Arbeit als sinnstiftend, planen sie später in den Ruhestand zu gehen. Eine stärkere Lernkultur und ein höherer Grad an Selbstbestimmung sorgen auch dafür, dass Mitarbeitende länger im Job bleiben möchten. Flexible Möglichkeiten zur Arbeitszeitgestaltung und zur Verbindung von Privat- und Berufsleben wirken sich genauso positiv auf das Renteneintrittsalter aus. Denn auch Arbeitnehmer über 50 wünschen sich eine flexiblere Wahl von Arbeitsort und Arbeitszeit, um sie an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen zu können. Für die Befragten war das der wichtigste Grund für eine längere Erwerbstätigkeit.
Außerdem wünschen sich viele die Möglichkeit, zwischen Voll- und Teilzeit zu wechseln, sowie ihren Eintritt in den Ruhestand individuell gestalten zu können. Von den Befragten gaben über 70 Prozent an, diese Wünsche zu haben. „So viel steht fest: Die Einflüsse durch ‚New Work‘ in der gewandelten Arbeitswelt sind entscheidend für den Fachkräftediskurs“, heißt es im Studienreport der Techniker Krankenkasse. Die Studie zeigt jedoch auch, dass sich die Angebote der Arbeitgeber bislang nicht die Wünsche der Belegschaft abdecken. Lediglich die Hälfte der befragten Arbeitgeber gab an, die Arbeitszeit an die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen und nicht einmal 50 Prozent sagten, sie würden den Eintritt in den Ruhestand individuell gestalten.
Auch andere Aspekte wie Vergütung und gesundheitsförderliche Maßnahmen (60 Prozent) haben es in die fünf wichtigsten Gründe für eine längere Erwerbstätigkeit geschafft. Während sich zwar 66 Prozent der Befragten ein höheres Gehalt wünschten, boten nur 38 Prozent der 311 befragten Unternehmen diese Möglichkeit an. Besser steht es bei gesundheitsförderlichen Maßnahmen. Hier waren es 65 Prozent der Unternehmen.
Psychisch gesunde Beschäftigte arbeiten länger
Gesundheitlich „gut“ oder sogar besser fühlen sich, laut der Untersuchung der TK, immerhin 74 Prozent der befragten Beschäftigten über 50. Im Hinblick auf psychische Gesundheit zeichnet die Studie ein anderes Bild. Nur knapp 45 Prozent aller Befragten gaben an, sich durchschnittlich oder überdurchschnittlich psychisch gesund zu fühlen.
Eine gesunde Psyche ist also relevant für die Bindung von älteren Mitarbeitern, denn körperlich, aber vor allem mental gesunde Arbeitnehmer neigen dazu, später in den Ruhestand treten zu wollen. „Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Fehlzeiten der Beschäftigten in jüngeren Jahren und dem längeren Arbeiten über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus“, erklärt Dr. Thomas Grobe vom aQua-Institut, das an der Durchführung der Studie beteiligt waren.
Ältere Beschäftigte sind zunehmend wichtig
Natürlich sind Gesundheit und anpassungsfähige Arbeitszeitmodelle nicht nur Menschen über 50 wichtig. Allerdings ist im Lichte des Fachkräftemangels die Bindung dieser demografischen Gruppe zunehmend relevant für Unternehmen, denn es rücken immer weniger junge Arbeitskräfte nach. „Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50+ noch stärker in den Fokus zu rücken“, meint auch Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkassen. Beispielsweise gab ein Drittel der befragten Unternehmen an, dass aktuell der Anteil von Beschäftigten über 50 Jahre mindestens 40 Prozent der Belegschaft ausmacht. Bei 10 Prozent der befragten Unternehmen geht sogar mindestens ein Drittel der Belegschaft in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand. Unternehmen müssen daher ihre Angebote deutlich verbessern.
Die Studie zeigt allerdings noch ein anderes Problem auf. Denn trotz des Wunsches nach einem Jobausstieg vor dem gesetzlichen Rentenalter, den von den Befragten rund 31 Prozent haben, kann sich nicht jeder ein früheres Ausscheiden aus dem Berufsleben leisten. Nur 47 Prozent, also knapp die Hälfte der befragten Männer, bejahten diese Einschätzung; bei Frauen waren es lediglich 36 Prozent.
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