Mehr als die Hälfte der BWL-Studierenden weiß schon während des Studiums recht genau, was er oder sie eines Tages beruflich machen will. Ein Sechstel hat sogar schon sehr genaue Vorstellungen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Dafür hatten die Personalberatung Heidrick & Struggles und die TUM School of Management aus München im Oktober des vergangenen Jahres 700 Studenten und Studentinnen des Masterstudiengangs Betriebswirtschaft der TUM zu ihren Erwartungen und Präferenzen bezüglich ihres künftigen Berufsleben befragt. Auch wenn sie natürlich nicht repräsentativ sind für die Gesamtheit der BWL-Studierenden hierzulande, geben die Ergebnisse dennoch einen interessanten Einblick in die beruflichen Wünsche und Ambitionen der jungen Wirtschaftswissenschaftlergeneration.
Die große Mehrheit (90 Prozent) möchte demnach – wenig Überraschend – einmal in der Wirtschaft tätig sein. Alle anderen Bereiche sind offenbar kaum für die angehenden Betriebswirtschaftler attraktiv: Die Forschung kommt für lediglich 2 Prozent infrage. Ein Job bei NGOs oder dem Staat verlockt die BWLer noch weniger.
Die meisten zieht es ins Consulting
Thematisch am interessantesten für den BWL-Nachwuchs ist laut der Umfrage dder Bereich Strategie und Finanzen, zwei Drittel (66 Prozent) geben dies an. An zweiter Stelle steht der Digitalbereich (60 Prozent), das Thema Nachhaltigkeit kommt mit 48 Prozent auf Platz drei. Es folgt mit Operations (45 Prozent) wieder ein typischer BWL-Schwerpunkt. Vertrieb (26 Prozent) und Marketing (24 Prozent) sind weniger attraktiv. Aus HR-Sicht bedenklich: Das Personalmanagement zieht nur eine Minderheit von rund 5 Prozent der Studierenden an.
Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) würde gern für den ersten Job ins Ausland gehen, irgendwann im Laufe der Karriere wollen dies sogar 88 Prozent. Internationalität ist den jungen Menschen also wichtig.
Ehrgeiz und Work Life Balance schließen sich nicht aus
Und was erwarten sich die Master-Studierenden konkret von ihrem ersten „richtigen“ Arbeitgeber jenseits von Praktika und Co.? Mit gut drei Viertel der Nennungen (78 Prozent) spielt ein angenehmes Arbeitsklima die wichtigste Rolle. Auch eine gute Work Life Balance (72 Prozent) sowie flexible Arbeitsformen wie Homeoffice und Sabbaticals (70 Prozent) stehen hoch in der Gunst der BWL-Studenten und -Studentinnen. Erst mit etwas Abstand folgen ein hohes Einkommen beim Berufsstart (59 Prozent), spätere Einkommensperspektiven (55 Prozent) und der Wunsch, dass der erste Job ein gutes Sprungbrett für weitere berufliche Stationen bietet (51 Prozent). Dass das erste Unternehmen einen überzeugenden Purpose hat, ist für 43 Prozent relevant und damit sogar etwas wichtiger als gute Aufstiegschancen (41 Prozent).
Solche Antworten lassen zunächst erwarten, dass die Karriere hinter Wohlfühlfaktoren am Arbeitsplatz deutlich zurücksteht. Andererseits sagen mit 90 Prozent fast alle Befragten, dass sie ehrgeizig bis sehr ehrgeizig sind und etwas in ihrem Berufsleben erreichen wollen. Befragt zu ihren längerfristigen Karriere-Ambitionen gibt knapp ein Drittel (31 Prozent) an, einmal an der Spitze eines Unternehmens oder eines Teils eines großen Konzerns stehen zu wollen. Gut ein Viertel (29 Prozent) möchte zusammen mit Gleichgesinnten ein Start-up aufbauen. Dagegen sagen 13 Prozent der Befragten, Karriere sei zwar gut, werde aber nicht im Mittelpunkt ihres Lebens stehen.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.