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Neue Vorständinnen werden meist extern von Headhuntern entdeckt

Mehr als die Hälfte der neu berufenen weiblichen Vorstandmitglieder in deutschen Unternehmen werden durch Personalvermittler gefunden. Das zeigt eine neue Analyse der Allbright Stiftung. Demnach haben ganze 63 Prozent der heutigen weiblichen Vorstandsmitglieder in den 160 Dax-, MDax- und SDax-Unternehmen nicht im eigenen Unternehmen Karriere gemacht, sondern wurden extern für den Vorstand oder ursprünglich die Ebene darunter rekrutiert. Bei neu berufenen männlichen Vorstandsmitgliedern betrug dieser Wert hingegen nur 44 Prozent. Zu den von Headhuntern gefundenen Vorständinnen gehören beispielsweise Stephanie Coßmann, oberste Personalerin bei der Symrise AG, und Christine Giesen, Personalvorständin bei Metro und gefunden von Beratern des Marktführers Egon Zehnder.

Insgesamt haben es Frauen schwer, heißt es in der Studie, in einem Unternehmen Karriere zu machen: In den letzten fünf Jahren sind zum Großteil (83 Prozent) Männer an die Unternehmensspitze befördert worden. Das lieg laut Allbright vor allem daran, dass Unternehmen die Frauenförderung – wenn überhaupt – zum Großteil unsystematisch betrieben hätten. Es seien schlichtweg zu wenig weibliche Führungskräfte in den Firmen vorhanden, aus denen man wählen könne.

Ausländische Unternehmen als Quelle

Gleichzeitig müssen Unternehmen mehr Spitzenpositionen aus rechtlichen Gründen und wegen des sozialen Drucks weiblich besetzen, was sich auch in den Analyseergebnissen widerspiegelt: Für die externe Besetzung von Vorstandsposten wurden im vergangenen Jahr fast ebenso viele Frauen wie Männer gefunden (46 Prozent), vor fünf Jahren betrug dieser Wert nur 14 Prozent. Die Personalvermittler suchen hierfür vor allem im Ausland. Zwischen März 2018 und März 2023 lag der Anteil weiblicher Vorstände, die zuvor bei einem ausländischen Unternehmen gearbeitet haben, bei 49 Prozent. Bei Männern waren es 36 Prozent. Grund hierfür ist laut Allbright, dass der Frauenanteil in Unternehmen im Ausland größer ist.


Innerhalb Deutschlands sind die Dax40-Unternehmen die wichtigste Quelle für Vorständinnen, zeigt die Studie. Immerhin 19 Prozent der berufenen Top-Managerinnen arbeiteten hier vorher auf der Ebene unter dem Vorstand. Bei den berufenen Top-Managern lag dieser Wert bei nur neun Prozent.

Vorständinnen bleiben länger

Überdies sind Vorständinnen loyaler als ihre männlichen Kollegen. Nur 19 Prozent der in den letzten fünf Jahren rekrutierten Top-Managerinnen haben das Unternehmen bereits wieder verlassen. Bei ihren männlichen Kollegen liegt dieser Wert mit 30 Prozent ungleich höher.

Die Analyse zeigt, dass Headhunter weibliche Talente in Unternehmen finden, wo die Personalverantwortlichen ihr Potenzial nicht erkennen. Die Vermittlung dieser Talente in andere Unternehmen, in denen sie dann ihre Karriere fortsetzen können, ist gut für diese Mitarbeiterinnen. Doch das kann nur ein Teil der Lösung sein, wenn es darum geht, den Frauenanteil in den Unternehmensführungen deutlich und nachhaltig zu erhöhen. „Wenn wir Parität nicht nur bei den externen Besetzungen, sondern auch bei den internen Beförderungen bis in die Unternehmensführung erreichen wollen, müssen die Unternehmen selbst systematisch einen größeren Pool an weiblichen Führungskräften auf allen Ebenen aufbauen“, schreiben die Autoren der Studie. Daran führe kein Weg vorbei.

Info

Tim Stakenborg verantwortet die Heftplanung des Magazins Personalwirtschaft. Zudem betreut er das Thema Aus- und Weiterbildung (inklusive MBA und E-Learning) und beschäftigt sich mit dem Bereich Employee Experience und Retention.